"Haben es für Agy gemacht": So feierte der SSV Jahn den Aufstieg
Der SSV Jahn ist wieder da! Nur ein Jahr nach dem Abstieg spielt Regensburg in der kommenden Saison wieder in der 2. Liga. Gewidmet haben die Oberpfälzer den Aufstieg dem Ende November verstorbenen Agyemang Diawusie. Es kam dabei zu hoch emotionalen Szenen.
Spieler feiern mit Bengalos
Nach einer über siebenminütigen Nachspielzeit war es um 22:26 Uhr vollbracht: Nach nur einem Jahr ist Jahn Regensburg zurück in der 2. Bundesliga. Der Jubel bei den über 1.300 mitgereisten Fans kannte mit Schlusspfiff keine Grenzen, minutenlang wurde anschließend mit der Mannschaft vor dem Block gefeiert.
Einige Anhänger kletterten gar über den Zaun in den Innenraum, zu einem Platzsturm kam es aber nicht. Auch, weil sich Ordner und Polizei vor dem Gästeblock aufgebaut hatten. Der Aufstiegsparty tat dies aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Vor allem an Pyrotechnik wurde nicht gespart, auch Stürmer Valdrin Mustafa feierte mit einem Bengalo in der Hand.
"Haben uns geschworen, dass wir für ihn aufsteigen wollen"
Während der Feierlichkeiten rückte eine Person in den Vordergrund, die am Abend nicht auf dem Platz stand – aber dennoch dabei war: Agyemang Diawusie. Immer wieder skandierten die Fans den Namen des Ende November verstorbenen Spielers, zudem wurde sein Trikot hochgehalten. "Er hat uns nie verlassen, war immer dabei und hat uns Energie gegeben", sagte Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer am "Sky"-Mikrofon. Konrad Faber ergänzte: "Wir haben uns geschworen, dass wir für ihn aufsteigen wollen. Alles für Agy lautete das Motto. Auch mein Tor heute war für ihn. Er sitzt da oben und schaut uns zu. Wir lieben ihn, und er hat uns geliebt. Ich weiß, wie stolz er ist."
Dass der plötzliche Tod des 25-Jährigen auch ein halbes Jahr später noch immer ein bewegendes Thema ist, merkte man auch im Interview mit Trainer Joe Enochs. "Ich kann nicht darüber sprechen", sagte er mit Tränen in den Augen und brüchiger Stimme. "Jeden Tag gehen meine Gedanken zu ihm, er schaut jeden Tag zu uns runter." Dass Münsters Marc Lorenz nach dem Aufstieg der Adlerträger ebenfalls an Diawusie gedacht und warme Worte in Richtung Regensburg geschickt hatte, nötigte Faber Respekt ab: "Das hat uns tief berührt. Danke nochmal."
SSV Jahn will es krachen lassen
So richtig realisieren konnte der Torschütze zum 2:0 die direkte Zweitliga-Rückkehr indes noch nicht: "Das wird ein paar Tage dauern." Mindestens genau so lange wollen es die Regensburger nun krachen lassen. "Wir haben die Bilder aus Münster und Ulm gesehen. Mal schauen, ob wir das toppen können. Ich habe da ein gutes Gefühl. Den einen oder anderen Striptease in der Kabine wird es geben." Anschließend steht eine über vierstündige Busfahrt an, ehe die Nacht zum Tag gemacht werden soll. "Das eine oder andere Kaltgetränk werden wir sicherlich zu uns nehmen", meinte Florian Ballas.
Nüchtern wird sicherlich kaum ein Spieler in Regensburg eintreffen. "Wenn der Pegel stimmt, kann ich gut durchhalten", sagte Robin Ziegel über den unausweichlichen Schlafmangel. Auch Keeper Felix Gebhardt wusste bereits, was auf ihn zukommt: "Das wird eine lange Nacht." Es ist der verdiente Lohn einer langen und in der Rückrunde schwierigen Saison. "Keiner hat mehr an uns geglaubt."
"Da geht mein Herz auf"
Enochs hingegen schon: "Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft und mein Trainerteam", platzte aus dem sonst so zurückhaltenden US-Amerikaner regelrecht heraus. "Wie wir die letzten zehn Minuten verteidigt haben, da geht mein Herz auf. Wir sind nicht die besten Fußballer, aber die beste Mannschaft." Nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, bekam er aus einer Kiste eine Wasserdusche verpasst. "Das fühlt sich überragend an", sagte der 52-Jährige mit einer Mischung aus Humor und Ironie. Zum Abschluss hielt er fest: "Wie die Fans uns heute wieder unterstützt haben, ist überragend. Ich habe keine Worte dafür."
Auch Beierlorzer zeigte sich "total happy" und spürte eine "große Erleichterung", dass sich die "irre" Arbeit vor der Saison mit einem XXL-Umbruch nach dem Abstieg ausgezahlt habe. "Dass sich die Mannschaft so belohnt hat, ist schon Wahnsinn." Genau im richtigen Moment hat sich Regensburg nach einer schwachen Rückrunde zurückgemeldet, in Wiesbaden den ersten Sieg seit sieben Spielen eingefahren und damit auch die dritte Relegation seit der Wiedereinführung siegreich gestaltet. So kann der Abstieg im Vorjahr nun als Betriebsunfall verbucht werden. Der Erfolgsgarant: Die Mannschaft hat auch in schwierigen Phasen zusammengehalten. Diawusie war immer ein Teil davon – und dürfte nun mächtig stolz auf seine Mitspieler sein.