"Gibt Wichtigeres als Fußball": HFC fordert Saisonabbruch

Am Montag wollen sich die 20 Drittliga-Klubs beraten, wie es weitergehen soll. Der Hallesche FC hat sich bereits am Sonntag im Rahmen einer Erklärung des Vorstands positioniert – und einen Abbruch der Saison gefordert. Damit folgen die Saalestädter dem FSV Zwickau.

"Naive Träumereien"

Es sind klare Worte, die die Saalestädter in ihrer Erklärung finden. "Allzu oft" stand dem HFC in den Diskussionen der vergangenen Tage der finanzielle Aspekt im Vordergrund: "Einige haben offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass es in der jetzigen nie dagewesenen Krise einzig und allein um die Gesundheit unserer Spieler, Mitarbeiter, Fans und deren Familien sowie aller Menschen gehen kann", macht der 16. der Tabelle deutlich. Überlegungen, wonach die Saison nach einer kurzen Unterbrechung von zwei Wochen normal weiterlaufen könne, bezeichnet der Klub als "naive Träumereien", "nicht nachvollziehbar" und "verantwortungslos".

Zwar sei "völlig klar", dass Spieltagseinnahmen auch in der 3. Liga eine "erhebliche Bedeutung insbesondere für Vereine mit hohen Zuschaueraufkommen haben". Doch in der derzeitigen gesellschaftlichen Lage sei es gesellschaftlich "nicht vermittelbar, die Saison einfach fortsetzen zu wollen als wäre nichts geschehen". Zumal aus Sicht des Klubs die "falsche Vorstellung" vermittelt werde, wonach die globale Krise "schnell erledigt" sei und dann wieder Routine einkehren würde. "Es gibt derzeit Wichtigeres als Profifußball", lautet die klare Ansage.

Der HFC beruft sich auf Aussagen von Experten, wonach die Pandemie erst am Anfang stehe. "Unser Verein ist hiervon bereits betroffen und wird dem Virus mit all seinen Begleiterscheinungen im zunehmenden Maß ausgesetzt", spielt der Klub auf den positiven Corona-Test bei Präsident Jens Rauschenbach an. "So sehr wir den Fußball lieben und jedes Spiel mit unserem HFC herbeisehnen, in den nächsten Wochen und Monaten haben wir andere Sorgen und Aufgaben."

"Drastischen Maßnahmen" angekündigt

Dies müsse nach Auffassung des Halleschen FC "auch durch eine konsequente Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs für den Rest der Saison im Fußball dokumentiert werden". Zum sofortigen Abbruch der Saison sieht der Klub "keine Alternative" und verdeutlicht: "Dieses "Hin und Her“, diese Salamitaktik, all die Theorien und Eventualitäten sind in den vergangenen Tagen zu Recht kritisiert worden." Vom DFB erwartet sich der HFC "eine klare Ansage", befürchtet jedoch, "dass die wirtschaftlichen Interessen Einzelner und reine Vermarktungsfragen das wesentliche Entscheidungskriterium" darstellen werden.

Der HFC habe dagegen bereits ein "konkretes Maßnahmenpaket" beschlossen und will dieses ab Montag "konsequent umsetzen". Da der Klub mit dem "notwendigen Abbruch der Saison und entsprechenden Einnahmeausfällen" rechnet, soll mit "drastischen Maßnahmen" gegengesteuert werden. "Die bedeutet, dass alle Tätigkeiten im Verein bis zum Saisonende bzw. für die vom DFB definierte Aussetzung der Saison auf ein Minimum herunterfahren werden." Darüber hinaus soll für alle Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet werden.

Umso wichtiger sei daher eine "klare Entscheidung" des DFB zu einer sofortigen Beendigung der Saison. Mit einer "ständigen Vertagung der Entscheidung um jeweils zwei Wochen werden wir in den Ruin getrieben, da wir immer mit einer kurzfristigen und schnellen Reaktivierung des gesamten Vereins rechnen müssen", fürchtet der HFC, kündigt aber gleichzeitig an: "Wir werden natürlich trotz allem die Vorbereitung für die nächste Saison weiter vorantreiben." Darüber hinaus sollen mit allen Sponsoren, Businessgästen und Unterstützern Gespräche bezüglich der Restleistungen dieser Saison aufgenommen werden. Der HFC hoffe auf "Unterstützung und Entgegenkommen in dieser schwierigen Lage". Ebenso sollen Möglichkeiten bezüglich der verkauften Tages- und Dauerkarten geprüft werden.

DFB-Hilfen "enttäuschend"

Die Ankündigung des DFB, den notleidenden Vereinen mit kurzfristigen Krediten helfen zu wollen, sei "enttäuschend", so der HFC. "Die Clubs benötigen statt Darlehen konkrete nichtrückzahlbare Hilfe zur Überbrückung der Ausfallzeit. Hierzu könnte und sollte der DFB als einer der wohlhabendsten Sportverbände der Welt in dieser schwierigen Zeit direkte finanzielle Unterstützung für sein selbsternanntes "Premiumprodukt" in einem Hilfsfond bereitstellen", findet der Klub klare Worte.

Zwar habe der Verein "eine stabile wirtschaftliche Basis im Verein geschaffen", doch die kommenden finanziellen Herausforderungen können nur überstanden werden, "wenn wir unseren Slogan "Nur zusammen" mit allen Mitgliedern, Fans, Sponsoren und Unterstützern leben". Außerdem macht der Klub deutlich: "Wir brauchen als Vorstand jede Unterstützung in den nächsten Monaten. Wir bleiben aber natürlich optimistisch und sind sicher, dass wir mit konsequenten Entscheidungen und der Hilfe Aller als Verein und als Gesellschaft gestärkt aus dieser Krise herausgehen werden". Dazu müsse der Fußball jetzt "augenblicklich seiner viel beschworenen gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und konsequent handeln." Der HFC sieht sich dazu bereit.

   

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