Großkreutz: "Ein Aufstieg sollte es schon sein"
Das Aufsehen war groß, als der KFC Uerdingen am vergangenen Donnerstag die Verpflichtung von Kevin Großkreutz bekannt gab. Ein Weltmeister in der 3. Liga – das gab es außerhalb der U23-Mannschaften noch nie. Nun spricht der 29-Jährige über die Gründe für die Unterschrift beim KFC, die Ziele mit den Krefeldern – und rechnet mit seinen Kritikern ab.
Großkreutz will "immer vorangehen"
Auch wenn KFC-Geschäftsführer Nikolas Weinhart bemüht ist, dem Namen Kevin Großkreutz nicht allzu viel Bedeutung beizumessen ("Für uns zählt weniger der Name als die spielerische Qualität"), lässt sich die bisherige Karriere des Mittelfeldspielers nicht wegdiskutieren: 186 Bundesliga-Spiele, zweimal Deutscher Meister, sechs Länderspiele und Weltmeister 2014. Eine Sonderrolle will Großkreutz beim KFC deswegen aber nicht einnehmen, wie er gegenüber der "SportBild" betont: "Ich will einfach ein Teil des Teams sein. Natürlich schauen viele auf mich, aber wir wollen als Mannschaft Erfolg haben." Das Team sei "überragend", sagt der einstige Bundesliga-Spieler. "Ich habe Bock darauf."
Der 29-Jährige möchte "immer vorangehen" und da sein, "wenn einer Hilfe braucht". Großkreutz betont: "Ich bin ja auch kein schwieriger Typ und gehe sehr offen auf die Mitspieler zu." Von seiner Qualität ist der Ex-Dortmunder "weiterhin überzeugt" und hat "noch Spaß am Fußball. Sonst hätte ich einfach sagen können: Ich höre auf oder gehe nach Amerika." Jetzt sei es wieder nach unten gegangen, "aber so ist das im Leben." Ist die 3. Liga ein Abstieg? Nein: "Warum sollte ich nicht in der 3. Liga spielen? Da komme ich her, da habe ich angefangen als Profi und mich nach oben gearbeitet."
"Es ist eine Frechheit"
Dass sein Wechsel nach Uerdingen mit zahlreichen hämischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken bedacht wurde, kritisiert der 29-Jährige: "Die Leute urteilen, ohne zu wissen, wie die Person wirklich ist. Wie viel man in sozialen Netzwerken beleidigt wird heutzutage, kann ich nicht verstehen. Wenn ich mit einem Menschen ein Problem habe, sage ich ihm das ins Gesicht und verstecke mich nicht hinter der Tastatur." Es sei eine Frechheit: "Egal, welcher Fußballer es ist, ob er Ronaldo heißt oder irgendwie anders. Das sind alles Menschen, also lasst sie doch leben."
Großkreutz kann nicht verstehen, "dass man Fußballer nicht so sein lässt, wie sie sind. Man wird sofort abgestempelt. Sagt man etwas, ist es falsch. Sagt man nix, ist es falsch." Was die Leute über seinen Wechsel zum KFC denken, "ist mir egal", betont der 29-Jährige. Uerdingen sei ein Traditionsverein mit super Fans. "Und wer weiß, vielleicht spiele ich ja in fünf Jahren plötzlich wieder Bundesliga? Es kann immer schnell gehen im Fußball – in beide Richtungen." Beweisen müsse er nichts mehr: "Ich habe es in meiner Karriere schon alle bewiesen." Der 29-Jährige betont: "Ich habe in meiner Karriere fast alles erreicht." Auch deswegen sagt Großkreutz: "Ich bereue gar nichts. Ich habe meinen Traum gelebt und tue das immer noch."
"Ruhig bleiben"
Warum er sich für den KFC Uerdingen entschieden hat, erklärt der 29-Jährige in der "Rheinischen Post" so: "Am Ende ist es immer ein Paket, das aus mehreren Faktoren besteht, das den Ausschlag gegeben hat." Letztlich war es das Konzept des Aufsteigers, das Großkreutz überzeugt habe. "Ich glaube, dass ich helfen kann, die Ziele zu erreichen." Das Ziel mit dem KFC ist klar: "Ich habe in Uerdingen für drei Jahre unterschrieben, und ein Aufstieg sollte es schon sein." Zunächst aber "sollten wir ruhig bleiben und uns erst einmal darauf konzentrieren, gut in die Saison zu starten", betont Großkreutz in der "SportBild". Seinen 30. Geburtstag am 19. Juli will der Weltmeister daher auch nicht groß feiern. Denn schon knapp eine Woche später steht das erste Saisonspiel gegen die SpVgg Unterhaching an.