Gehälter und Prämien: VfB Lübeck sah keinen "fairen Wettbewerb"
Nach nur einem Jahr ist das Drittliga-Abenteuer des VfB Lübeck wieder beendet, künftig gehen die Norddeutschen wieder in der Regionalliga Nord an den Start. In einem offenen Brief zeigt sich der Verein mit Rückblick auf die Saison selbstkritisch – vermisste allerdings einen "fairen Wettbewerb" unter den Klubs.
"Verwunderlich"
Dass für den VfB Lübeck in der 3. Liga keine großen Sprünge möglich sein würden, war im Vorfeld klar. Doch dass Vereine, "die sich teilweise in Insolvenz befanden oder darauf zusteuerten, Spieler mit Grundgehältern und Prämien auf Zweitliga-Niveau ködern konnten", mute aus Sicht des Vereins "verwunderlich" an, wie es in dem offenen Brief heißt. "Von einem fairen Wettbewerb konnte man in diesem Zusammenhang nicht sprechen." Klare Worte, die vor allem in Richtung des 1. FC Kaiserslautern und des KFC Uerdingen gerichtet sein dürften, waren beide Klubs doch direkte Abstiegskonkurrenten des VfB. Ähnlich hatte sich vor einigen Wochen auch Dynamo-Sportgeschäftsführer Ralf Becker geäußert.
Gleichwohl räumt der VfB Lübeck ein, dass man dem Vorwurf, "das uns zur Verfügung stehende Geld nicht an allen Stellen optimal genutzt zu haben", umgehen müsse. Den Vorwurf, nicht weiter ins Risiko gegangen zu sein, weisen die Lübecker hingegen zurück. Weiterer finanzieller Spielraum habe schlicht nicht zur Verfügung gestanden. Ein Grund dafür: die Corona-Pandemie. Allein durch fehlende Zuschauereinnahmen und zusätzliche Hygienemaßnahmen fehlten dem Klub nach eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Euro in der Kasse. Coronahilfen vom Bund bekam der Klub nicht und musste die Verluste mit Darlehen ausgleichen.
Knackpunkt Stadionumbau
Ein weiterer Knackpunkt waren zudem die hohen Kosten für den notwendige Stadionumbau: Trotz Fördermitteln musste der Verein rund eine Million Euro aus eigener Tasche finanzieren, um den insgesamt 2,5 Millionen Euro teuren Umbau stemmen zu können – Geld, das andere Vereine in Personal investierten. "Wir hatten da überhaupt keine Wahl", betont Vorstandssprecher Thomas Schikorra in den "Lübecker Nachrichten". Es gebe nun einmal "klare behördliche Auflagen für Stadionbetreiber und der DFB stellt da ganz klare Anforderungen. Jedenfalls dann, wenn man nicht KFC Uerdingen heißt. Die Infrastrukturmaßnahmen waren und sind zwingend, wenn du in der 3. Liga mitspielen willst", so Schikorra.
Insgesamt bleibe das Gefühl, "dass der Abstieg trotz aller Widrigkeiten vermeidbar gewesen sein könnte", schreibt der Verein – zumal sportlich nicht alles so gelaufen sei, wie geplant: "Es gibt einige Spieler, mit deren Verpflichtung wir andere Erwartungen verbunden hatten.
"Besser aufgestellt als je zuvor"
Dennoch sieht sich der VfB durch den Stadionumbau infrastrukturell künftig "besser aufgestellt als je zuvor". Weiter heißt es: "Uns werden die Investitionen in Steine im Moment des Wiederaufstiegs erheblich helfen, denn wir werden in diesem Fall nicht nur mehr Finanzmittel, sondern auch noch mehr Energie in den sportlichen Fortschritt investieren können."
Das kommende Jahr in der Regionalliga werde allerdings eine Saison der Konsolidierung sein müssen. Zur Verfügung steht ein Etat, der lediglich die Hälfte der investierten Mittel in der Aufstiegssaison 2019/20 betragen wird. "Nur wenn wir es gemeinsam mit unseren treuen Partnern und unseren treuen Fans schaffen, auch in diesen schwierigeren Zeiten zusammenzustehen, werden wir – wirtschaftlich wie auch sportlich – bereits in der zweiten Saison nach dem Abstieg wieder bessere Rahmenbedingungen ermöglichen können", schreibt der Verein in dem Brief. "Wir müssen und werden aus den Fehlern lernen, aber auch die vorhandenen positiven Aspekte ausbauen. Dann kommen wir gestärkt zurück!" 2023, wenn der Meister der Regionalliga Nord direkt aufsteigt, will der VfB Lübeck in die 3. Liga zurückkehren – dann mit größerem finanziellen Spielraum.