Fragen und Antworten zur Insolvenz des KFC Uerdingen
Der KFC Uerdingen hat die Reißleine gezogen und am Donnerstag ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Was heißt das konkret? Welche Folgen hat der Schritt? Und wie geht es nun weiter? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
Hintergründe
Warum meldet der KFC Insolvenz an?
Hauptgrund ist die Tatsache, dass nach dem angekündigten Ausstieg von Investor Mikhail Ponomarev bisher kein neuer Investor gefunden wurde. Kurz vor dem Jahreswechsel schienen die Gespräche zwar bereits weit fortgeschritten, doch wie letzte Woche bekannt geworden war, konnten die Verhandlungen bislang nicht zu einem Abschluss gebracht werden. Das Problem: Ohne einen externen Geldgeber ist der KFC in der 3. Liga nicht überlebensfähig. Wie der Klub zudem mitteilte, würden die "aktuellen Rahmenbedingungen" aufgrund "erheblicher Umsatzeinbußen durch die Corona-Pandemie" gepaart mit hohen Kosten wegen der in Krefeld ungeklärten Stadionsituation den KFC "vor große Herausforderungen" stellen. Auf welche Summe sich der Schuldenberg beläuft und wer die Gläubiger sind, ist bislang nicht bekannt. Zuletzt war allerdings durchgesickert, dass der KFC sowohl bei der Stadionmiete als auch bei den Gehältern im Rückstand sein soll.
Was ist eine Insolvenz in Eigenverwaltung?
Eine Insolvenz in Eigenverwaltung bedeutet, dass die Geschäftsführung die Verfügungsgewalt über die GmbH behält und Herr des Geschehens bleibt. Die Geschäftsführung erhält lediglich einen Sachwalter an die Seite gestellt. Oder anders erklärt: Während ein Insolvenzverwalter bei einer herkömmlichen Insolvenz (im übertragenen Sinn) auf der Trainerbank sitzt und Aufstellung sowie Taktik bestimmt, sitzt ein Sachwalter hingegen auf der Tribüne und beobachtet. Ziel der Insolvenz in Eigenverwaltung ist, das Unternehmen – in diesem Fall die KFC Uerdingen 05 Fußball GmbH – zu erhalten. Ein weiterer Unterschied zu einer Regelinsolvenz ist die Tatsache, dass im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren weder Lohnsteuern, Sozialversicherungsbeiträge noch Umsatzsteuer gezahlt werden müssen – eine erhebliche Entlastung. Auch die Personalkosten fallen vorerst weg.
Was sind die nächsten Schritte?
Bis das Verfahren vom Gericht eröffnet wird, befindet sich der KFC in einer vorläufigen Eigenverwaltung. In der Regel dauert das vorläufige Verfahren rund drei Monate – so war es auch beim 1. FC Kaiserslautern im vergangenen Jahr der Fall. Zudem wird dem Klub vom Gericht unter Mitwirkung des Gläubigerausschusses ein Sachwalter an die Seite gestellt, der im Anschluss seine Arbeit aufnimmt. Unter anderem erstellt er ein Gutachten, um zu klären, dass die Voraussetzungen für eine Eigenverwaltung gegeben sind. Es darf zum Beispiel keine Hinweise darauf geben, dass die Eigenverwaltung zu Nachteilen für die Gläubiger führt. Außerdem muss die Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung bestehen – die sogenannte "positive Fortführungsprognose" (Quelle: finance-magazin.de). Eine weitere Voraussetzung ist die Besserstellung der Gläubiger im Vergleich zur Regelinsolvenz.
Im nächsten Schritt wird ein Insolvenzplan erstellt, über den die Gläubiger am Ende abstimmen werden. Damit das Verfahren erfolgreich abgeschlossen werden kann, muss mindestens die Hälfte der Gläubiger dem Plan im Rahmen einer Gläubigerversammlung, die in der Regel sechs Wochen nach Eröffnung des Verfahrens stattfindet, zustimmen. Auch das Insolvenzgericht muss den Plan annehmen. Der Insolvenzplan legt zudem fest, welchen Anteil ihrer Forderungen die Gläubiger erhalten. Beim FCK waren es vier Prozent.
Was ist das Ziel des Verfahrens?
Ziel sei es, die Zukunft des Vereins zu sichern. Außerdem verschafft sich der KFC mit dem Verfahren Zeit, um einen geeigneten Investor zu finden. "Es gibt weiterhin Gespräche mit potenziellen Investoren, diese Gespräche bedürfen allerdings noch etwas Zeit. Deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschieden", erklärt Geschäftsführer Nikolas Weinhart.
Ist der Spielbetrieb gesichert?
Nach Angaben des KFC habe das Insolvenzverfahren keine Auswirkungen auf den laufenden Spielbetrieb. "Wir werden für die beginnende Rückrunde und auch für unsere langfristigen Ziele einen konkurrenzfähigen Kader stellen", kündigt Weinhart an.
Was passiert mit den Spielern?
Vieles deutet darauf hin, dass der Kader im Winter ausgedünnt wird. Heinz Mörschel und Stefan Velkov haben den Klub bereits verlassen, weitere Spieler dürften folgen. Laut Weinhart sei es "unabdingbar, dass wir unsere Mannschaft auf Einsparpotenzial beleuchten, um die laufenden Kosten zu senken". Das Gehalt der Spieler übernimmt in den kommenden drei Monaten die Bundesagentur für Arbeit – allerdings nur bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze von 6.900 Euro.
Punktabzug?
Werden dem KFC Punkte abgezogen?
Ja! Die Aussetzung des Punktabzugs bei einer Insolvenz galt nur in der vergangenen Saison. Aufgrund der Corona-Lage werden dem KFC aber nicht wie sonst üblich neun Punkte, sondern "nur" drei Zähler abgezogen – diese Regelung gilt noch bis zum Ende der Saison. Nach aktuellem Stand stünden die Krefelder mit 21 Punkten nur noch einen Zähler vor den Abstiegsrängen.
Ist der Punktabzug schon rechtskräftig?
Nein. Zunächst muss der DFB nach Einsicht der entsprechenden Unterlagen einen entsprechenden Beschluss fassen. Dies wird in dieser Woche aber wohl noch nicht der Fall werden. Entsprechend werden dem KFC die drei Punkte frühestens in der kommenden Woche offiziell abgezogen.
Warum wurden dem 1. FC Kaiserslautern keine Punkte abgezogen?
Dem FCK wurden keine Punkte abgezogen, weil der DFB einen Punktabzug bei Insolvenzen in der vergangenen Saison komplett ausgesetzt hatte.
Was passiert, wenn das Verfahren in Eigenverwaltung scheitert?
In diesem Fall würde es zu einer Insolvenz in Fremdverwaltung kommen. Scheitert auch dieses Verfahren, droht die Abwicklung der GmbH.
Was passiert, wenn kein neuer Investor gefunden wird?
Da der KFC ohne neuen Geldgeber in der 3. Liga wohl nicht überlebensfähig ist, würde es im erwähnten Szenario sehr wahrscheinlich zurück in die Regionalliga oder gar die Oberliga gehen.
Was passiert, wenn der KFC einen neuen Investor finden sollte?
Ähnlich wie beim 1. FC Kaiserslautern würde ein neuer Geldgeber nach erfolgreichem Abschluss des Insolvenzverfahrens eine schuldenfreie GmbH vorfinden, in die er dann – ohne Altlasten zu übernehmen – investieren kann. In diesem Fall würde der KFC – den sportlichen Klassenerhalt vorausgesetzt – auch in der kommenden Saison in der 3. Liga spielen. Klar ist allerdings: "Wir brauchen die Grotenburg als Heimstadion, da ist die Stadt Krefeld dringend am Zug. Ein neuer Investor wird definitiv nicht Millionen für ein Stadion in der Fremde zahlen, weil die Grotenburg nicht fertig wird", macht Ponomarev deutlich. Es müssen also Lösungen für das Stadion und das Umfeld her.
Ist es die erste Insolvenz des KFC Uerdingen?
Nein! Nach 2002, 2004 und 2007 hat der KFC Uerdingen nun bereits zum vierten Mal Insolvenz angemeldet.