Ex-Drittliga-Profis: Was macht eigentlich Marcel Ziemer?
Sie kickten lange in der 3. Liga, waren mehrere Jahre Teil unseres wöchentlichen Unterhaltungsprogramms. Jetzt sind sie von der Bildfläche verschwunden und in anderen Ligen unterwegs. liga3-online.de wirft einen Blick auf den Werdegang ehemaliger Drittligaprofis. Heute: Marcel Ziemer, zweitbester Torschütze in der Geschichte der 3. Liga.
Nur Rekordtorjäger Fink knipste öfter
75 Treffer in 238 Drittliga-Partien – in seinen insgesamt neun Jahren in der 3. Liga bewies Marcel Ziemer regelmäßig sein Können. "Cello" – so lautet sein Spitzname – hat in der ewigen Torschützenliste der 3. Liga nur einen Spieler vor sich. Rekordtorjäger Anton Fink war insgesamt 136 Mal erfolgreich und führt damit unangefochten die Rangliste der erfolgreichsten Drittliga-Knipser an.
Allerdings absolvierte Fink, der aktuell beim Zweitligisten Karlsruher SC unter Vertrag steht, auch 86 Drittliga-Begegnungen mehr (insgesamt 324) als der Zweitplatzierte im Torschützen-Ranking. Weitere Partien kommen für Ziemer definitiv nicht mehr hinzu. Der in Worms geborene Stürmer beendete vor wenigen Monaten offiziell seine Karriere, nachdem er zuvor viel Verletzungspech hatte. Dem Fußball ist er dennoch treu geblieben. Dazu später mehr.
Karrierestart bei den "Roten Teufeln"
In Worms aufgewachsen, startete Ziemer seine Profikarriere im Fußball beim großen 1. FC Kaiserslautern. 2004 verließ er seinen Jugendklub TuS Neuhausen-Worms und wechselte zu den "Roten Teufeln". In Kaiserslautern spielte der Torjäger zunächst für die U23, 2006 folgte der Sprung in die erste Mannschaft. Zum Ende der Saison 2005/06 bekam Ziemer zweimal als Joker die Chance, sich in der 1. Bundesliga zu zeigen. Sowohl bei Eintracht Frankfurt (2:2) als auch beim VfL Wolfsburg (2:2) traf er. Seine Bundesliga-Bilanz bis heute: Zwei Kurzeinsätze, zwei Tore.
Seine beiden Treffer genügten nicht, um den FCK vor dem Abstieg zu retten. Am letzten Spieltag gegen den direkten Konkurrenten aus Wolfsburg wäre ein Sieg nötig gewesen. So aber ging es für Lautern und Ziemer runter in die 2. Liga. Zweieinhalb Jahre kickte "Cello" mit dem Traditionsverein im Unterhaus, ehe er dem FCK den Rücken kehrte. Nach mehreren Monaten in der Reservistenrolle entschied sich Zimmer bereits in der Winterpause der Spielzeit 2008/09 für einen Tapetenwechsel. Sein neuer Verein: Der SV Wehen Wiesbaden.
Beginn der neunjährigen Drittliga-Reise
In Wiesbaden kam Ziemer wieder zu deutlich mehr Einsätzen. Allerdings musste der Angreifer beim SVWW den nächsten Abstieg hinnehmen. Diesmal hieß es: Tschüss 2. Liga, hallo 3. Liga. Dass er dort dann den Rest seiner weiteren Fußballer-Laufbahn spielen würde, war damals nicht abzusehen und sicher nicht sein Plan. Doch es kam so. Von 2009 bis 2018 kickte Ziemer durchgängig in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.
Zweieinhalb Jahre war "Cello" für die Wiesbadener aktiv, dann zog es ihn ins Saarland zum 1. FC Saarbrücken. Beim ehemaligen Bundesligisten avancierte er prompt zu einem absoluten Leistungsträger. Schon in seiner ersten Saison steuerte der Mittelstürmer bei 31 Einsätzen elf Treffer und sieben Assists bei, in der zweiten Spielzeit waren es dann 16 Tore und fünf Vorlagen in 27 Partien. Doch bereits in Saarbrücken begann das, was einige Jahre später zu seinem Karriereende führen sollte: Sein Verletzungspech. Mehrere Muskelfaserisse, ein Außenbandriss im Sprunggelenk, ein Innenbandanriss im Knie und eine Handverletzung: Ziemer wurde anfälliger für Verletzungen und verpasste so immer mehr Spiele.
Publikumsliebling in Rostock
Seine längste Station in der 3. Liga folgte aber trotz anfangender Verletzungsprobleme noch. Nach drei Jahren in Saarbrücken wechselte Ziemer zu seinem dritten und letzten Drittligaverein: dem F.C Hansa Rostock. Auch bei der Hanse-Kogge fügte sich der Torjäger nahtlos ein, erzielte 15 Treffer in seiner Premierensaison und wurde schnell zum Publikumsliebling. Auch dank Ziemer konnte der F.C. Hansa in der Spielzeit 2014/15 mit Ach und Krach den Abstieg auf Platz 17 verhindern.
Die nachfolgende Saison 2015/16 war für Ziemer geprägt von einer langen Ausfallzeit. Eine Schambeinentzündung machte ihm mehrere Monate zu schaffen. Aber der 1,84 Meter große Rechtsfuß kämpfte sich – wie so oft in seiner Laufbahn – zurück. Die Spielzeit 2016/17 war Ziemer größtenteils verletzungsfrei. Das Jahr darauf wurde dann aber sein letztes im Profifußball. Schon zu Saisonbeginn 2017/18 zog sich Ziemer einen Kreuzbandriss zu. Es folgten zwei OPs, dabei wurde ihm auch Knorpel transplantiert. Die Reha dauerte lange, auch nach einem Dreivierteljahr war er meilenweit von einem Comeback entfernt. Im Sommer 2018 trennten sich die Wege von Ziemer und Rostock – das Ende von Ziemers neunjährigen Reise durch die 3. Liga.
Rückkehr in die Heimat und Start der Trainerlaufbahn
Der Rostocker Publikumsliebling kehrte zurück in seine Geburtsstadt Worms. Dort hatte Ziemer zwei Ziele. Sportlich: Sich wieder fit machen und noch einmal angreifen. Privat: Mehr Zeit mit seinen mittlerweile drei Kindern verbringen, die zuvor rund 750 Kilometer entfernt lebten. Das sportliche Ziel musste "Cello" aber schnell begraben, weil die Schmerzen blieben. Immerhin war der dreifache Familienvater mittlerweile auch schon weit über 30.
Was folgte, war der logische Schritt. Ziemer beendete offiziell seine Spielerkarriere und begann, sich auf andere Aufgaben zu stürzen. Seit November letzten Jahres ist der heute 34-Jährige U15-Trainer beim Oberligisten TSG Pfeddersheim. Der Kontakt kam über den Sportlichen Leiter Dennis Dell zustande, mit dem Ziemer einst gemeinsam beim TuS Neuhausen-Worms in der Jugend gekickt hatte. Ob das der Start einer langen und erfolgreichen Trainerkarriere ist? Eines ist klar: Ziemer will auf jeden Fall im Fußballgeschäft bleiben. Vorerst erklärt er 14-jährigen Talenten, wie sie Tore schießen.
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