Frymuth: "Die 3. Liga macht aktuell riesigen Spaß"

Die 3. Liga blickt auf einen begeisternden Saisonstart zurück – nie zuvor war das Zuschauer-Interesse größer. DFB-Vizepräsident Peter Frymuth ist über diese Entwicklung erfreut, weiß aber auch, dass nicht alles rosarot ist.

"Die Liga ist so attraktiv wie nie besetzt"

Über 9.000 Fans strömten im Schnitt bisher in die Stadien, es winkt ein neuer Allzeit-Rekord. "Die 3. Liga macht aktuell riesigen Spaß", stellt Frymuth im Interview mit "dfb.de" fest. Dass die Liga spannend und unberechenbar sei, "wissen wir seit Jahren". Dennoch sei die "sportliche Qualität noch einmal gestiegen", spielt Frymuth zum einen auf die Zweitliga-Absteiger und zum anderen auf die Aufsteiger aus der Regionalliga an. "Die Liga ist so attraktiv wie nie besetzt. Das hilft, die 3. Liga auch abseits des Rasens weiter voranzubringen."

Dass am 1. Spieltag über 41.000 Zuschauer auf den Betzenberg pilgerten, sei "unglaublich" gewesen. Und dass das Interesse in diesem Maße steige, "war zu erhoffen, aber nicht zu erwarten", betont Frymuth und weiß: "Auch an etablierten Drittliga-Standorten wie Osnabrück, Rostock, Jena oder Münster spürt man Euphorie." Die 3. Liga schreibe "positive Schlagzeilen", was nach den Rückschlägen in den zurückliegenden Monaten, etwa die Insolvenzen in Erfurt und Chemnitz, allen gut tun würde. "Auch unsere TV-Partner sind sehr zufrieden mit den ersten vier Spieltagen, die Quoten erfüllen die Erwartungen", berichtet der 61-Jährige.

Nicht alles rosarot

Doch bei aller Zufriedenheit über den gelungenen Saisonauftakt – auch Frymuth weiß: Es ist längst nicht alles rosarot: "Diesen Fehler in der Betrachtungsweise dürfen wir keinesfalls machen."  So seinen die Herausforderungen "unverändert und klar identifiziert." Konkret: Die 3. Liga weiterzuentwickeln, finanziell zu stabilisieren, die wirtschaftliche Lücke zur 2. Bundesliga nicht größer werden zu lassen und die Klubs auf dem Weg zu unterstützen, ein stabileres Fundament aufzubauen.

Erste Schritte in diese Richtung seien mit dem neuen Medienrechte-Vertrag, der Gewinnung von bwin als Liga-Hauptpartner und der Partnerschaft mit adidas als Hersteller des offiziellen Spielballs bereits gemacht worden. "Die nächsten Maßnahmen sind die Einführung des Financial Fairplay und des Nachwuchsfördertopfes", blickt Frymuth voraus. Wichtig sei auch ein gesundes Kostenbewusstsein der Klubs – der DFB-Vize mahnt: "Ohne das Prinzip der wirtschaftlichen Vernunft wird es kaum möglich sein, sich nachhaltig zu verbessern und Rückschläge, die im Sport immer möglich sind, zu verkraften." Als Positivbeispiele, wie man mit Augenmaß wirtschaftet und gleichzeitig sportlichen Erfolg hat, nennt Frymuth den 1. FC Magdeburg und Holstein Kiel. Die Liga, betont der 61-Jährige, stelle eine "ständige Herausforderung" dar. Deshalb wäre es fatal zu glauben, "dass es automatisch immer positiv weitergeht."

Frymuth verteidigt Einführung von Montagsspielen

Gerade die Einführung der Montagsspiele war seitens der Fans zuletzt auf Kritik gestoßen – was Frymuth durchaus verwundert: "Einerseits wird kritisiert, dass die 3. Liga finanziell besser aufgestellt werden muss, andererseits werden Maßnahmen zur Steigerung der Erlöse kritisiert – das passt nicht." Dennoch, macht der 61-Jährige klar, "wissen wir um die Brisanz der Thematik." Die bisherigen Ansetzungen würden aber zeigen, "wie sensibel wir gerade die Montagsspiele handhaben – und das haben wir weiterhin vor." Der Hintergrund: Bei vier der sechs Montagsspiele bis Anfang Oktober liegen keine 100 Kilometer zwischen beiden Stadien.

Klar ist für Frymuth auch: "Die 3. Liga ist eine Profiliga. Und im Profisport ist Geld für die Vereine immer ein wichtiges Thema, um im Wettbewerb bestehen zu können." Angesichts der Diskussionen über die große Lücke zur 2. Bundesliga und finanzielle Problemfälle in der 3. Liga sei klar, dass der DFB den Auftrag habe, "in Zusammenarbeit mit den Vereinen die Vermarktungserlöse für die Klubs der 3. Liga zu steigern." Erst Ende Juni haben sich im Rahmen einer Managertagung die 19 anwesenden Vereine "noch einmal geschlossen zum neuen Spieltagsformat bekannt", so Frymuth. Wenn sich das Format bewähre, sei das für die 3. Liga mit Blick auf die Zukunft und die wirtschaftliche Stabilität positiv: "Wir haben eine gute Mischung aus Free-TV- und Pay-TV-Angebot gefunden und einen Kompromiss, bei dem die Telekom als Pay-TV-Partner exklusive Live-Sendefenster hat, ohne dass der Spieltag komplett zerrissen wird", stellt der DFB-Vize heraus. "Acht von zehn Partien jedes Spieltags werden an Wochenendtagen am frühen Nachmittag angepfiffen – welche Profiliga kann das von sich behaupten?"

Vieles richtig, aber nicht alles perfekt

In einer perfekten Welt, meint Frymuth, "hätten wir in der 3. Liga ein Spiel freitagabends, neun Spiele zeitgleich samstags um 14 Uhr und gleichzeitig hohe TV-Gelder. Die Vereine und der DFB würden sich über ein solches Szenario freuen." Jedoch sei diese Welt "nicht realisierbar – so wie es keine zehn verschiedenen Anstoßzeiten geben wird, obwohl das Pay-TV damit die größtmögliche Sendestrecke hätte." Die Notwendigkeit von Kompromissen sollte keiner ausblenden, fordert der DFB-Vize.

Insgesamt zeige die aktuelle Entwicklung aber, dass die 3. Liga und ihre Vereine "vieles richtig gemacht haben." Festzuhalten sei aber, dass sich die Liga seit ihrer Gründung "enorm entwickelt" habe – sportlich, in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der Vermarktung. Die 3. Liga habe laut Frymuth nachgewiesen, "wie sinnvoll ihre Einführung vor zehn Jahren war." Oder, betont der 61-Jährige, "möchte jemand ernsthaft behaupten, ein direkter Übergang von der Regionalliga zur 2. Bundesliga und umgekehrt wäre heute noch denkbar und die bessere Alternative?" Frymuth beschreibt die 3. Liga als "eine Liga zum Anfassen." Es sei nicht alles perfekt, aber "es werden die Ärmel hochgekrempelt, es wird angepackt." Und die Unberechenbarkeit der Liga sei es, "was Fußball ausmacht und was Fans lieben, nach dem sich der ein oder andere mit Blick auf die Champions League oder die Spitze der Bundesliga vielleicht sogar sehnt."

   

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