Ex-FCK-Sportchef Boris Notzon kritisiert Investoren und Merk
Zwei Wochen ist es her, dass Boris Notzon als Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern freigestellt worden war. Nun ist ein Schreiben des 41-Jährigen an die Gremien aufgetaucht, das er bereits im Dezember verfasst hatte. In dem siebenseitigen Schriftstück, das unter anderem dem "Wochenblatt" vorliegt, übt er deutliche Kritik an den Investoren und dem Beiratsvorsitzenden Markus Merk. Es geht um zu viel Einflussnahme von außen.
"Kommunikatives Desaster"
Notzon zufolge habe Merk ihm am 16. Dezember in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass sein zum Saisonende auslaufender Vertrag gemäß eines einstimmigen Beiratsbeschlusses nicht verlängert werden solle. Allerdings liege ein solcher Vorgang nicht im Aufgabenbereich des Beirats, sondern der Geschäftsführung. Dass ihm kurz vor Weihnachten öffentlich das Vertrauen entzogen worden sei, bezeichnet Notzon als "kommunikatives Desaster". Auch sonst habe Merk Einfluss auf das operative Tagesgeschäft nehmen wollen – etwa im Hinblick auf das Kapitänsamt und den Zuständigkeitsbereich des Cheftrainers.
Wie weitreichend die Einflussnahme gewesen sein soll, macht Notzon am Transfer von Janik Bachmann, der im Winter vom FCK nach Sandhausen gewechselt war, deutlich. Während Notzon mit dem sportlichen Leiter des SV Sandhausen über den Wechsel verhandelt habe, soll sich Merk eingeschaltet und parallel Gespräche mit dem Geschäftsführer des SV Sandhausen geführt haben. Der Beiratsvorsitzende soll einen Tausch zum Nulltarif mit Anas Ouahim angeregt haben, während Notzon nach eigenen Angaben eine möglichst hohe Ablösesumme für Bachmann aushandeln wollte.
Einflussnahme und Einmischung
Die interne Kommunikation und die Einmischung der Investoren in das operative Tagesgeschäft beschreibt Notzon laut dem "Wochenblatt" als "nicht immer förderlich". So soll einer der Investoren eine Nachricht an den damaligen Trainer Jeff Saibene geschrieben haben – der Inhalt: "Wir brauchen einen neuen Sportdirektor!" Auf Wunsch des Investors soll auch ein regelmäßiger Austausch zu sportlichen Themen, Spielergehältern, geplanten Neuzugängen, der Trainerauswahl oder dem Scouting-Bereich stattgefunden haben. Teilweise sollen Investoren und Aufsichtsräte in Personalentscheidungen involviert gewesen sein und diese sogar mitbestimmt haben. Unter anderem die Verpflichtung von Marco Antwerpen soll durch Vertreter der Aufsichts- und Beratungsgremien sowie Investoren vorgegeben worden sein. Ein Austausch zum Gesundheitsstand von Neuzugängen habe nicht stattgefunden.
Mit dem Schreiben wolle sich der 41-Jährige nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern für Transparenz sorgen. Der FCK könne sich nicht immer wieder aufs Neue verschulden, seine sportlichen Leistungsträger verkaufen, die daraus erzielten Erlöse kaum reinvestieren, eine Insolvenz durchziehen, im Schnitt zwei Cheftrainer pro Saison verschleißen und das operative Tagesgeschäft nach den Wünschen ständig wechselnder Entscheidungsträger ausrichten. Notzon kommt daher zu dem Schluss, dass der FCK aufgrund der Differenzen in und zwischen den Vereinsgremien als Chaos-Club wahrgenommen werde. Daher sei es nicht verwunderlich, dass der sportliche Erfolg ausbleibe.