Halle gewinnt Fehlerfestival in Regensburg
Sowohl der SSV Jahn als auch der Hallesche FC gingen mit drei Punkten als Ziel in die Partie. Nach zuletzt schlechteren Ergebnissen benötigten beide Teams einen Sieg, um Anschluss an das Tabellenmittelfeld zu halten. In einer kampfbetonten ersten Halbzeit konnte Halle Jahns frühe Führung drehen, im zweiten Durchgang war der übermächtige Jahn nicht fähig, den entscheidenden Treffer zu landen. So siegte der HFC glücklich mit 4:2 – und setzt den SSV für die kommenden Spiele unter Druck.
Je zwei Veränderungen in den Startformationen
Jahntrainer Thomas Stratos konnte zwei Rückkehrer aus dem Lazarett begrüßen, Jonatan Kotzke nahm nach einem halben Jahr Pause (Kreuzbandriss) seinen Platz im Defensiven Mittelfeld wieder ein (Andreas Güntner musste dafür auf die Bank), außerdem spielte Benedikt Schmid nach seiner Oberschenkelzerrung anstelle von Markus Smarzoch im Sturm. Auch Sven Köhler wechselte im Vergleich zum 0:0 in Unterhaching zwei Mal, für den gelbgesperrten Ziebig spielte wie erwartet Schick, außerdem spielte Schmidt für Lindenhahn.
Effektive Anfangsphase
Regensburg begann nach der 0:3-Niederlage in Stuttgart furios und wollte den Gästen gleich aufzeigen, wer Herr im Hause ist. Mit Erfolg! Die erste Ecke, getreten von Abdenour Amachaibou, erreichte "Neuzugang" Kotzke auf halblinker Position, der zog aus 20 Metern ab und donnerte den Ball mit einem Flachschuss in das Tor von Pierre Kleinheider – erste Chance, erstes Tor für den SSV Jahn (4.). Aber die Hallenser machten es der Jahnelf gleich, gut zehn Minuten später kamen sie zu ihrer ersten Möglichkeit: Ein Freistoß aus 22 Metern Torentfernung. Sören Bertram zirkelte den Ball über die Mauer – und über den arg unglücklich aussehenden Keeper Patrick Wiegers ins Tor (15.). Danach passierte über zwanzig Minuten lang gar nichts, zwei ebenbürtige Mannschaften kämpften intensiv um jeden Ball, was dafür sorgte, dass sich das Hauptgeschehen im Mittelfeld abspielte.
Eiskalter Furuholm nach kampfbetonter Halbzeit
Erst in der 40. Minute wurde es wieder spannend: Jahn-Kapitän Sebastian Nachreiner spielte im Spielaufbau einen katastrophalen Fehlpass, den Bertram sofort in einen Konter umwandelte. An der Seitenlinie flankte er von links auf Furuholm, der eiskalt zum 1:2 einschob. Zwei Chancen Halle – zwei Tore Halle, das Spiel war gedreht. Doch der Jahn schaltete kurz vor der Pause noch einmal zwei Gänge hoch, Mario Neunaber setzte sich auf rechts durch, flankte mustergültig auf den linken Pfosten zu Amachaibou, doch dessen Kopfball landete am Pfosten (44.). So ging es mit 1:2 in die Kabinen, aus vier Chancen machten die Teams drei Tore.
Jahn erneut mit zwei frühen Toren – aber nur eines wurde gegeben
Der Führung ein wenig schmeichelhaft für die Halleschen Gäste, die im entscheidenden Moment nur einen Tick kaltschnäuziger waren, dem SSV ansonsten in nichts überlegen war. Im zweiten Durchgang sollten sie sogar unterlegen sein! Denn Regensburg gab wie vor dem Pausentee von Beginn an Gas – und wurde erneut belohnt! Diesmal spielte der HFC einen Fehlpass (in Person von Anton Müller) und die Jahnelf setzte zum Konter an, Amachaibou wurde von Benedikt Schmid bedient und ließ Kleinheider keine Chance (52.). Es ging also effektiv weiter, auch die Fehlpassquote sollte hoch bleiben. SSV-Außenverteidiger Azur Velagic erspielte sich in der 56. Minute auf der linken Seite den Ball und flankte in den Fünfmeterraum auf Jimi Müller, der mit der vierten Jahnmöglichkeit per Kopf das dritte Tor markierte und das Spiel erneut drehte – doch die Oberpfälzer hatten die Rechnung ohne das Schiedsrichtergespann um Marcel Göpferich gemacht. Der Linienrichter zeigte Abseits an, das Tor zählte nicht! Die TV-Bilder konnten später kein Abseits feststellen, die Unparteiischen ließen im Jahnstadion den Grundsatz "Im Zweifel für den Angreifer" nicht gelten.
Der Jahn am Drücker, aber der Ball will nicht rein
Es half nichts, der Jahn dominierte nun die Partie und wollte sich das gestohlene Tor zurückholen. Und wie sollte es auch anders gehen, als mit einem Konter nach einem Fehlpass? Diesmal missglückte der eingewechselte Baude ein einfacher Pass im Spielaufbau, der SSV konterte mit Schmid, Müller und Amachaibou. Doch Kojola konnte in Müllers Schuss aus 15 Metern in letzter Sekunde das Bein dazwischen bringen (77.). Zwei Minuten später setzte sich Velagic auf rechts durch und war erneut mit einer schönen Flanke zur Stelle, doch Schmid brachte den Ball frei vor dem Tor nicht unter Kontrolle. Der HFC war wie zugeschnürt und konnte kaum für Entlastung sorgen.
Wer seine Chancen nicht macht…
Der ersten guten Offensivaktion der Hallenser ging erneut ein Fehlpass voraus. Nachdem der HFC wie im ersten Durchgang gut 40 Minuten nicht stattfand, konterten sie nach einem Hein-Fehlpass mustergültig, Lindenhahn vollendete schließlich nach Furuholm-Pass – die Kalte Dusche für den Jahn! Regensburg rennt die zweite Hälfte nur an und plötzlich steht es 2:3 für Halle (85.). Wieder einmal bewahrheitete sich eine alte Fußballweisheit: Wer seine Chancen nicht macht.. Die Hausherren, die das zweite Tor mehr verdient hätten als die Gäste, versuchten nun aus dem hart umkämpften Spiel wenigstens einen Punkt zu retten, doch nach einer eigenen Ecke schaltete der HFC schneller und setzte erneut zum Konter an. Baude vollendete und stellte den Spielverlauf mit dem 2:4 völlig auf den Kopf (89.). Kurz darauf war Schluss.
Halle siegt glücklich – Jahncoach Stratos sauer
Der Jahn war stärker als Halle und zeigte sich mit Kämpferherz und Siegeswille. Doch Halle genügten vier Chancen und zehn Minuten intelligenten Fußball, um das Spiel glücklich für sich zu entscheiden. HFC-Trainer Sven Köhler sprach von einem glücklichen Sieg seiner Mannschaft: "Wenn wir in der Jahndruckphase den Gegentreffer kassieren, dann wars das für uns. Am Ende haben meine Jungs das clever gemacht", ist er sich der Tatsache bewusst, dass nicht die bessere, sondern die cleverere Mannschaft gewonnen hat. Jahncoach Thomas Stratos war natürlich bedient: "Unsere Fehlerquote ist definitiv zu hoch, wir werden gnadenlos bestraft. Wir hatten die Chance, dass Spiel zu drehen – die haben wir nicht genutzt. Für das nächste Spiel muss ich die Aufstellung überdenken".
Regensburg in Münster unter Druck
Vier der sechs Tore im Jahnstadion fielen nach Fehlern beider Teams, beide Mannschaften bekleckerten sich nicht gerade mit Ruhm. Aber das ist im Endeffekt nicht mehr wichtig, Fakt ist: Der HFC gewinnt das Spiel mit 4:2 und hat Anschluss an das Tabellenmittelfeld gehalten. Der Jahn ist nun 16. Zwar haben die Regensburger auf die Abstiegsränge noch ein ordentliches Polster, sie stehen vor der nächsten Partie gegen Preußen Münster (17.) gehörig unter Druck. Halle hat zwar gewonnen, wird sich aber ebenfalls steigern müssen um am kommenden Wochenende gegen Chemnitz etwas holen zu können.
Foto: Regensburg1889.de