Hallescher FC: Eine überragende Halbzeit reicht nicht
Dreißig Meter hoch drosch Marco Engelhardt den Ball nach Schlusspfiff. Dreißig Meter gegen Wut, Frust und Enttäuschung, nach einer überragenden ersten Halbzeit, im zweiten Durchgang noch das Spiel aus den Händen gegeben zu haben. Dabei konnten selbst positiv gesonnene Spielbeobachter nicht einmal mehr von Pech für den Halleschen FC sprechen, sondern die Niederlage gegen Rot-Weiß Erfurt war letzten Endes absolut verdient. So geht auch die sieglose Heimserie der Hallenser weiter, die sich nun wohlgemerkt auf eine sieglose Serie von insgesamt drei Spielen ausgedehnt hat.
Überragende erste HFC-Halbzeit
Dabei hatte alles so gut begonnen: Nach einer äußerst sehenswerten Kombination über Furuholm und Gogia, landete der Ball nach zwei Minuten bei Sascha Pfeffer, der den Ball typisch kompromisslos ins Erfurter Tor beförderte. Von allen Neuzugängen mag Sascha Pfeffer einer der unauffälligsten sein, sicher aber auch einer der zuverlässigsten. Danach folgte ein Spiel auf ein Tor, auch weil den Erfurtern nicht viel einfiel, um gegen eine umgestellte, aber sicher postierte HFC-Defensive anzukommen. Beste Möglichkeiten hatte dabei noch Erfurts Okan Aydin, dessen Bemühungen aber erst in der zweiten Hälfte belohnt werden sollten. Vorher spielte nur der HFC und kam dabei auch in ruhigeren Phasen immer wieder zu Tormöglichkeiten, die Furuholm zweimal knapp ungenutzt ließ.
Schwacher Tag für Pierre Kleinheider
Nach dem Seitenwechsel ergab sich dann ein völlig anderes Bild. Erfurt, taktisch umgestellt, drängte nun den HFC vor das eigene Tor und der Mannschaft von Sven Köhler gelang es nicht, sich zu befreien. Immer wieder rollten Angriffe auf HFC-Keeper Pierre Kleinheider zu, der beim 1:1 dann etwas unglücklich aussah und auch so nicht seinen besten Tag erwischte. Durch den Ausgleich wurden die Erfurter nur noch mehr angestachelt und während der HFC sich nun in Entlastungsangriffen versuchte, von denen einer von den Füßen Furuholms direkt in die Arme von RWE-Torhüter Klewin sprang, ließen die Gäste nicht nach und erzielten das Führungstor.
Aufklärung zum Furuholm-Rot
Nun lagen die Nerven endgültig blank und Timo Furuholm, gepeinigt von einer torlosen Serie und erneut einigen vertanen Chancen, ließ sich zu einer Dummheit hinreißen, die auf den ersten Blick gar keine war. Bei einem Abstoß Klewins zählte der Finne mit den Fingern die Sekunden, die sich Klewin Zeit ließ. Als der Schiedsrichter das bemerkte, zeigte er Furuholm die rote Karte, der nun ebenfalls Rot sah und den Ball wegschlug. Im Nachhinein verriet der Schiedsrichter allerdings dem MDR, dass er Furuholm nicht einmal verwarnen wollte, sondern ihn lediglich bitten wollte, Klewin in Ruhe zu lassen, was der Finne allerdings mit einem deutlichen „F*ck off!“ quittierte, was als Schiedsrichterbeleidigung durchaus rotwürdig ist. Dumm, denn mit dem Platzverweis starb auch jegliche Hoffnung für den HFC auf einen Heimpunkt.
Abstiegszone näher als Aufstiegsplätze
So wartet man an der Saale weiter auf den ersten Heimerfolg in dieser Saison und war ihm gegen Erfurt wohl näher als je zuvor. Positiv, dass zumindest theoretisch alle Rädchen greifen und die Mannschaft, wenn sie denn will, funktioniert. Negativ, dass sie das zu selten konstant tut und selbst nicht recht zu wissen scheint, warum. So kann man nur hoffen, dass Marco Engelhardt nicht allzu viele Bälle mehr in den Himmel dreschen muss, sonst ist, wie der Ex-Erfurter richtig mahnte, „die Abstiegszone näher als die Aufstiegsplätze“.
FOTO: Marcel Junghanns