Gleichgültigkeit statt Wut: MSV-Fans wenden sich zunehmend ab
Die Krise beim MSV Duisburg und ihre Folgen: Immer mehr Fans wenden sich von der Mannschaft ab, statt Wut herrscht bei vielen Anhängern mittlerweile Gleichgültigkeit vor – ein Alarmsignal für den Verein.
Fans schicken Spieler weg
Mit vollen Emotionen waren sie letzte Woche beim Auswärtsspiel in Köln dabei, die mitgereisten Fans des MSV Duisburg. "Wir haben die Schnauze voll" skandierten sie mit Spielschluss und als die Mannschaft vor den Block kam. Emotional redeten die Anhänger am Zaun auf die Spieler ein, stellten sie nach der neuerlichen Pleite zur Rede. Auch Präsident Ingo Wald verfolgte die Geschehnisse aus nächster Nähe, konnte den Frust der Fans nachvollziehen und wertete diesen als durchaus positive Reaktion: "Alle, die sich aufregen, sind ja noch bei uns. Schlimmer sind die, die wortlos gehen und das nicht kommentieren."
Genau das war nun aber am Mittwoch nach der Niederlage in Dortmund der Fall. Denn als die Spieler zu den mitgereisten Fans kamen, hatten diese längst ihre Banner und Fahnen eingepackt, nicht wenige hatten das Stadion bereits verlassen. Die, die noch da waren, und vor dem Spiel eine Choreo gezeigt hatten, schickten die Spieler mit eindringlichen Gesten weg. Von Pfiffen, Rufen oder sonstigen Unmutsäußerungen war nicht viel zu vernehmen. Auch in den sozialen Netzwerken ist die Stimmung längst umgeschlagen, viele reagierten ebenfalls mit Gleichgültigkeit und taten – zumindest nach außen – so, als würde sie die erneute Pleite schon gar mehr überraschen, geschweige denn interessieren.
"Das Schlimmste, was es gibt"
Gleichgültigkeit ist in der Regel die nächste Stufe der Frustbewältigung und sollte für die Zebras ein Alarmsignal sein. Denn Fans, die sich nicht mal über eine Niederlage ihres Vereins aufregen, wieder einzufangen, wird ein langer Prozess. Nur eine längere Erfolgsserie kann das emotionale Band wieder enger knüpfen, doch davon sind die Meidericher weit entfernt. MSV-Legende Joachim Hopp hat die Zeichen der Zeit bereits erkannt: "Ich kenne sehr viele Fans aus Duisburg, weil ich ja selber aus Duisburg komme. Die haben schon keine Kraft mehr zu zweifeln, und das ist das Schlimmste, was es gibt, wenn schon keiner mehr meckert", sagte er am Mittwoch bei "MagentaSport".
Es wird nun spannend zu beobachten sein, wie die Fans am Samstag beim wichtigen Heimspiel gegen Preußen Münster reagieren – schon beim Warmmachen wird sich ein erstes Stimmungsbild ergeben. Sollte gegen den Aufsteiger der erste Sieg in dieser Saison gelingen, dürfte das die Anhänger zumindest vorerst etwas beruhigen, wenngleich damit noch keine Trendwende eingeleitet werden würde. Im Falle einer erneuten Niederlage, es wäre die fünfte in Folge, droht ein stilles Stadion, das sich womöglich schon direkt mit Abpfiff leert. Es wäre einmal mehr kein gutes Zeichen für den MSV, der in diesem Fall wohl keine dauerhafte Zusammenarbeit mit Interimscoach Engin Vural anstreben wird. Und inwiefern Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp noch eine Zukunft hätte, scheint ebenfalls fraglich.