Ex-Drittliga-Profis: Was macht eigentlich Alf Mintzel?
Sie kickten lange in der 3. Liga, waren mehrere Jahre Teil unseres wöchentlichen Unterhaltungsprogramms. Jetzt sind sie von der Bildfläche verschwunden und in anderen Ligen am Ball. liga3-online.de wirft einen Blick auf den Werdegang ehemaliger Drittliga-Profis. Heute: Wehen Wiesbadens Vereinslegende Alf Mintzel.
Platz zwei im Rekordspieler-Ranking der 3. Liga
Elf Jahre spielte Alf Mintzel in der 3. Liga. Nach zwei Spielzeiten beim SV Sandhausen kickte der heute 38-jährige Linksverteidiger von 2010 bis 2019 durchgängig für den SV Wehen Wiesbaden drittklassig. Bei den Wiesbadenern wurde der gebürtige Würzburger zur absoluten Kultfigur und zum Publikumsliebling. 272 Einsätze in neun Jahren absolvierte der Dauerbrenner für den SVWW in der 3. Liga. Zusammen mit den 53 Partien für Sandhausen kommt Mintzel auf insgesamt 325 Drittliga-Begegnungen.
Damit muss der Außenverteidiger, der vor seiner langen Zeit in der 3. Liga auch in der 2. Bundesliga aktiv war (35 Einsätze für Greuther Fürth und die Offenbacher Kickers), im Rekordspieler-Ranking bloß Tim Danneberg den Vortritt lassen. Der jetzige Co-Trainer des Zweitligisten VfL Osnabrück führt die Rangliste mit 332 Spielen in der 3. Liga an. Genau wie Danneberg beendete Mintzel im Sommer 2019 seine Profilaufbahn. Beide sorgten durch den Aufstieg mit ihren Vereinen für einen perfekten Abschluss ihrer Karriere. Während Osnabrück Meister wurde, realisierte Wiesbaden als Tabellendritter und Sieger in der Relegation gegen den FC Ingolstadt (1:2/3:2) nach zehn Jahren die Rückkehr in die 2. Bundesliga.
Unvergessen: Mintzels Last-Minute-Tor zum Klassenverbleib
Emotionale Momente gab es für Mintzel mit dem SVWW aber auch vor dem Aufstieg im letzten Jahr einige. Unvergessen bleibt das wohl spektakulärste Saisonfinale der Drittliga-Geschichte in der Spielzeit 2015/16, bei dem die Vereinslegende den Wiesbadenern in allerletzter Sekunde den Klassenverbleib rettete. Ohne sein Last-Minute-Tor in der 94. Minute zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart II wäre der heutige Zweitligist vor vier Jahren in die Regionalliga abgestiegen. "Das war ein Herzschlagfinale und der absolute Wahnsinn", erinnert sich Mintzel im Gespräch mit liga3-online.de.
Statt Wiesbaden mussten durch den Treffer von Mintzel die Stuttgarter Kickers den Gang in die 4. Liga antreten. Mittlerweile kicken die Kickers in der 5. Liga. Wer weiß, wo der SVWW heute spielen würde, wenn Mintzel mit seinem schwachen linken Fuß nicht das Tor getroffen hätte. Der Spaßvogel, der bei seinen Mitspielern auch als Party-König galt, hat sich damit in Wiesbaden unsterblich gemacht. Bei der anschließenden Nicht-Abstiegsfeier wären wir gerne dabei gewesen. "Alf und ich waren meistens die Tagesvollsten“, erzählte uns der ehemalige SVWW-Keeper Markus Kolke (jetzt Hansa Rostock) im Thesen-Interview grinsend: "Mit ihm konnte man definitiv überragend feiern."
Heute: Amateurfußball in 7. Liga und Marketing beim SVWW
Nach seinem Ende seiner Profikarriere blieb Mintzel dem SV Wehen Wiesbaden treu. Seit letzten Sommer arbeitet er bei den Hessen in der Marketing-Abteilung. Komplett die Fußballschuhe an den Nagel gehangen hat Mintzel aber noch nicht. Der Defensivspieler lässt seine fußballerische Laufbahn beim hessischen Siebtligisten SG Walluf in der Gruppenliga Wiesbaden ausklingen.
"Der Fokus liegt ganz klar auf dem Spaß an Fußball“, sagt Mintzel gegenüber "fussball.de": "Auch gesundheitlich ist es wichtig, die Belastung nach dem Abschluss der Profikarriere nicht von 100 Prozent auf Null zurückzuschrauben. Mit der Gruppenliga habe ich für mich genau die richtige Spielklasse getroffen. Den Aufwand kann ich gut mit meiner Tätigkeit in der Marketing-Abteilung des SV Wehen Wiesbaden verbinden."
Auch in der nächsten Saison wird der im Dezember 39 Jahre alt werdende Routinier voraussichtlich noch selbst am Ball sein: "Davon gehe ich aus. Ich habe weiterhin Lust, Fußball zu spielen.“ Vielleicht schafft es Mintzel ja auch mit der SG Walluf, noch einen Erfolg zu feiern. Als Aufsteiger spielte der Amateurklub aus Niederwalluf zuletzt direkt oben mit, rangierte vor der Saison-Unterbrechung auf Platz vier. Mintzel betont: "Aufzusteigen, ist immer geil – ganz egal, ob in der Gruppenliga oder in der 3. Liga. Die Sehnsucht nach so einem Erlebnis existiert immer."