Gaus im Interview: "Pokal-Mindset hat sich eingebrannt"

Mit dem 1. FC Saarbrücken erlebt Marcel Gaus ein – manche sagen unerwartetes – Hoch im Herbst seiner Karriere. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 34-jährige Pokalheld über den Trubel zwischen DFB-Pokal und Liga-Alltag, die gelösten Defensiv-Probleme und das Viertelfinal-Los.

"Gibt genug Baustellen"

liga3-online.de: Zwischen Pokalwahnsinn und Liga-Alltag: Wie herausfordernd ist es aktuell, den Hauptfokus auf die 3. Liga zu legen?

Marcel Gaus: Zwischen den Pokalspielen spürst du schon einen gewisser Trubel von außen. Aktuell ist das Mönchengladbach-Spiel noch so weit weg, sodass es uns nicht allzu schwer fällt, den Fokus auf der 3. Liga zu halten. Hier gibt es genug Baustellen zu bearbeiten.

Was haben die Pokal-Sensationen mit dem Selbstvertrauen im Team gemacht?

Wir wissen das schon einzuordnen. Sprich: Auf Sicht würden wir gegen einen Bundesligisten immer den Kürzeren ziehen. In einem einzelnen Spiel ist alles möglich. Dieses Mindset hat sich bei uns eingebrannt und war – zusammen mit der konzertierten Abwehrarbeit – letztlich die Basis für den Einzug ins Viertelfinale.

Auf den Coup gegen den FC Bayern folgte der verdiente Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Wie haben Sie das Spiel erlebt?

Fußballerisch waren die letzten beiden Runden eine andere Welt. Vom sicher etwas glücklichen Last Minute-Tor und der puren Ekstase gegen die Bayern hin zu einem Auftritt, bei dem wir das Geschehen schon ein Stückweit selbst diktieren konnten. Da sind wir dann wieder beim Punkt Selbstvertrauen: Ein Weiterkommen nach einem solchen Spielverlauf gibt dem Team sehr viel.

Jetzt steht Saarbrücken schon im Viertelfinale. Was geht in Ihrem Kopf vor – träumt man bereits vom Finale in Berlin?

Überhaupt nicht. Niemand bei uns in der Kabine war nach der Auslosung so vermessen, zu sagen: Mönchengladbach wird leichter oder wir seien jetzt generell auf Stufe mit den restlichen sieben Teams.

Mal bewusst etwas ironisch gefragt: Wenn man Bayern und Frankfurt schlägt, klingt Mönchengladbach aber wie eine machbare Aufgabe, oder?

Ich kann mich noch gut an unser Testspiel aus der Sommer-Vorbereitung erinnern. Auch, wenn es aus unserer Sicht nur 1:2 ausging: Wir wurden über einige Phasen vom Gegner überrannt. Dementsprechend wissen wir, was uns im Januar erwartet und hoffen, dass uns die sensationelle Pokal-Atmosphäre im Ludwigsparkstadion wieder tragen kann.

 

"Wir bleiben demütig"

Auch in der Liga hat Ihr Team zurück in die Spur gefunden. Seit fünf Spielen gab es weder Niederlage noch Gegentor. Warum läuft es nun besser als zu Saisonbeginn?

In dieser Phase zeigt sich mal wieder: Wenn du in der 3. Liga stabil stehst, kommen irgendwann auch die Ergebnisse. Im ersten Saisondrittel mussten wir um den Dreh zwei Gegentore pro Spiel schlucken. Danach haben wir uns als Mannschaft zusammengerauft. Gegen den Ball agieren wir nun anders und ziehen Kraft daraus, wenn der Gegner nicht zu echten Hochkarätern gekommen ist. Wenn dann mal zwei Nullnummern wie gegen Duisburg und Münster dabei sind, können wir damit leben.

Der Rückstand auf Rang drei beträgt bloß vier Zähler. Es wird schon noch nach oben geschielt, oder?

Hier möchte ich an die Situation vor drei Wochen erinnern: Platz 15, zwei Nachholspiele und eine leise Unruhe, die hier und da aufkam. Wir freuen uns, dass es durch die Serie tabellarisch wieder besser aussieht und bleiben demütig. Die 3. Liga ist dafür bekannt, dass es blitzschnell in beide Richtungen gehen kann.

Am Samstag kommt es zum Top-Spiel gegen Regensburg. Wie wollen Sie den Spitzenreiter knacken?

Regensburg zeichnet sich besonders durch zwei Dinge aus: Konzentrierte Defensivarbeit und – gemessen an den Spielanteilen – auch überproportional viele Tore. Ich erwarte ein intensives und umkämpftes Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden.

   

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