Fragen und Antworten zu den Rassismus-Vorwürfen
Beim Spiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem 1. FC Magdeburg (2:1) soll es am Mittwochabend zu rassistischen Äußerungen von Saarbrücker Spielern gegenüber mehreren Profis des FCM gekommen sein. liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
"Rassistische Äußerungen bis zum Äußersten"
Worum geht es?
Im Raum steht, dass die Magdeburger Spieler Baris Atik, Amara Condé und Sirlord Conteh während des Spiels rassistisch beleidigt wurden. Gegenüber der "Bild" berichtete Condé: "Da kamen Sprüche wie 'Sag deinen Eltern, die sollen wieder zurückpaddeln'. Das N-Wort hast du permanent gehört und immer war eine dreckige Lache dabei." Vor allem von Dennis Erdmann sollen die Äußerungen ausgegangen sein. "Ich kann nur sagen, dass dieser Mensch rassistische Äußerungen bis zum Äußersten geäußert hat – und das permanent", so Condé in der "Volksstimme".
Ist Erdmann der einzige Beschuldigte?
Nein. Laut Darstellung der FCM-Spieler sollen auch andere Akteure des 1. FC Saarbrücken rassistische Beleidigungen geäußert haben. Konkrete Namen nannten sie aber nicht.
Wurde das Schiedsrichter-Team um Dr. Robert Kampka während der Partie informiert?
"Wir haben sie darauf angesprochen, wie die Spieler von Saarbrücken unsere Spieler teilweise rassistisch beleidigt haben und er hat nicht eingegriffen", berichtet Atik in der "Volksstimme".
Wie äußerte sich Kampka nach der Partie?
Der 39-Jährige gab gegenüber der "Bild" an, die Äußerungen nicht wahrgenommen zu haben. Entsprechend machte er auch keinen Vermerk im Spielberichtsbogen.
Warum sind Condé und Co. nach den Beleidigungen nicht sofort vom Platz gegangen?
"Wir haben mit Sisi (Sirlord Conteh, d. Red.) auf dem Platz darüber geredet, aber gesagt, wir spielen weiter und wollen die Punkte mitnehmen", so Condé in der "Bild"-Zeitung.
Wie hat Erdmann auf die Vorwürfe reagiert?
Er selbst wollte sich nicht äußern, ließ über FCS-Pressesprecher Peter Müller aber ausrichten: "Ich habe lediglich gesagt, halte die Klappe und spiele weiter Fußball. Der Schiedsrichter stand dabei direkt daneben." Laut der "Saarbrücker Zeitung" soll Erdmann nach der Partie in der Magdeburger Kabine gewesen sein und sich danach auch mit einigen Gegenspielern scherzend in der Mixed-Zone ausgetauscht haben.
FCS weist Vorwürfe "entschieden" zurück
Ist Erdmann zum ersten Mal negativ aufgefallen?
Nein. Schon häufiger stand der Verteidiger aufgrund von Beleidigungen im Fokus. Etwa im Oktober 2016, als er im Trikot von Hansa Rostock die Familie von Duisburgs Kingsley Onuegbu diffamiert haben soll.
Was sagt Saarbrücken-Trainer Uwe Koschinat?
"Ich habe von derartigen Dingen auf dem Platz und auch nach Abpfiff nichts mitbekommen", wird Koschinat in der "Saarbrücker Zeitung" zitiert und betont: "Bei uns in der Kabine gibt es keinerlei rassistische Tendenzen. So etwas wird bei mir nicht geduldet."
Was sagt Magdeburgs Christian Titz?
Bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Wiesbaden sprach Titz am Donnerstag von einer "Null-Toleranz-Grenze" beim Thema Rassismus. "Spieler, die sich solche Dinge erlauben, gehören vom Spielfeld verwiesen. Das hat nichts auf dem Platz verloren. Welcher Herkunft Menschen sind, ist völlig egal. Wir sind alle gleich." Noch am Abend seien Spieler zu ihm gekommen und hätten von den rassistischen Äußerungen berichtet und sie detailliert geschildert. "Ich vertraue meinen Spielern", so Titz. Optimaler wäre es allerdings gewesen, man hätte es direkt während des Spiels erfahren. Dann hätte man die Dinge direkt vor Ort aufgeklärt und auch den Schiedsrichter kontaktieren können.
Wie reagiert der FCS?
In der "Saarbrücker Zeitung" spricht Pressesprecher Peter Müller von "nicht bewiesenen Anschuldigungen" und sagt: "Die Magdeburger Spieler sollten sich vielleicht besser ein Beispiel an ihrem Trainer Christian Titz nehmen, der die verdiente Niederlage eingeräumt hat. Die Spieler sollten jetzt nicht mit irgendwelchen Behauptungen die Leistung des Gegners schmälern."
Am Freitagvormittag veröffentlichte der FCS zudem eine Stellungnahme und wies die "unbelegten Vorwürfe wegen angeblich rassistisch motivierten Äußerungen" von FCS-Spielern "entschieden zurück". Rassismus habe "in unseren Reihen keinen Platz", so der Verein. Spieler seien seit Jahren dazu angehaltenen, rassistische Äußerungen dem leitenden Schiedsrichter Gespann sofort zu melden. "Wir stellen fest, dass entsprechende Meldungen Magdeburger Spieler nicht dokumentiert sind."
Auch in der Halbzeitpause habe es "keine erkennbaren Aktivitäten seitens Magdeburger Spielern" gegeben, angebliche rassistische Äußerungen publik zu machen und Einschreitungen zu veranlassen. "Wir stellen fest, dass diese Möglichkeit der direkten und konkreten Aufarbeitung etwaiger rassistischer Vorkommnisse nicht in Betracht gezogen wurde." Auch auf der Pressekonferenz nach der Partie seien die Vorwürfe nicht zur Sprache gekommen, "obwohl die Bedeutung der Tragweite dieser Thematik wohl allen bewusst gewesen sein müsste".
In Anbetracht der Faktenlage "entbehren die einseitig erhobenen und nicht belegten Vorwürfe Magdeburger Spieler jeder belastbaren Grundlage", betont der FCS und bittet die verantwortlichen Vereinsgremien des 1. FC Magdeburg, "entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, dass solche unbelegbaren Vorwürfe künftig nicht mehr stattfinden". Gerade Traditionsvereine wie der 1. FC Magdeburg und der 1. FC Saarbrücken hätten eine gesellschaftliche Verantwortung, "Rassismus entschieden zu bekämpfen, anstatt ihn durch emotionsgeladene Äußerungen auch noch zu befördern. Wir bieten deshalb dem 1. FC Magdeburg gerne ein klärendes Gespräch an, um die im Raum stehenden Vorwürfe aus der Welt zu schaffen."
DFB prüft Vorwürfe
Wie reagiert der DFB?
Auf Anfrage von liga3-online.de teilte der Verband mit: "Die Vorwürfe und der Vorgang werden derzeit vom DFB-Kontrollausschuss geprüft." Ein Ermittlungsverfahren ist bislang aber noch nicht eingeleitet worden. Dennoch wurden die beteiligten Spieler zur Abgabe einer Stellungnahme aufgefordert. "Danach werden die Dinge sicherlich klar und eindeutig aufgeklärt werden", so Titz.
Gibt es Audio- oder Video-Aufnahmen von den Äußerungen?
Nein, bislang steht Aussage gegen Aussage.
Warum jubelte Atik nach seinem Tor provozierend vor dem FCS-Fanblock?
"Der Hintergrund war einfach, dass ich schon vorher aufs übelste beleidigt wurde von den Spielern und den Fans", erklärt er in der "Bild".
Wie geht es nun weiter?
Sollten sich die Vorwürfe gegen die Saarbrücker Spieler erhärten, droht ihnen mindestens eine Geldstrafe.