Großer Hansa-Frust: "Jetzt auch noch eine Scheiß Busfahrt"

Der F.C. Hansa Rostock bleibt sich weiterhin treu: Fast immer, wenn ein entscheidender Sprung in der Tabelle möglich ist, patzt die Kogge. So auch am Sonntag beim 1:2 in Wiesbaden, mit dem Hansa die Tabellenführung verpasst. Der Frust war groß – zumal die Niederlage vermeidbar war.
"Jungs haben nicht zugehört"
Sichtlich bedient kam Trainer Jens Härtel nach Spielende vor das "Telekom"-Mikrofon: "Ärgerlich, es war deutlich mehr drin." Sein Frust über die Pleite war nur allzu verständlich. Denn in den ersten 30 Minuten war die Kogge richtig gut im Spiel. "Da müssen wir zwingend in Führung gehen, dann wird es ein ganz anderes Spiel", meinte Härtel. Doch weil Jan Löhmannsröben nach 34 Minuten im Mittelfeld folgenschwer patzte, lag die Kogge plötzlich hinten. "Es ärgert mich, dass wir durch so einen einfachen Ballverlust in Rückstand geraten. Da war unkonzentriert oder auch ein bisschen müde", haderte Härtel. Schon gegen Dresden und Magdeburg leistete sich Hansa zuletzt individuelle Fehler, die zu Gegentoren führten. "Ich hatte eigentlich gedacht, dass wir unsere Lehren daraus gezogen haben", sah sich der Rostocker Coach aber getäuscht.
Was Härtel ebenfalls erzürnte, war das Auftreten kurz nach der Pause: "Wir haben in der Halbzeit extra noch vor Kontern der Wiesbadener gewarnt. Und dann laufen wir in den ersten Minuten bestimmt 7-8 Mal in diese schnellen Gegenangriffe. Die Jungs haben nicht richtig zugehört." Aus einem solchen Konter fiel nach 48 Minuten dann auch das 0:2. "Vielleicht muss Sonnenberg das Foul ziehen und Scherff beim Gegenspieler bleiben", bemängelte Härtel, meinte aber auch: "Aber Menschen machen Fehler." Darin schloss er sich auch selbst ein: "Möglicherweise hätte ich im Vorfeld mehr oder im Spiel dann früher wechseln müssen." Denn erst, als Härtel Mitte der zweiten Halbzeit auf Dreierkette in der Abwehr umstellte, bekam Hansa wieder mehr Zugriff und belohnte sich durch den Anschluss (Verhoek, 68.). Dabei hätte es aus Sicht des Trainers aber nicht bleiben dürfen: "Wir müssen hinten raus zwingend den Ausgleich machen, da hatten wir richtig fette Möglichkeiten." So habe Wiesbaden lediglich gewackelt, sei aber nicht umgefallen.
Zehn Stunden Busfahrt
Unter dem Strich eine bittere Pleite, an der auch Torhüter Markus Kolke bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte zu knabbern hatte. "Niederlagen nerven immer", meinte er. Und dennoch: Zu einem Spitzenteam fehle Hansa "wenig bis gar nichts. Die Liga ist brutal eng. Das absolute Spitzenteam gibt es nicht, das hat man an diesem Spieltag wieder gesehen." Doch als wäre die Pleite nicht schon ärgerlich genug, ahnte Kolke noch weiteres Unheil auf ihn zukommen: "Jetzt auch noch eine Scheiß Busfahrt." Rund zehn Stunden dürfte die 700 Kilometer weite Reise wohl dauern, am Montag wird Härtel dann mit der Aufarbeitung beginnen.
Die Mannschaft hat nach zwei Englischen Wochen in Folge zwei Tage frei, ab Mittwoch beginnt dann die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den SV Meppen am Sonntag in einer Woche. Klar ist schon jetzt: "Da dürfen wir nicht solche Fehler machen", so Härtel. In der Tabelle hat die Niederlage – bis auf den verpassten Sprung an die Spitze – derweil keine großen Auswirkungen. Als Fünfter ist die Kogge weiterhin mittendrin im Aufstiegsrennen, der Rückstand auf Tabellenführer Dresden beträgt nur drei Zähler.