Fünf Thesen zum Start der neuen Drittliga-Saison
Ab dem heutigen Freitag rollt endlich wieder der Ball. Bevor es losgeht, stellt liga3-online.de fünf Thesen zum Start der neuen Saison auf.
These 1: Dynamo schafft den Aufstieg
Zweimal in Folge fehlte Dynamo Dresden lediglich ein Punkt zum Aufstieg – wie ärgerlich ist das bitte? Nun nimmt die SGD einen erneuten Anlauf, um in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Und dieses Mal wird es klappen. Dass die SGD sowohl bei den Trainern, als auch den Buchmachern und den Fans als Top-Favorit auf den Aufstieg gehandelt wird, kommt nicht von ungefähr. Zum einen sind die Sachsen mit Neu-Trainer Thomas Stamm deutlich flexibler im Hinblick auf das Spielsystem als es unter Vorgänger Markus Anfang der Fall war. Dieser hatte mit den Schwarz-Gelben zwar ein durchaus erfolgsversprechendes System einstudiert, wie sich vor allem in der Hinrunde der vergangenen Saison eindrucksvoll zeigte, hatte aber eben nur das eine. Einen Plan B gab es nicht.
Darüber hinaus ist die SGD nun noch breiter aufgestellt und kann somit besser auf verschiedene Situationen im Spiel reagieren. Allein im Sturm stehen mit Kapitän Stefan Kutschke, Christoph Daferner und Robin Meißner nun drei Akteure zur Verfügung, und mit Julian Kania könnte sogar noch ein weiterer hinzukommen. Zudem scheint Oliver Batista Meier, der beim SC Verl in der vergangenen Hinrunde regelrecht aufgeblüht war, nun endlich Anschluss gefunden haben. Darüber hinaus ließ die SGD mit den Verpflichtungen von Vinko Sapina und Philipp Heise aufhorchen, auch Lukas Boeder in der Innenverteidigung und Tim Schreiber im Tor sind Upgrades. Alles in allem stimmen die Zutaten für den Aufstieg im dritten Anlauf.
These 2: Zuschauerrekord wird erneut geknackt
3.666.976! So viele Zuschauer waren in der letzten Saison in die Stadien geströmt – und damit so viele wie noch nie zuvor. Bereits vier Spieltage vor Saisonende war der gerade erst in der Saison zuvor aufgestellte Bestwert geknackt. In dieser Spielzeit wird der Rekord erneut überboten werden, erstmals in der Geschichte wird der Schnitt jenseits der 10.000er-Marke liegen. Mit Hansa Rostock und dem VfL Osnabrück sind gleich zwei Schwergewichte aus der 2. Liga abgestiegen. Während Osnabrück mit 9.000 Dauerkarten einen persönlichen Drittliga-Rekord aufgestellt hat, setzte Hansa gar über 13.000 Jahreskarten ab. Zum ersten Saisonspiel gegen den VfB Stuttgart II werden am Samstag rund 23.000 Fans erwartet – und das, obwohl der Gästeblock nahezu leer sein wird.
Darüber hinaus hat die 3. Liga mit Alemannia Aachen und Energie Cottbus auch zwei große Klubs aus der 4. Liga dazugewonnen. Schon in der letzten Saison spielte die Alemannia im Schnitt vor knapp 20.000 Fans, in den letzten fünf Heimspielen kamen gar über 25.000 Zuschauer. Für die neue Saison hat der TSV bislang schon über 15.000 Dauerkarten verkauft – so viele wie kein anderer Klub. Energie Cottbus durfte sich in der vergangenen Serie über den höchsten Zuschauerschnitt seiner Regionalliga-Historie freuen (8.213) und lockte sogar mehr Fans an als in den bisherigen drei Drittliga-Spielzeiten.
These 3: Alle Aufsteiger halten die Klasse
Neben Aachen und Cottbus, die aufgrund ihrer Historie zu den Schwergewichten der 3. Liga gehören, schafften mit dem VfB Stuttgart II und Hannover 96 II auch zwei Nachwuchsteams den Aufstieg in die 3. Liga. Absteigen wird keiner. Während Aachen vor allem von der großen Fan-Euphorie lebt und Energie Cottbus nun besser aufgestellt ist als nach dem letzten Aufstieg, als es direkt wieder runterging, verfügt der VfB über reichlich Drittliga-Erfahrung. Schließlich gehörten die Schwaben 2008 zu den Gründungsmitgliedern der 3. Liga und hielten sich anschließend acht Jahre lang in der 3. Liga. Seinerzeit gelang es, mit Timo Werner, Antonio Rüdiger, Sven Ulreich, Bernd Leno und Rani Khedira gleich mehrere Bundesliga-Spieler zu formen. Auch jetzt sind die Schwaben wieder mit mehreren Junioren-Nationalspielern gespickt, wie beispielsweise Raul Paula, Alexandre Azevedo oder Samuele Di Benedetto.
Hannover 96 II ist dagegen zwar zum ersten Mal in der 3. Liga vertreten, hat in der letzten Saison angesichts von 90 Toren aber gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist – auch, wenn Top-Torjäger Lars Gindorf inzwischen für die Profis spielt. Dafür hat sich 96 aber die Dienste von Tom Sanne gesichert, der in der vergangenen Serie mit 24 Treffern zum besten Torschützen der Regionalliga-Nord avancierte.
These 4: Kein Aufsteiger marschiert direkt durch
Mit der SV Elversberg und dem SSV Ulm 1846 sind die letzten beiden Aufsteiger aus der Regionalliga Südwest direkt durchmarschiert. Die These aufzustellen, dass der Südwest-Aufsteiger diese Sensation in diesem Jahr nicht wiederholen wird, ist keine Kunst. Schließlich ist der VfB II als zweite Mannschaft eines Erst- oder Zweitligisten nicht aufstiegsberechtigt. Weil das somit auch für Hannover II gilt und somit die Hälfte der vier Aufsteiger ohnehin nicht hoch darf, ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Durchmarsches in dieser Saison ohnehin schon geringer als in der letzten Serie, als Ulm, Münster, Unterhaching und Lübeck dafür infrage kamen.
Nun sind einzig Aachen und Cottbus die Kandidaten dafür, werden die Rückkehr in die 2. Liga in dieser Saison aber nicht schaffen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass – anders als in der letzten Saison – die Favoriten wie Dynamo Dresden nun ihrem Anspruch gerecht werden. Zwar wird es auch wieder Überraschungen geben, aber nicht in der Hinsicht, dass ein Aufsteiger direkt durchmarschiert. Dafür ist das Feld an Kandidaten für den Aufstieg mit Dresden, Saarbrücken, Rostock, Osnabrück, Wiesbaden, Sandhausen, Ingolstadt und vielleicht auch 1860, Bielefeld, Essen und Aue schlicht zu groß.
These 5: Mecker-Regel sorgt für mehr Ruhe
Für gewöhnlich dauert die Einführung von neuen Regeln mehrere Jahre, doch bei der durch die EM erprobten Mecker-Regel ging nun alles ganz schnell. Schon mit Beginn der neuen Saison dürfen nur noch die Kapitäne mit dem Schiedsrichter/der Schiedsrichterin reden und diskutieren. Ein Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Referee reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt. Schon während der Europameisterschaft zeigte sich, was die Folge daraus ist: deutlich mehr Ruhe auf dem Platz. Zwar muss sich erst noch zeigen, ob die Regelung nicht nur für vier Wochen, sondern auch über eine komplette Saison funktioniert, dennoch wird sie dafür sorgen, dass es künftig weniger hitzig zugehen wird und Rudelbildungen um Schiedsrichter – bis auf wenige Ausnahmen – der Vergangenheit angehören werden. Schon bei der EM war das der Fall.
Dass die Unparteiischen ihrerseits vom DFB dazu angehalten werden, proaktiv in den Dialog mit den Kapitänen zu gehen, "um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu Spielern aufzubauen" wird zudem für eine bessere Kommunikation sorgen, wie sie Terrence Boyd zuletzt angeregt hatte. Und das kann für alle Beteiligten nur positiv sein.