Hallescher FC: In drei Schritten zum Punktgewinn

Der HFC ist indiskutabel in die Saison gestartet. Auf zwei passable Heimauftritte folgten jeweils zwei schwache Auswärtsniederlagen. Kritik wird vor allem an der Mannschaft geäußert, vermehrt aber auch an Trainer Sven Köhler. Ist die Partie am Samstag gegen Elversberg schon das Schicksalsspiel?

August 2012: Der Hallesche FC ist als Aufsteiger hervorragend in die Saison gestartet, bisher noch ungeschlagen und mit 8 Punkten aus vier Spielen auf Platz vier der Tabelle. August 2013: Ein Tor, sieben Gegentore. Als einziger Verein noch ohne Punkte, erleuchtet von der roten Laterne des Letztplatzierten. Verkehrte Welt an der Saale, das verflixte zweite Jahr? Weder noch, denn der HFC kämpft momentan mit Problemen, die drei Aspekte benötigen um gelöst zu werden: Geduld, einen klaren Kopf und Timo Furuholm.

Umbrüche werden oft unterschätzt

Der Verein aus der Saalestadt hat in der vergangenen Sommerpause viel Energie in die Aufgabe gesteckt, einen Kader auf die Beine zu stellen, der, nach den Abgängen von Routiniers und Leistungsträgern wie Horvat, Kanitz, Mast und auch Furuholm, schlagfertig genug ist, die bravouröse Premierensaison in der 3. Liga zu wiederholen. Insgesamt 12 Neuzugänge heuerten beim HFC an, Daniel Ziebig wurde zudem weiterverpflichtet. Acht von den Neuzugängen tummelten sich beim 0:1 in Kiel am vergangenen Samstag in der Startelf. Lediglich Toni Lindenhahn, Maik Wagefeld und besagter Daniel Ziebig standen bereits in der vergangenen Saison in rot-weißen Streifen auf dem Spielfeld. Mit diesem Umbruch bürdete sich der Club eine Aufgabe auf, die in vielerlei Hinsicht oftmals unterschätzt wird. Oft werden Erfolgsgeschichten wie Rostock 2011 oder zuletzt Arminia Bielefeld als Beispiel dafür gesehen, wie ein Umbruch frischen Wind in Mannschaft und Verein bringen kann. Dabei wird stets konsequent übersehen, welche Arbeit dahinter steckt, ein Kollektiv aus 22 Einzelspielern zur Mannschaft zu formen. An dieser Aufgabe hat der HFC  im Moment am ärgsten zu arbeiten. Hierbei fällt die Schlüsselrolle Trainer Sven Köhler zu, der bereits bewiesen hat, eine Mannschaft binden zu können. Daneben stehen Führungsspieler wie Daniel Ziebig und Kapitän Maik Wagefeld in der Pflicht, der zuletzt, neben der gesamten Mannschaft, explizit kritisiert wurde, auch wenn sich Köhler sofort schützend vor seinen Routinier stellte.

Trainerentlassung würde neue Baustellen aufwerfen

Köhler ist an dieser Stelle auch ein wichtiger Faktor für den zweiten Aspekt: Den klaren Kopf. Dieser wird momentan vor allem von Sportchef Ralph Kühne verlangt, der sich zuletzt bewusst damit zurückhielt, die Position des Trainers infrage zu stellen. Möglicherweise, weil er wusste, dass die mitteldeutschen Medien diese Aufgabe übernehmen werden, möglicherweise aber auch, weil ihm bewusst ist, dass eine Trainerdiskussion die „ernste Lage“, wie er die Situation nannte, nur noch verschärfen würde. Köhler genießt innerhalb der Mannschaft höchsten Respekt. Er gilt für Außenstehende als ruhig und zurückhaltend, im engeren Kreis hingegen als äußerst innovativ und fußballverrückt. Eine Entlassung würde neue Baustellen aufwerfen in einem Team, was sich bisher „nur“ finden muss. Wichtiger als Aktionismus ist das Vertrauen in den Erfolgstrainer, der den Verein auch in der vergangenen Saison aus der Durststrecke geführt hat.

Erfolg des Vereins eng mit Furuholm verknüpft

Dazu kommt die Verpflichtung von Timo Furuholm als neuem Hoffnungsträger. Der Finne, der den HFC mit seinen Toren beinahe im Alleingang zum Klassenerhalt schoss, soll ab kommendem Samstag endlich Punkte sichern. Die Ausgangslange ist gut, zuhause sah die Mannschaft bisher deutlich besser aus als in der Fremde. Lediglich die Abschlüsse der teils gefälligen Angriffskombinationen fehlten. Das ist nun Furuholms Aufgabe. Der 25-Jährige sieht sich selbst zwar nur als „jemand der spielen will“ und nicht als „Wunderstürmer“, dürfte sich seiner Messias-Rolle aber in Anbetracht der sportlichen Situation an der Saale durchaus bewusst sein. Die Fans erwarten nicht weniger als Tore, möglichst in einer ähnlichen Quote wie in der vergangenen Rückrunde, als Furuholm achtmal in 16 Spielen traf. Ob er diese Erwartungen erfüllen kann lässt sich schwer voraussagen. Fakt ist aber, dass der sportliche Erfolg des Vereins eng mit dem seines „Königstransfers“ verknüpft ist. Lange wurde eine Rückkehr des Finnen als „zu teuer“ abgewiesen, nun holt man ihn nach verpatztem Saisonbeginn in höchster Not.

Geht diese Rechnung auf und lässt man die Mannschaft und den Trainer der Punkteanzahl vorerst ungeachtet in Ruhe arbeiten, dann dürften sich bald die ersten Früchte der harten Arbeit zeigen. Das Spiel gegen Elversberg gilt als nächster Gradmesser, das erste Heimspiel gegen einen schwächeren Gegner, dazu der neue alte Goalgetter. Ein Schicksalsspiel für den ganzen Verein sollte es aber nicht darstellen, dafür ist die Saison zu jung und die Mannschaft mit zu viel Luft nach oben ausgestattet.

Foto: Marcel Junghanns [Klettermaxe Photographie | Fototifosi]

   

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