Fünf Gründe für den starken Saisonstart von Erzgebirge Aue

Elf Punkte aus fünf Spielen und Tabellenplatz zwei: Erzgebirge Aue blickt auf den besten Saisonstart der eigenen Drittliga-Historie zurück. Doch warum läuft es bei den Veilchen derzeit so gut? liga3-online.de nennt fünf Gründe.

Grund 1: Starke Neuzugänge

Im zweiten Jahr nach dem Zweitliga-Abstieg verzichteten die Veilchen auf einen großen Umbruch, obwohl die Saison insgesamt doch eher mäßig verlaufen war. Gerade einmal sieben Zugänge wurden im Sommer verpflichtet. Allerdings standen gleichzeitig 30 Scorerpunkte von Dimitrij Nazarov, Antonio Jonjic und Sam Schreck auf der Abgangsseite. Beim einen oder anderen FCE-Fan sorgte das für Kopfzerbrechen, ob Pavel Dotchev diesen Verlust mit relativ wenig Bewegung auf dem Transfermarkt auffangen kann. Zumal sich auch der restliche Kader nicht immer in Bestform präsentierte.

Doch die Kritiker verstummen schnell. Ex-Torschützenkönig Marcel Bär trumpft mit einem Tor und zwei Vorlagen auf, war zuletzt gegen Ex-Klub 1860 erfolgreich. Mit Steffen Meuer (zwei Assists) kommt ein junger Vorlagengeber neu hinzu, während Mirnes Pepic als erfahrener Hase das Mittelfeld im Erzgebirge wieder stabilisiert. Besondere Freude haben die Veilchen jedoch an Sean Seitz. Bereits im März wurde der 21-Jährige vom damals noch abstiegsbedrohten VfR Aalen aus der Regionalliga verpflichtet. Mit zwei Toren, darunter ein starker Treffer gegen Sandhausen, hat sich Seitz bereits in die Herzen der Fans geschossen.

Grund 2: Teamgeist

Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich bewies auf dem Transfermarkt ein gutes Gespür, denn neben der individuellen Qualität war der Kaderplaner auch für die Homogenität in der Mannschaft verantwortlich, wie es im modernen Fußball heißt – sprich: den Teamgeist. Und gerade Seitz hob im Interview mit liga3-online.de vor einer Woche hervor: "Ich denke, dass unsere mannschaftliche Geschlossenheit derzeit der Hauptgrund für die guten Leistungen ist. Jeder ist für den anderen da." Und natürlich hat auch der Cheftrainer seinen Anteil daran.

Denn in der Vorbereitung griff Dotchev auf altbewährte Tricks zurück und führte verschiedene Teambuilding-Maßnahmen mit seiner Mannschaft durch. Von der Anfangsnervosität der Neulinge, die auch Seitz bei seinen ersten Einheiten in Aue verspürte, war schnell nichts mehr zu vernehmen. Und das merkt wiederum auch Dotchev, wie er nach dem Sieg gegen Sandhausen formulierte: "Die Spieler vermitteln mir das Gefühl, dass sie sich mögen und gerne miteinander spielen. Dann entsteht so etwas." In diesem Fall entstanden elf Punkte in fünf Spielen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war Aue nach fünf Spieltagen mit nur drei Zählern Viertletzter.

Grund 3: Bestes Team der letzten fünf Minuten

Um zu gewinnen, braucht es selbstverständlich Tore. Mit sieben Treffern positioniert sich der FCE gar nicht mal außergewöhnlich in der Tabelle, zumal schon sechs Teams häufiger trafen. Manchmal ist jedoch die Art und Weise der Tore entscheidend – und vor allem der Zeitpunkt. Denn hinten heraus macht Aue in dieser Saison noch keiner etwas vor. Ab der 85. Spielminute haben die Veilchen bereits vier Tore geschossen, was den Bestwert in der gesamten Liga ausmacht. Klar fällt da auch mal ein Last-Minute-Siegtreffer, wie gegen Ingolstadt und 1860.

Das spricht natürlich für eine gute Kondition im Erzgebirge. Denn Aue kämpft bis zum Schluss. "Wenn du fit bist, dann hast du auch mentale Stärke, dann bist du auch mental stabil", hob Dotchev zuletzt nach dem Sieg gegen München hervor, dass oftmals die einfachen Dinge die größte Wirkung haben. Mit dieser Methode könne man "sozusagen den Gegner weichklopfen". Diese mentale Stärke zeigen die Veilchen aber nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive. Immerhin gab es noch keinen Gegentreffer nach der 60. Spielminute – was sonst nur Saarbrücken und Essen bislang gelang.

Grund 4: Joker-Tore

Sollte dem einen oder anderen Akteur hinten heraus doch mal die Puste ausgehen, dann wohl dem, der von der Bank nachlegen kann. Und wie sollte es auch anders sein, ist Aue das bislang sehr gut gelungen. Vier Tore und vier Vorlagen gingen in der jungen Saison schon auf das Konto von Einwechselspielern. Mit zwei Treffern und einem Assist geht der vorläufige Titel des Edeljokers an Maximilian Thiel, der lediglich bei einer von vier Einwechslungen ohne Scorerpunkt blieb. Auch hier ist nicht verwunderlich, dass die Joker mit ihrem Einsatz maßgeblich an späten Siegen beteiligt sind.

Oder einmal andersherum ausgedrückt: Bei fünf Spielen gab es bislang nur eine (!) Partie, in der keine Jokerbeteiligung zum Punktgewinn führte. Das war die Partie gegen Rot-Weiss Essen (1:1), bei der Omar Sijaric den Treffer von Sean Seitz vorbereitete. Das war zudem einer von zwei Treffern in der ersten Halbzeit. Die Joker machen dementsprechend den Unterschied in Aue aus – obwohl sich ausgerechnet Pavel Dotchev das Lob für ein goldenes Händchen lieber gar nicht auf die Brust schreiben wollte: "Ich habe auch schon oft Leute gebracht, die nichts bewirkt haben. Ja, da ist natürlich auch ein bisschen Glück dabei."

Grund 5: Martin Männel

Kann sich noch jemand an Martin Männel im Trikot des FC Energie Cottbus erinnern? Zugegeben, der Torhüter spielte nie für die Profis der Lausitzer, durchlief dort aber immerhin alle Nachwuchsabteilungen. Den inoffiziellen Titel als "Mr. Erzgebirge" wird der 35-Jährige vermutlich nie wieder abgeben. Sieben Partien fehlen dem treuen Schlussmann noch, um das 500. Pflichtspiel für die Veilchen zu absolvieren. Und was bei aller fußballromantischer Ehrfurcht für die Karriere von Männel nicht untergehen sollte: der Kapitän ist fit wie eh und je.

Denn Männel hielt in der laufenden Saison schon 22 Torschüsse, was ihn im Torhüter-Ranking direkt hinter Duisburgs Vincent Müller (29 Schüsse) bringt. Gegen Lübeck verhinderte er den Rückstand und sicherte seiner Mannschaft damit den Punkt, während er gegen 1860 München den dritten Gegentreffer vermied – wodurch Aue die Partie noch spät drehen konnte. Männel ist der sprichwörtliche Fels in der Brandung, oder viel mehr im Erzgebirge. Denn wenn ein Team weiß, dass hinten drin jemand steht, der auch mal die besonderen Dinge hält, dann fällt der Rest glatt viel leichter.

   

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