"Gesundheitsgefährdend": Schiri erklärt Rot gegen Eitschberger
Im Heimspiel gegen den SC Verl musste Rot-Weiss Essen am Mittwochabend eine bittere 1:3-Niederlage hinnehmen – auch, weil RWE nach einer strittigen roten Karte gegen Julian Eitschberger über eine Stunde lang in Unterzahl war. Im Nachgang erklärte Schiedsrichter Nico Fuchs den Platzverweis gegen 20-Jährigen.
"Etwas zu schnell in meiner ersten Festlegung"
Sie war der große Aufreger der Partie, die rote Karte gegen Julian Eitschberger. 30 Minuten waren gespielt, als der Rechtsverteidiger im Mittelfeld gegen Berkan Taz per Grätsche ein taktisches Foul beging, um den Konter zu stoppen. Zunächst zeigte Schiedsrichter Nico Fuchs die gelbe Karte, revidierte seine Entscheidung aber kurz danach und stellte den RWE-Verteidiger mit glatt Rot vom Platz. "Meine Wahrnehmung im ersten Moment war, dass es sich um ein taktisches Foulspiel handelte. Weil ich gedacht habe, er trifft den Spieler nur leicht", erklärte Fuchs nach der Partie im "MagentaSport"-Interview.
Er habe dann aber nochmal Rücksprache mit seinen Assistenten gehalten, "weil wir festgestellt haben, dass er ihm über die Wade und den Knöchel rutscht und ihn sehr empfindlich trifft". Auch, dass Taz nach dem Foulspiel eine stark blutende Wunde zu beklagen hatte und nicht mehr weiterspielen konnte, habe in die Entscheidung mit hineingespielt. Zwar sei die Schwere der Verletzung kein ausschlaggebendes Kriterium für eine rote Karte, jedoch ein Indiz für ein "gesundheitsgefährdendes Foulspiel", wie Fuchs die Aktion letztlich einstufte. "Trefferbild, Angriffsrichtung, Intensität – am Ende hat alles gepasst." Selbstkritisch räumte der 29-Jährige aber ein, dass Rot von vornhinein die richtige Entscheidung gewesen wäre. "Da war ich etwas zu schnell in meiner ersten Festlegung." Regeltechnisch sei die Änderung der Kartenfarbe indes bis zur nächsten Spielfortsetzung möglich, wie Fuchs erklärte.
Golz moniert "arrogante Art" des Schiedsrichters
Trainer Christoph Dabrowski wollte sich indes nicht großartig über den Platzverweis äußern: "Es wundert mich, dass er Rot zieht. Dadurch verändert sich das ganze Spiel. Was soll ich dazu sagen? Er (Eitschberger, d. Red.) will den Konter unterbinden, es ist keine Bösartigkeit dabei. Ich werde jetzt nicht in die Opferrolle verfallen. Sie haben ja die Reaktion der Zuschauer gesehen, was die Leistung des Schiedsrichters betrifft." Und diese fiel in Form von Pfiffen und lautstarken "Schieber"-Rufen überaus deutlich aus. Selbst Verl-Coach Alexander Ende hatte Zweifel an dem Platzverweis. "Getroffen hat er ihn definitiv, weil der Fuß genäht werden muss. Aber ob man da Rot geben muss …"
Neben den Fans war auch Torhüter Jakob Golz nicht gut auf den Schiedsrichter zu sprechen, nachdem er unmittelbar nach dem 0:1 die gelbe Karte für das Reklamieren eines Foulspiels erhalten hatte. "Man kann mit den Schiedsrichtern mittlerweile gar nicht mehr sprechen", schimpft der Keeper im "RevierSport". "Wenn man ein Wort in einem normalen Ton sagt, sieht man sofort Gelb. Nach dem Spiel geht man hin, aber auch da ist kein vernünftiges, konstruktives Gespräch möglich. Das ist leider eine sehr arrogante Art. Es fällt auf jeden Fall auf."
"Hätten das Spiel auf den Kopf stellen können
Seinen Mitspielern machte der Keeper indes "keinen so großen" Vorwurf. "Die rote Karte hat das Spiel komplett auf den Kopf gestellt. Es war schwer gegen die spielstarke Verler Mannschaft." Nachdem die Ostwestfalen nur 27 Sekunden nach der Pause in Führung gegangen waren und nach 57 Minuten auf 2:0 erhöhten, kam RWE durch einen von Wintzheimer verwandelten Elfmeter zwar nochmal ran (71.) und vergab kurz danach die Riesenchance zum 2:2, kassierte kurz vor Schluss dann aber den Knock-out. Damit wartet RWE weiter auf den ersten Sieg gegen Verl seit acht Jahren. "Wir hätten das Spiel auf den Kopf stellen können, aber über 60 Minuten in Unterzahl ist dann schwierig", analysierte Dabrowski und ärgerte sich über das schnelle Gegentor nach der Pause. "Das ist der Vorwurf, den wir uns gefallen lassen müssen."
Am Ende sei es ein "bitterer Abend" gewesen, mit dem sich der RWE "nicht lange" aufhalten wolle. Schließlich geht es schon am Samstag mit einem Auswärtsspiel bei Hansa Rostock weiter. "Wir müssen auf jeden Fall jetzt in Rostock von Beginn an aggressiver in den Zweikämpfen sein", forderte Golz. "Da müssen wir konsequenter sein. Von uns reisen viele Fans mit dem Sonderzug an, das ist natürlich überragend. Da wird es brennen. Wir müssen Vollgas geben und dann die drei Punkte holen." Die sind auch nötig, andernfalls könnte Essen auf einen Abstiegsplatz rutschen. Der Vorsprung auf die gefährliche Zone beträgt nur noch einen Punkt.