Hallescher FC: Auf die Gala folgt Ernüchterung
Es hätte ein Rekord werden können. Noch nie gewann der Hallesche FC in der 3. Liga mehr als dreimal hintereinander und dabei wird es nach der Heimniederlage gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld auch vorerst bleiben. Nur eine Woche nach der Gala in Chemnitz folgte die Ernüchterung gegen die Ostwestfalen und die erneute Erinnerung daran, in welchen Sphären der HFC zurzeit spielt.
.
„Grenzgänger“ HFC
Die Mannschaft von Trainer Sven Köhler findet keinen Weg aus der „Grenzgänger“-Rolle, die man seit vielen Monaten in der Liga einnimmt. Zu schwach für den Aufstiegskampf und zu stark für den Abstiegskampf folgen auf großartige Spiele meist unmittelbar danach deutliche Niederlagen. So spielte der HFC in Chemnitz die Gastgeber zwischenzeitlich in Grund und Boden, während die nahezu gleiche Mannschaft gegen Bielefeld keinen Spielaufbau fand. Zu langsam im Umschaltspiel, zu ungenau im Tackling und mit zunehmender Spielzeit auch zu schüchtern im Spielaufbau wurde es den Gästen leicht gemacht, ihr System auszuspielen. Bei beiden Gegentoren der ersten Halbzeit ließen die HFC-Verteidiger wie Schuljungen aussehen. Beim 1:0 kann Mast ungestört auf Fabian Klos flanken, der vom wackeligen Marcel Franke sträflich freigelassen wurde. Beim 2:0 ist mit einem einzigen Pass die ganze Abwehr blank, auch, weil erneut Franke die Abseitsfalle verschläft.
Franke, Kleinheider und Rau mit erneuten Problemen
Überhaupt war es kein gutes Spiel der „Begnadigten“: Während Franke, auch außerhalb der Gegentore, Torjäger Klos nicht in den Griff bekam, wackelte Pierre Kleinheider im Spielaufbau ebenfalls ganz gewaltig. Mehr als einmal schlug er den Ball zum Gegenspieler. Dominic Rau durfte nach seiner Einwechslung in der Halbzeitpause regelmäßig mit Rückpässen das Spiel verlangsamen, woran vor allem der hochmotivierte Osayamen Osawe zu nagen hatte, der immer wieder vergebens aus der Deckung startete. Auch Ivica Banovic und Akaki Gogia versuchten ihr bestes um den westfälischen Riegel vor dem Gästetor zu knacken, fanden aber beide kein Rezept. Trotzdem hielt sich die Kritik nach dem Spiel in Grenzen – und das durchaus mit Recht. Man musste nach der Partie schlichtweg zugeben, dass der HFC an einem stärkeren Gegner gescheitert war und die durchaus vorhandenen taktischen Ideen aufgrund der Disziplin der Gäste nicht umgesetzt werden konnten.
Die Angst vor Stagnation
Der HFC als „Grenzgänger“ der Liga. Ein Problem? Jein. Natürlich hat in Halle bis heute niemand öffentlich und ausdrücklich vom Aufstieg gesprochen. Die Hallenser sind in ihrer dritten Drittligasaison eine feste Größe und immer ein unangenehmer Gegner. Doch bisher muss man hier anfügen: Nicht mehr und nicht weniger. Gerade nach solchen Wechselspielen, wie den Partien gegen Chemnitz und Bielefeld, wird deutlich, wie groß die Gefahr der Stagnation an der Saale ist. Bisher konnte man sich seit dem Aufstieg kontinuierlich entwickeln. Diese Entwicklung stagniert nun etwas, auch, weil es der Mannschaft nicht gelingt, durch konstante Leistungen für ein Profil zu sorgen. Der HFC bleibt eine Wundertüte, worunter bisher keiner zu leiden hat – aber eben auch niemand über sich hinauswächst. Und so fragt man sich auch vor der letzten Partie vor der Winterpause in Köln: Schlägt der Auswärtsherbstmeister wieder zu oder werden es rohe Weihnachten an der Saale? Eine Wundertüte lässt sich nicht vorhersagen…