FSV-Coach Enochs verliert die Geduld: "Es ist kurz vor zwölf“
Nach dem nächsten schweren Dämpfer für den FSV Zwickau war für Trainer Joe Enochs Schluss mit lustig: In seltener Offenheit kritisierte der US-Amerikaner den Auftritt der Westsachsen bei der 0:3-Heimpleite gegen den FC Ingolstadt und forderte seine Spieler für den Endspurt im Abstiegskampf eindringlich zu mehr Einsatzwillen auf.
"Mentalität und Charakter nicht gezeigt“
"Wir reden immer von Konsequenz, Mentalität und Charakter. Ich glaube, dass das in uns steckt, aber das haben wir nicht gezeigt“, monierte Enochs auf der Pressekonferenz Einstellungsprobleme und prangerte die Haltung seiner Spieler schonungslos an: "Ich bin keine Drecksau und schütze die Mannschaft immer. Aber wir brauchen jetzt etwas zurück. Es ist kurz vor zwölf."
Den wachsenden Druck im Rennen um den Klassenerhalt – Zwickau hat nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen vor dem Kellerduell am Mittwoch bei Preußen Münster drei Punkte Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze – gab der 48-Jährige an seine Profis weiter. "Jedes Mal haben wir durch die Ergebnisse der anderen Hoffnung, und dann stehen wir hinterher genauso da wie vorher mit dem Unterschied, dass es wieder ein Spiel weniger ist. Uns fehlen die Punkte. Wir müssen in Münster unser wahres Gesicht zeigen, damit wir in der nächsten Woche überhaupt eine Chance auf ein Endspiel gegen den Chemnitzer FC haben können“, verdeutlichte Enochs die prekäre Situation.
"Müssen uns fragen, ob wir alles richtig machen“
Bei der Ursachenforschung für die neuerliche Enttäuschung tappte der Kalifornier zunächst noch im Dunkeln. "Man sieht die Verunsicherung und die Angst bei den Spielern, aber die müssen sie gar nicht haben. Man sieht doch immer wieder, dass die Fans hinter uns stehen." Beim Abschlusstraining hatten die Anhänger ihr Team auf die Partie eingestimmt, auch während des Spiels waren von außerhalb des Stadions Anfeuerungsgesänge zu hören. "Deswegen müssen Spieler und wir uns auch fragen, ob wir alles richtig machen“, erklärte Enochs weiter.
Gleichwohl nahm der der Coach schon für das Duell mit Münster (Mittwoch, 19 Uhr) jeden einzelnen Spieler ausdrücklich in die Pflicht: "Wir haben einige Typen in der Mannschaft, die vorneweg gehen und Verantwortung übernehmen. Jetzt müssen die anderen ihnen auch endlich folgen." Bei den Preußen erwartet Enochs von den Schwänen anders als bei der sechsten Heimniederlage der Saison gegen Ingolstadt für die benötigte Trendwende im ganzen Spiel Vollgas. "Wir müssen“, sagte der FSV-Trainer, "unsere Stärken 90 Minuten zeigen und nicht wieder nur 30 Minuten, dann bin ich sicher, dass wir noch die nötigen Punkte holen werden.“