Fünf Gründe für den Traumstart von Dynamo Dresden
Vier Siege aus fünf Spielen: Dynamo Dresden grüßt von der Tabellenspitze – und wird seiner Favoritenrolle somit bislang gerecht. liga3-online.de nennt fünf Gründe für den Traumstart der Schwarz-Gelben.
Grund 1: Eingespielte Mannschaft
Spielt eine Mannschaft eine gute Saison und steigt am Ende nicht auf, dann muss sie sich oftmals darauf einstellen, dass sich der eine oder andere Leistungsträger für eine neue, meist höherklassigere Aufgabe entscheidet. Doch Dynamo Dresden hat in diesem Sommer kaum Stammspieler verloren. Klar: Ahmet Arslan, der sich mit 25 Treffern die Torjägerkanone sicherte, hätte das Team zweifelsohne bereichert. Doch der Leihspieler war nicht zu halten – während man Abwehrchef Tim Knipping trotz Kapitänsbinde aus freien Stücken ziehen ließ.
Das Team der SGD ist dementsprechend eingespielt. Bezeichnend war daher, dass im Heimspiel gegen Ingolstadt gerade einmal zwei Neulinge in der Startelf standen. Und wäre der wiedererstarkte Kevin Ehlers nicht verletzt, dann wäre Tom Zimmerschied womöglich sogar der einzige Kandidat gewesen. Denn mit Spielern wie eben dem 24-Jährigen hat sich Dresden punktuell verstärkt, um die Qualität im Kader anzuheben. Für das 4-3-3-System, das Cheftrainer Markus Anfang seit der letzten Rückrunde spielen lässt, hat die SGD inzwischen die richtigen Akteure beisammen, welche die Spielweise verinnerlicht haben.
Grund 2: Sturm variabler aufgestellt
Damit geht einher, dass die Dresdner in der Offensive nun breiter aufgestellt und flexibler sind. Denn letzte Saison gab es durchaus eine große Abhängigkeit von Arslan, der immerhin auch konstant abgeliefert hat. Nun stehen andere Spieler in der Verantwortung, was aber von der Mannschaft so gewünscht ist. Im Interview mit liga3-online.de erklärte Zimmerschied diesbezüglich noch vor kurzem: "Wir wollen diese Last auf mehrere Schultern verteilen, um seinen Weggang im Kollektiv abzufedern."
Die zweitstärkste Offensive setzt sich dadurch aus sechs Spielern zusammen. Mittelstürmer Stefan Kutschke hat naturgemäß mit drei Treffern die meisten Tore auf dem Konto, aber auch Niklas Hauptmann hat schon zweimal eingenetzt. Dahinter standen auch Schäffler, Borkowski und Vlachodimos schon parat, um die Torausbeute der SGD zu erhöhen. Während Borkowski (zwei Vorlagen) und Hauptmann (eine Vorlage) auch schon Assists sammelten, gehen die weiteren Scorerpunkte auf die Konten von Zimmerschied (drei Vorlagen), Kammerknecht (zwei Vorlagen) und Lemmer (eine Vorlage). Das spricht für eine große Variabilität in der Offensive.
Grund 3: Breiter Kader
Möglich ist das, weil der Kader der Dresdner durch die punktuellen Verstärkungen in dieser Saison breiter aufgestellt ist. Beim jüngsten 2:0-Erfolg gegen Ingolstadt wurden Vlachodimos und Schäffler eingewechselt, die letztendlich für die Siegtreffer verantwortlich waren. Auch Meißner, Borkowski und Zimmerschied kamen im Laufe der Saison schon einmal von der Bank, genauso wie Bünning oder Meier für die Abwehr. In jedem Mannschaftsbereich kann Dynamo im Laufe einer Partie mit Einwechselspielern nachlegen, die bei anderen Drittligisten wohl Stammspieler wären.
Insgesamt entstanden dadurch auch schon vier Torbeteiligungen, das sprichwörtliche "goldene Händchen" ist für Anfang keine Unbekannte. Nur Sascha Hildmann (sechs Torbeteiligungen) und Pavel Dotchev (acht Torbeteiligungen) wechselten in der Liga mehr Scorerpunkte von der Bank ein. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison schafften die SGD-Spieler nur acht Joker-Tore in 38 Partien, nun sind es schon drei Treffer von Einwechslern nach fünf Spielen.
Grund 4: Stabile Abwehr
Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften. Eine der geläufigsten Phrasen im Fußballgeschäft trifft möglicherweise auch auf die SG Dynamo Dresden zu. Denn mit drei Gegentreffern stellt die Anfang-Elf derzeit die beste Defensive der Liga – gemeinsam mit Rot-Weiss Essen. Zur Erinnerung: Ausgerechnet Abwehrchef und Kapitän Tim Knipping ist weg. Wie schon in der letzten Rückrunde sind Jakob Lewald und Claudio Kammerknecht zu echten Größen in der SGD-Defensive gereift, davor räumt Paul Will in gewohnter Manier als Sechser alles ab.
Aber auch Kevin Ehlers zeigte bis zu seiner Knieverletzung einen steilen Formanstieg, während Jonathan Meier oder auch Kyu-hyun Park den nächsten Leistungsschritt ihrer Karriere machen. Insgesamt hat die verhältnismäßig junge Defensive der Dresdner auf diese Art und Weise auch erst 49 Torschüsse zugelassen. Das ist ein Bestwert innerhalb der Liga – wodurch die SGD sogleich zwei Spiele in Folge ohne Gegentor sammeln konnten. Bislang sind das daher sehr stabile Auftritte von Dynamo.
Grund 5: Fan-Unterstützung
Das honoriert natürlich auch das Publikum, denn die Fans stehen wie eine Wand hinter ihrem Verein. Daraus ergibt sich eine positive Wechselwirkung mit der Mannschaft, die von der Unterstützung von den Rängen profitieren. Im Schnitt besuchten bislang 28.155 Zuschauer die Heimspiele der SGD, was mit großem Vorsprung den Spitzenwert der Liga darstellt. Und eine Steigerung von über 3.000 Fans im Vergleich zur Vorsaison. Auch auswärts wird Dynamo regelmäßig von tausenden Anhängern begleitet – allein in Dortmund war es zuletzt über 2.000.
"Das ist gigantisch", kommentierte Kapitän Kutschke den großen Zuspruch jüngst im Vereins-TV. "Wir sitzen sieben Stunden im Bus, die Leute genauso lange im Auto. Wir haben das von Anfang an gepredigt. Der Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft, da darf kein Blatt Papier zwischenpassen. In guten wie in schlechten Zeiten." Wie ernst der Mittelstürmer diese Aussagen meinte, bewies er bereits nach dem 1. Spieltag. Mitten im Interview wurde er mit "Kutschke, Kutschke"-Rufen vom Publikum gefordert – und brach das Interview ab. "Ist es in Ordnung, wenn ich da hingehe?", versicherte sich der Mannschaftskapitän bei Moderatorin Stephanie Müller-Spirra, die zunächst irritiert wirkte, aber dann einlenkte: "So geht das halt, wenn man mit einem Dynamo-Kapitän reden will und der K-Block ruft." Eine bemerkenswerte Szene, die symbolisch für den Zusammenhalt zwischen Fans und Spielern steht.