Großer Jubel beim SC Verl: "Könnte nicht stolzer sein"

Der SC Verl spielt in der kommenden Saison erstmals in seiner Vereinsgeschichte im Profifußball. Im Rückspiel der Relegation reichte den Ostwestfalen nach dem 2:2 im Hinspiel ein 1:1, um über die Auswärtstorregel in die 3. Liga aufzusteigen. Der Jubel nach Schlusspfiff war riesengroß.

"Sowas von verdient"

Als Schiedsrichter Frank Bokop, der nach 52 Minuten für den verletzten Arne Aarnink einspringen musste, die Partie nach 13 (!) Minuten Nachspielzeit abpfiff, gab es beim SC Verl kein Halten mehr. Trainer, Betreuer und Ersatzsspieler rannten jubelnd auf den Platz und fielen den Aufstiegshelden um den Hals. Binnen weniger Sekunden waren die Aufstiegsshirts ausgepackt: "Sportclub goes 3. Liga" stand darauf. Trainer Guerino Capretti übermannten dabei die Emotionen, ein paar Freudentränen konnte der 38-Jährige nicht unterdrücken.

Auch einige Minuten später, als er zum Interview mit "Magenta Sport" kam, war in seinen Augen noch immer ein Leuchten zu erkennen: "Ich weiß nicht, ob ich die passenden Worte finde", meinte Capretti. Er fand sie – und was für welche: "Die Jungs haben sich das sowas von verdient. Ich könnte gar nicht stolzer auf sie sein." Dreimal lag Verl in beiden Spielen insgesamt zurück, dreimal kam der Sportclub zurück. "Das zeigt unseren Charakter", strahlte Torschütze Ron Schallenberg.

Am Ende feierte Verl den Aufstieg, ohne in der Relegation ein einziges Mal geführt zu haben. Doch das soll den Erfolg des Vereins aus der Nähe von Paderborn keinesfalls schmälern. "Wir haben hart dafür gearbeitet", blickte Schallenberg auf die Saison in der Regionalliga West zurück, in der Verl nur am 1. Spieltag als Verlierer vom Platz ging. Mit lediglich 14 Gegentoren in 22 Spielen stellte Verl zudem die beste Abwehr – und schaffte es sensationell bis ins Achtelfinale des DFB-Pokals. "Die Pokalspiele haben uns viel Selbstvertrauen gegeben", sagte Schallenberg. Der Aufstieg ist nun die Krönung einer starken Spielzeit. "Es ist einfach der Wahnsinn". Worte, die Capretti nur unterstreichen konnte: "Man muss die Leistung der Jungs ganz hoch hängen."

Die Stadt gratuliert

Noch aus dem Stadion wurde Verls Coach am Abend in einen Live-Stream der Stadt Verl geschaltet. Dort zu sehen: Ein stolzer Bürgermeister Michael Esken – und hinter ihm das Rathaus, an dem ein großes Plakat ausgerollt wurde: "Großer Sport! Gratulation zum Aufstieg in die 3. Liga" stand darauf. Im Hintergrund waren hupende Autos zu hören. Verl, die 26.000-Einwohner-Stadt aus dem Kreis Gütersloh, im Freudentaumel. Nach zwölf Jahren in der Regionalliga sind die Ostwestfalen, bei denen Ex-Nationalspieler Arne Friedrich einst seine Karriere startete, in der kommenden Saison erstmals im Profifußball vertreten. Drittklassig war Verl zuletzt in der Saison 2007/08 – allerdings nur für ein Jahr.

Seine Heimspiele trägt Verl künftig in der 30 Kilometer entfernten Benteler-Arena des SC Paderborn aus, da die heimische Sportclub-Arena mit lediglich 5.000 Plätzen nicht den Drittliga-Anforderungen entspricht. Aus sportlicher Sicht hat der SCV die ersten Weichen für die 3. Liga bereits gestellt: Am Samstag verlängerten mit Sergej Schmik, Kapitän Julian Stöckner, Nico Hecker, Matthias Haeder, Yannick Langesberg und Mehmet Kurt gleich sechs Spieler. Und sollte auch Top-Torjäger Zlatko Janjic (15 Tore, 5 Vorlagen) bleiben, hätten die Verler einen Spieler in ihren Reihen, der auf die Erfahrung von 183 Drittliga-Partien zurückblicken kann. Schallenberg wird derweil wohl zum SC Paderborn zurückkehren, wo er noch bis 2021 unter Vertrag steht.

Doch bevor die Planungen für die kommende Saison so richtig losgehen, dürfte die Nacht in Verl zum Tag gemacht werden – natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln. Capretti, der schon als Spieler für Verl aktiv war, ist sich jedenfalls sicher: "Ich werde sicherlich noch weitere Tränen verdrücken." Denn statt Haltern am See und Homberg heißen die Gegner künftig 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button