Hansa: Baumanns goldenes Händchen beendet Negativserie
Es war mit Sicherheit nicht das schönste Spiel gegen die zweite Mannschaft von Mainz 05 am vergangenen Samstag im Ostseestadion. Aber es war eine Partie mit dem emotionalen Finish, wie es die Hansafans bis dato in dieser Saison noch nicht erlebt hatten.
"Es ist schön, die Jungs mal wieder lächelnd in der Kabine zu sehen. Das hatten wir viel zu selten nach einem Spiel“, kommentierte Trainer Karsten Baumann die Szenerie nach dem Abpfiff. Und wahrlich: Als der Unparteiische die Partie beendete, fielen sich nicht nur 7.200 Fans erleichtert in die Arme, sondern auch die Spieler der Kogge zeigten Gefühlsexplosionen auf dem Platz und in den Katakomben. All der Frust der vergangenen Wochen und der Negativserie von dreizehn sieglosen Spielen wurde herausgeschrien; jedem fiel ein riesengroßer Stein vom Herzen.
Schwache ängstliche erste Hälfte
Und dabei sah es bis kurz vor Abpfiff danach aus, als würde die Kogge sich zum zehnten Mal in dieser Saison die Punkte mit dem Gegner teilen. Eine schwache erste Halbzeit, in der für die Gastgeber offensiv kaum etwas zusammen lief, ließ erahnen, warum die Rostocker sich derzeit ganz unten in der Drittliga-Tabelle befinden. "Es fehlten die Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte. Wir haben schlecht nach vorne gespielt, sind falsch gelaufen. Da hat einiges nicht gestimmt“, fasste Baumann Halbzeit eins zusammen. "Man darf nicht vergessen, in was für einer Situation wir sind. Das hat man in den einen oder anderen Aktionen gesehen. Die Angst, Fehler zu machen, war natürlich da. Hinzu kommt, dass Mainz in dieser Saison eine starke Truppe zusammengestellt hat“, beschrieb Soufian Benyamina die Tatsache, warum sich Hansa gegen Mainz so schwer tat.
Zwei Joker = ein Treffer
Nach der Pause schalteten beide Teams in Sachen Kampfbereitschaft einen Gang höher. Als in der 59. Minute Marcel Ziemer nach 105 Tagen Verletzungspause (Schambeinentzündung) sein Comeback feierte, ging ein Ruck durch die Mannschaft des FCH. Am 15. August 2015 bestritt Rostocks Stürmer sein letztes Spiel, bezeichnenderweise war dies der letzte und bislang einzige Heimsieg der Kogge in dieser Saison (4:2 gegen Fortuna Köln). Und zu einem Zeitpunkt, wo auf dem Rasen nur noch ein zähes Ringen um jeden Grashalm herrschte, holte Hansa zum Lucky Punch aus. Es war die 87. Spielminute, als der zuvor eingewechselte Kai Schwertfeger geblockt wurde und Ziemer die Flanke auf den ebenso zur zweiten Halbzeit eingewechselten Benyamina schlug. Dieser stand goldrichtig und erzielte in seinem 15. Pflichtspiel seinen zweiten Treffer für Hansa. "Es war ein dreckiger Sieg heute. Nach Cellos toller Flanke musste ich nur noch den Schädel reinhalten“, beschrieb Benyamina den Siegtreffer.
"Haben genug auf die Fresse bekommen"
Und genau dieser Siegtreffer trug die Handschrift des Trainers. Karsten Baumann bewies mit seinen Einwechslungen in der zweiten Hälfte ein glückliches Händchen: Alle drei Akteure waren am Tor beteiligt und verschafften ihm und seinem Team am Ende dieses Spieltages wieder ein wenig Luft – und Erleichterung. "Wir haben genug auf die Fresse bekommen in den vergangenen Wochen. Heute können wir alle mit einem Lächeln nach Hause gehen“, freute sich auch Kapitän Tobias Jänicke. Für Hansa war es ein Sieg des Willens, der in dieser Phase von monatelanger Erfolglosigkeit immens wichtig war. "Es war vieles so wie in den vergangenen Spielen. Wir haben zusammen gespielt und zusammen gekämpft“, fasste Baumann zusammen, mit dem Unterschied dass „dieses Mal alles gepasst hat und sie sich am Ende dafür belohnt haben.“
Fazit: Auch ein dreckiger Sieg kann schön sein!
Marcel Ziemer, der nach seiner langen Ausfallzeit am Samstag endlich wieder schmerzfrei auf dem Platz stand, fand nach Spielende die passenden Worte: "So ein dreckiges Ding ist immer mal gut und wenn das am Ende ausreicht, bin ich auch froh. Kämpfen, kratzen, beißen, dreckig sein – und dann 1:0 gewinnen!“ Der Fokus der Kogge liegt nun auf dem nächsten Auswärtsspiel beim Halleschen FC. "Die Jungs sollen jetzt ein zwei Tage die Seele baumeln lassen und dann machen wir weiter. Denn nach Siegen ist nicht alles gut und nach Niederlagen nicht alles schlecht. Wir hoffen ganz einfach, dass sie das Gefühl von heute, auch mit nach Halle nehmen“, sagte Baumann nach diesem Befreiungsschlag.