Gelingt Aachen gegen Unterhaching der erhoffte Befreiungsschlag?
Beim Spiel zwischen Alemannia Aachen und der Spielvereinigung Unterhaching gibt es ein Duell zwischen zwei ehemaligen Bundesligisten, die zurzeit in der 3. Liga alle Saisonprognosen Lügen strafen. Die Spielvereinigung belegt einen hervorragenden 4. Tabellenplatz, während Alemannia Aachen nur einen Mittelfeldplatz belegt. Vor der Saison war für viele sogenannte Experten klar, dass der Zweitliga-Absteiger aus Aachen als Aufstiegsfavorit durchgeht. liga3-online.de wirft einen ausführlichen Blick auf die Partie.
Die Ausgangslage
Alemannia Aachen hat einen exzellent besetzten Kader mit erfahrenen Akteuren, wie Albert Streit, Sascha Rösler und Aimen Demai, sowie talentierten Akteuren wie Timo Brauer oder Oguzhan Kefkir, die eine perfekte Mischung bieten. Dennoch muss klar betont werden, dass der TSV mit seinen vorhandenen personellen Möglichkeiten einfach zu wenig aus den bisherigen acht Spielen herausgeholt hat. Zehn Punkte nach acht Spielen ist für ein Team wie Alemannia einfach zu wenig, deshalb muss der neue Aachen-Trainer Rene van Eck für Aufbruchstimmung rund um den Tivoli sorgen. Trotz des mäßigen Saisonstarts sind die „Kartoffelkäfer“ jedoch für viele Anhänger auch weiterhin ein gefühlter Zweitligist. Bei der SpVgg Unterhaching waren die Erwartungen vor der Spielzeit deutlich geringer und der Verein vom Trainerduo Schromm und Baum hat es mit einer hohen taktischen Disziplin und enormer Spielstärke geschafft, dass nach acht Spieltagen erstaunliche 16 Zähler eingefahren werden konnten und sich damit in der Nähe der Aufstiegsplätze aufgehalten wurde. Nun kann mit einem Sieg die gastgebende Alemannia womöglich entscheidend distanziert werden. Im letzten Spiel konnte eine tolle Moral bewiesen werden und der Auftstiegskonkurrent Arminia Bielefeld im heimischen Sportpark mit 3:2 besiegt werden.
Mannschaftsvergleich
Torhüter: Vorteil Unterhaching
Sicherlich ist Tim Krumpen im Tor der Alemannia ein ausgezeichneter Torhüter mit starken Reflexen. Jedoch ist die Erfahrung nicht gerade groß, da er als neuer Stammkeeper mit nur vier Zweitliga-Spielen gegangen ist. Zwölf Gegentreffer in acht Spielen sind deutlich zu viel, da Krumpen in einigen Spielen auch durch grobe, individuelle Fehler für Gegentore verantwortlich gewesen ist. Letztlich muss er noch in einigen Situation ein wenig abgeklärter werden, da sein Potential absolut ausreichend ist. Der ein Jahrzehnt ältere Konkurrent Michael Melka ist ein ernsthafter Konkurrent, der Krumpen auch zu Höchstleistungen treiben wird.
Der 26-jährige Stefan Riederer im Gehäuse der Spielvereinigung überzeugt durch eine enorme Präsenz. Dies ist vielleicht auch seinem Alter und seiner immensen Erfahrung geschuldet. Immerhin spielte er einst beim großen FC Bayern München in der Jugendabteilung. Seine Gegentorbilanz ist zumindest ordentlicher Natur, denn in acht Spielen kassierte er neun Gegentreffer, was für eine Spitzenmannschaft eigentlich zu viel erscheint. Dennoch erscheint Riederer im Vergleich als der stärker Keeper.
Abwehr: Unentschieden
Rein nominell ist die Abwehr der Alemannia deutlich stärker besetzt. Spieler, wie Seyi Olajengbesi, Thomas Stehle oder auch Kai Schwertfeger besitzen sogar Zweit- und sogar Erstligaerfahrung. Hinzu kommen die jungen Mario Erb und Sascha Herröder, und selbstverständlich der ehemalige Fürther Fabian Baumgärtel, die noch eine Menge Entwicklungspotential besitzen und noch einiges lernen müssen. Die Abstimmung unter den Abwehrspielern und die Anzahl der individuellen Fehler war definitiv zu hoch im Defensivbereich der Schwarz-Gelben. Zwölf Gegentreffer sind ein Beleg dafür.
Bei der SpVgg Unterhaching sieht das Abwehrverhalten ein wenig besser aus, was auch an der Gegentorstatistik von nur neun Gegentreffern abzulesen ist. Das Durchschnittsalter der Hachinger Abwehr ist deutlich jünger. Kein Akteur besitzt Erfahrung in einer der ersten beiden Spielklassen. Führungsfiguren sind ohne Frage Jonas Hummels (jüngerer Bruder vom Nationalspieler Mats) und Markus Schwabl (Sohn von Ex-Bayern-Legende Manfred), die in der Abwehr die Jungspunde führen. Auch Drum und Hofstetter haben sich wirklich prächtig entwickeln können und beweisen absolutes Drittliga-Niveau.
Mittelfeld: Vorteil Aachen
Wie in allen Mannschaftsteilen ist auch hier die Alemannia deutlich prominenter besetzt. So wurde nun publik, dass der neue Trainer van Eck höchstwahrscheinlich mit einer Dreierreihe im Mittelfeld agieren möchte. So werden die spiel- und zugleich kampfstarken Streit, Müller und Brauer für den Spielaufbau zuständig sein und mit geschickten Zuspielen die Offensivreihe mit Heller, Borg und Kefkir füttern. Zugleich sind sie dafür zuständig, dass die gegnerischen Angriffe abgewehrt werden und somit der Spielaufbau der spielstarken Gäste aus dem Süden von München zum Erliegen kommt. Schwer wiegt der Ausfall von Aimen Demai und Sascha Rösler, die aufgrund ihrer reichhaltigen Erfahrung absolute Führungsspieler sind.
Die Spielvereinigung setzt auf eine Viererreihe im Mittelfeld, wo die jungen Thee, Yilmaz, Weizmüller und Willisch für die notwendigen kreativen Momente sorgen sollen. Der potentielle Leistungsträger Sternisko wird nach seinem Kreuzbandriss noch einige Zeit fehlen. Dafür sollen die bei Bayern München, 1860 München und Greuther Fürth hervorragend ausgebildeten Yongster für ein perfektes Gleichgewicht zwischen Kampf und Kunst sorgen.
Sturm: Vorteil Aachen
Prinzipiell ist der Angriff relativ leicht zu bewerten. Es werden die erzielten Tore gezählt und dann ein Fazit über die wahre Leistungsstärke abgegeben. Ganz so einfach ist es bei diesem Vergleich zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Kontrahenten jedoch nicht. Die Alemannia hat immerhin zehn Treffer in acht Spielen erzielt. Der zweifache Torschütze Timmy Thiele fehlt wegen einer schmerzhaften Daumenverletzung. Der Schwede Borg soll diesen jedoch ersetzen. Die Spielvereinigung hingegen konnte sich schon dreizehnmal in die Torschützenliste eintragen und baut auf die jungen, aber dennoch erfahrenen Florian Niederlechner und Dominik Rohracker, die Spielstärke mit Effizienz verbinden können.
Beim Stürmerduell zwischen KSC-Angreifer Koen van der Biezen und HSV-Bomber Markus Berg gibt es einen hauchdünnen Vorteil für den Schweden Berg, der wegen seiner internationalen Erfahrung und seiner verschiedenen Qualitäten die Nase gegenüber dem Niederländer vorn hat. In den letzten beiden Spielen gegen den VfL Osnabrück und Arminia Bielefeld hat es der 27-jährige Mittelstürmer nicht geschafft sich entscheidend in Szene zu setzen. Berg hat die Fähigkeiten, um für das entscheidende Tor zu sorgen.
Aachen – Unterhaching 3:1
Prognose
Die Alemannia aus Aachen muss mal so langsam mit den Punkten anfangen. Am Samstag ist dies im Heimspiel gegen die Spielvereinigung der Fall, weil der berühmte Knoten unter dem neuen Trainer Rene van Eck endlich platzen wird. Der Niederländer gilt als ausgezeichneter Motivationskünstler und wird das Maximum aus der hervorragend besetzten Mannschaft herausholen. Der kantige Trainer zeigt sich im kicker geduldig mit seinen Spielern: „Ich möchte vermitteln, dass sie auch Fehler machen dürfen, es muss danach nur weitergehen. Inzwischen haben sie mir gezeigt, dass sie durchaus die nötige Aggressivität besitzen.“ Dies sind Argumente, die letztlich zum Heimsieg führen werden, weil sich die individuelle Qualität durchsetzen wird.
Der Kontrahent aus dem Münchener Vorort kann bei günstigem Verlauf sogar die Tabellenführung erobern. Spielerisch, taktisch und kämpferisch agiert das Überraschungsteam sehr gut mit, lässt sich jedoch wegen der tollen Einzelspieler letztlich mit zwei Toren Differenz schlagen. Die fehlende Erfahrung wird sich in diesem Fall negativ auswirken.
Voraussichtliche Aufstellung:
Aachen: Krumpen – Schwertfeger, Olajengbesi, Erb, Baumgärtel – Müller, Streit, Brauer – Heller, Borg, Kefkir
Unterhaching: Riederer – Schwabl, Hofstetter, Drum, Kappelmaier – Thee, Yilmaz, Weizmüller, Willsch – Niederlechner, Rohracker
FOTO: Friedrich Jeschke