Gebhardt im Interview: "Richtige Schritte im Sommer eingeleitet"
Aus der Torwart-Schule des FC Basel über Halle nach Regensburg: Keeper Felix Gebhardt spricht im Interview mit liga3-online.de über die unterschiedliche Ausbildung von Torhütern, seine vier "Weißen Westen" und ein mögliches Zu Null-Spiel beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.
"Bleibt eine Momentaufnahme"
liga3-online.de: Eine Serie von vier Siegen beförderte den SSV Jahn Regensburg aus dem Mittelfeld auf Rang zwei. Wie bekommt Ihnen die Höhenluft, Herr Gebhardt?
Felix Gebhardt: Unabhängig von meiner Zeit beim FC Basel, wo ich etwas von den Bergen entfernt gelebt habe, bleibt das eine Momentaufnahme. Es spiegelt vor allem wieder, dass Jahn Regensburg nach dem Abstieg im Sommer richtige Schritte eingeleitet hat und wie gut wir als geschlossenes Team derzeit arbeiten.
Unterscheidet sich die Torwart-Ausbildung beim FC Basel von der bei einem deutschen Klub?
Ja, auf eine gewisse Art und Weise schon. Wo hier oftmals Individualität gelebt wird, fahren sie in der Schweiz eher einen strikteren Ansatz. Sprich: Der Trainerstab der Nationalmannschaft gibt den Vereinen vieles an die Hand, um bei einer möglichen Nominierung eine gewisse Basis zu haben.
Einige Star-Torhüter wie Yann Sommer (Inter Mailand) oder Gregor Kobel (Borussia Dortmund) durchliefen die Torwartschule in Basel. Sind das Ihre Vorbilder?
Eher Paradebeispiele. Beide haben in ihrer jeweiligen Karriere schon viel geleistet und immer wieder Momente, in denen du dir etwas abschaust. Wenn wir aber über ein echtes Vorbild sprechen, bin ich eher klassisch-deutsch unterwegs und würde Oliver Kahn nennen.
Aus Basel legten Sie einen Zwischenstopp beim Halleschen FC ein und kamen im Sommer zum Jahn. Ein gewöhnlicher Tapetenwechsel oder ein neuer Lebensabschnitt?
Während ich bei der Leihe nach Halle recht häufig in der Schweiz war und dort auch eine Wohnung hatte, fällt dieser Wechsel jetzt eher in die zweite Kategorie. Ich hatte das feste Ziel, hier die Nummer 1 zu werden und so viel wie möglich zu spielen. Dazu kam die Aussicht auf einen langfristigen Vertrag bis 2026. Dieses Paket ist sinnvoller als einen vermeintlich größeren Schritt zu machen, wo du für Spielpraxis wieder einen Rückschritt gehen musst.
"Ein Jahr in Halle sind Erfahrungen für mehrere Saisons"
Wenn Sie gerade nicht zwischen den Pfosten stehen, sind Sie auf dem Golfplatz zu Hause!
Mein Handicap ist noch nicht die Rede wert. Wenn das Wetter wieder passt, schaue ich mal in der Umgebung nach einem Golfplatz. Durch den Umzugsstress aus der Schweiz (Nicht EU-Ausland, Anm. d. Red.) nach Regensburg mit einigen bürokratischen Hürden aus war das bisher noch nicht drin.
Vier Zu Null-Spiele bedeuten auch eine Top-Platzierung im Weiße-Weste-Ranking der 3. Liga. Profitieren Sie als junger Keeper hier auch von den beiden Routiniers Alexander Bittroff (35) und Benedikt Saller (31) in der Abwehr?
Gefühlt hatten wir schon so viele Ausfälle, dass wir an den ersten Spieltagen mit sehr vielen verschiedenen Abwehrketten aufgelaufen sind (schmunzelt). Klar ist: Der Mix aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt und Routiniers um Dich herum sind immer hilfreich. Doch ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen: Ich kenne die 3. Liga auch gut. Aus dem einen intensiven Jahr beim HFC habe ich Erfahrungen mitgenommen, die für mehrere Saisons reichen.
Kommt im Gastspiel bei Ihrem Ex-Klub Halle am Samstag die fünfte "Weiße Weste" dazu?
Das würde mich sehr freuen, aber das Spiel besitzt für mich persönlich keinen so speziellen Charakter. Trotzdem ist es natürlich eine schöne Sache, am Samstag wieder einmal in Halle zu spielen.
Ihre Leistungen führten auch zur Nominierung für die deutsche U21-Nationalmannschaft im September. Wie sehen Sie Ihre Perspektive auf die Nummer 1?
Auch, wenn ich schon von der U16 bis zur U20 einige Länderspiele für Deutschland absolvieren durfte, bleibt es eine große Ehre. Ich habe einige Spieler wiedergetroffen, mit denen ich in den letzten Jahren schon in den jeweiligen Auswahl-Teams gespielt habe. Im Torwart-Trio mit Noah Atubolu und dem ehemaligen Regensburger Jonas Urbig weiß ich um meine Rolle.
Für die Abschlussfrage schlüpfen Sie in die Rolle des Bundestorwart-Trainers Andreas Kronenberg: Wer steht bei der Heim-EM 2024 im Tor?
Ich denke, das ist noch offen. Stand heute würde ich zwischen Manuel Neuer und Marc Andre ter Stegen auch keinen Favoriten benennen. Bei zwei solchen Weltklasse-Keepern spielt unter anderem das Momentum kurz vor dem Turnier eine große Rolle.