"Absolut kein Verständnis": Kritik an Anti-Hopp-Banner
Für rund sieben Minuten war die Partie zwischen dem SV Meppen und dem MSV Duisburg am Sonntag unterbrochen, nachdem beide Fanlager zu Beginn der zweiten Halbzeit Anti-Hopp-Banner hochgehalten hatten. Die Spieler des SV Meppen hatten kein Verständnis für die Aktion von Teilen der eigenen Anhänger, während sich MSV-Kapitän Moritz Stoppelkamp verwundert zeigte.
"Braucht kein Mensch"
"Euer Versprechen hält nur solange kein Hurensohn beleidigt wird": Mit diesem Spruchband protestierten Fans des SV Meppen gegen die Wiedereinführung der Kollektivstrafen. Konkret betroffen sind die Fans von Borussia Dortmund, die in den kommenden beiden Jahren von den Auswärtsspielen in Hoffenheim ausgeschlossen wurden. Dabei hatte DFB zuvor angekündigt, von Kollektivstrafen künftig abzusehen. Doch weil es wiederholt zu Schmähungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp gekommen war, sei der Widerruf "unausweichlich" gewesen, so der DFB. War Hopp vielen Fans aufgrund seiner Millionen-Investitionen in 1899 Hoffenheim ohnehin schon ein Dorn im Auge, ist er nun endgültig zum Feindbild vieler Ultra-Gruppen geworden. Auch, weil er mehrere Fans nach Beleidigungen angezeigt hatte.
Dass die Fans nun auf deutliche Art und Weise gegen den DFB und Hopp protestieren, dafür hatte Willi Evseev "kein Verständnis", wie er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte: "Wir sind in der 3. Liga und nicht in der Bundesliga." Der eigenen Mannschaft habe man damit "keinen Gefallen" getan. "Davon profitiert keiner, das ist unnötig und sowas braucht man nicht." Auch Luka Tankulic hatte für die Aktion der Fans "absolut kein Verständnis" und ist der Auffassung, "dass das nicht zum Fußball gehört." Es sei schade, "dass der Fußball dafür ein Gehör bietet und solche Angelegenheiten nutzt." Die klare Meinung des Torschützen: "Das machen Leute, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und die nicht wegen des Fußballs im Stadion sind, sondern aus anderen Gründen. Die braucht kein Mensch."
Etwas differenzierter bewertete Kapitän Thilo Leugers die Proteste: "Ich verstehe, dass sie gegen Kollektivstrafen sind und kann das auch nachvollziehen." Doch einzelne Personen zu beleidigen, gehe nicht. "Wir beschimpfen Leute und das ist ein Skandal, denn das Wort 'Hurensohn' kann ich einfach nicht mehr lesen."
MSV-Plakat "war harmlos"
Für Verwunderung sorgte die Unterbrechung derweil beim MSV Duisburg. Zwar präsentierten auch die MSV-Anhänger ein Anti-Hopp-Plakat ("Hat der Dietmar genug Kohle, wird zu seinem Schutz und Wohle von Leuten, deren Wort nichts wert, mal wieder jemand ausgesperrt"), allerdings enthielt dieses keine Beleidigung und war zudem vom SV Meppen genehmigt worden.
Dennoch unterbrach Schiedsrichter Michael Bacher die Partie zunächst aufgrund dieses Banners, auch die anschließende Stadiondurchsage galt zunächst den MSV-Fans. "Das Plakat war harmlos", so Stoppelkamp im "RevierSport". "Ich weiß nicht, wo das Problem war. Ich weiß nicht, ob man das so wichtig nehmen muss, wir spielen 3. Liga und sind nicht der FC Bayern. Ich weiß nicht, ob das so aussagekräftig ist, wenn so etwas bei uns passiert."
Auch SVM-Trainer Christian Neidhart warb dafür, genau zu schauen, "was für ein Plakat hochgehalten wird und ob es wirklich eine Beleidigung ist". Den eigenen Fans redete er während der Spielunterbrechung derweil ins Gewissen: "Ich bin auf den Zaun gegangen, weil es mir um Fußball geht. Die meisten sind deswegen im Stadion und das habe ich ihnen deutlich gesagt." Neidhart warb dafür, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ob das Spruchband der Meppener Fans ein Nachspiel haben wird, ist noch offen.