Fünf Thesen zum Start der neuen Drittliga-Saison

In zwei Tagen beginnt endlich die Drittliga-Saison 2023/24! Vor uns stehen 380 spannende Spiele, in denen wieder ganz eigene Geschichten geschrieben werden. Aus luftigen Prognosen werden dann handfeste Tatsachen. liga3-online.de stellt im Vorfeld fünf Thesen auf.

These 1: SGD und SVS werden ihrer Favoritenrolle gerecht

Die SG Dynamo Dresden will aufsteigen, und das am liebsten schon gestern als morgen. Daraus machen die Verantwortlichen, der Trainer und die Spieler keinen Hehl. Natürlich werden auch die Sachsen erst einmal abwarten müssen, wie der Saisonstart verläuft. Zumal Markus Anfang immer wieder noch Verstärkung fordert. Die offensive Ausrichtung auf den Aufstieg bleibt daher eine 50:50-Chance – wird es Mut oder Übermut sein, sich so früh festzulegen? Angst muss die SGD angesichts des eingespielten Teams jedenfalls nicht haben. Qualitativ sowieso nicht.

Auch in der Trainer-Umfrage von liga3-online.de lagen die Dresdner mit 14 von 18 Stimmen weit vorne. Nur der SV Sandhausen hat sich mit 15 Treffern vorgeschoben. Angesichts der Tatsache, dass am Hardtwald alles neu ist, eine kleine Überraschung. Allerdings hat der SVS mit Danny Galm nicht nur einen ehemaligen Jugendtrainer vom FC Bayern München installiert, sondern mit Rouwen Hennings, Alexander Mühling, Sebastian Stolze oder David Otto auch große Transfers getätigt. Wächst das namhafte Team schnell zusammen, dann wird es kaum aufzuhalten sein. Vielleicht nicht vom Start weg, aber auf Strecke werden sowohl der SVS als auch Dynamo ihrer Favoritenrolle gerecht werden – und am Ende aufsteigen.

These 2: 1860 München bleibt weiter Mittelmaß

Maurizio Jacobacci absolvierte mit den Münchner Löwen seine erste Vorbereitung beim TSV 1860. Das lief insgesamt nicht ganz rund. Die Testspiele dürfen zwar nicht überbewertet werden, doch auffällig war trotzdem eine gewisse Harmlosigkeit im Offensivspiel der Löwen. Tittling, Memmingen und Wemding wurden zwar erwartungsgemäß auf die Bretter geschickt, aber in den Härtetests gegen Profiteams fiel nur ein einziger Treffer – im Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Das ist nicht berauschend, angesichts des großen Umbruchs auf Giesings Höhen mit zwölf Zu- und 18 Abgängen aber auch nicht überraschend. Auch, weil einige Transfers erst spät getätigt wurden. Daher ging Jacobacci vor dem Saisonstart schon auf Nummer Vorsicht, indem er die Fans um Geduld im Falle eines ruckeligen Beginns bat. Die Souveränität, die den TSV 1860 München in den letzten beiden Jahren noch zum Favoriten gemacht hat, strahlen die Löwen derzeit nicht aus – und werden daher auch in der neuen Saison nur Mittelmaß saß.

These 3: Der nächste Zuschauerrekord wird aufgestellt

Mit 3.130.353 Zuschauern wurde in der vergangenen Saison eine Bestmarke aufgestellt. Nie zuvor kamen mehr Zuschauer in die Stadien der 3. Liga. Und in der neuen Saison dürfte die Marke nochmal überboten werden. Denn: Mit Wehen Wiesbaden hat sich der Verein auf Platz 16 der letztjährigen Zuschauertabelle nach oben verabschiedet. Auch die SpVgg Bayreuth, der VfB Oldenburg, der FSV Zwickau und die SV Elversberg, deren Durchschnitts-Besucherzahl allesamt unter 5.500 lag, sind nicht mehr dabei.

Mit Arminia Bielefeld, das 9.100 Dauerkarten verkauft hat, ist ein Großkaliber dafür neu hinzugekommen. Auch Jahn Regensburg glänzte in Zweitliga-Zeiten mit einem Schnitt von über 10.000 Zuschauern. Dazu kommt noch Münster mit mehr als 9.000 Fans im Rücken – und das Interesse an den weiteren Aufsteigern in der 3. Liga wird ebenfalls wachsen. Kann damit der Verlust des VfL Osnabrück (ca. 13.000 Zuschauer) aufgefangen werden? Wir denken: Ja!

These 4: Alle Aufsteiger halten die Klasse

Am Ende erwischt es doch immer mindestens eine Mannschaft: Seit der Saison 2017/18 ist in jedem Jahr ein Aufsteiger direkt wieder aus der 3. Liga abgestiegen – also seitdem es vier statt drei Absteiger gibt. Dass vier Neulinge daher vier Etablierte hinter sich lassen, ist unwahrscheinlich. Doch dieses Mal sind die Voraussetzungen sehr gut. In der Regionalliga Nord war der VfB Lübeck – abgesehen vom HSV II – unangefochten, genauso wie auch auch Preußen Münster in der West-Staffel. Und das auch eigentlich schon seit mehr als einem Jahr.

Auch der SSV Ulm hat sich im Haifischbecken der Regionalliga Südwest mit seiner Qualität durchsetzen müssen, sonst wären die Spatzen nicht dort, wo sie jetzt sind. Und die SpVgg Unterhaching? Der Aufstiegstrainer ist weg, die Spieler werden zu Sportdirektoren und nur ein externer Neuzugang. Das soll klappen? Wir stellen die Gegenfrage: Warum nicht? In der Vorbereitung wurden Hannover 96 (2:2), 1860 München (1:0) und Ingolstadt (2:1) herausgefordert. Auch international konnten die Oberbayern mit Lugano (1:0), Ried (2:1) und Ajax Amsterdam (3:5) auf sich aufmerksam machen. Die grundsätzliche Klasse durch Doppel-Torschützenkönig Hobsch, Torwartroutinier Vollath oder Dauerbrenner Schwabl scheint vorhanden zu sein, um sich mehr als ein Jahr in der 3. Liga halten zu können.

These 5: Sandro Wagner wird der 3. Liga fehlen

"No Sandro, no Party" – ein Slogan, den nun auch die 3. Liga zu verstehen lernt. Denn der ehemalige Nationalstürmer wäre an der Seitenlinie in Haching eine absolute Bereicherung für die Spielklasse geworden – daran besteht kaum Zweifel. Wagner polarisiert als Charakter, Wagner fällt durch seine kluge Direktheit auf. Er wäre einer dieser Typen als Cheftrainer gewesen, den sich viele Fans wünschen, an die sich aber nur wenige Vereine heranwagen. Wagner hätte der 3. Liga seine klare Kante gezeigt.

So dürfen wir umso mehr von den Drittliga-Coaches erwarten, die wir haben. Im Durchschnitt sind es die jüngsten Cheftrainer im deutschen Profifußball, wenn man die Bundesliga und ihr Unterhaus als Vergleich heranzieht. Das heißt, dass auch an der Seitenlinie durchaus neue Talente ausgebildet werden. Taktische Cleverness oder motivierender Heißsporn? Kluge Worte oder väterliche Strenge? Es gibt viele Arten, wie sich Cheftrainer präsentieren können. Wir behaupten, dass denen die Zukunft gehört, die die Sprache der Spieler sprechen – moderieren statt dirigieren im Trainingsalltag. Und unsere Beispiele? Michél Kniat (Arminia Bielefeld) oder Sreto Ristic (Hallescher FC) können in der neuen Saison richtig Spaß machen. Und 18 weitere Coaches haben natürlich auch die Chance.

   

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