Hansa: Leidenschaft und Kampf machen den Unterschied
Neun Jahre nach dem letzten Erfolg des F.C. Hansa Rostock in der ersten Runde des DFB-Pokals zogen die Rostocker am späten Samstagabend erneut in die zweite Runde ein. Und wieder einmal hieß der Gegner VfB Stuttgart und wieder einmal bestätigten die Rostocker ihren Ruf des persönlichen Pokalschrecks bei den Schwaben. Ein Kommentar.
Statistiken lügen doch!
Ein wenig erinnerte das Pokalspiel zwischen dem FCH und den Schwaben an die glanzvollen Bundesliga-Zeiten der Kogge. Es war eine magische Nacht an der Ostsee, die jeden Hansa-Fan im ausverkauften Ostseestadion ins Staunen versetzte und die Augen glänzen ließ. Mit einer unglaublichen Mannschaftsleistung zwang der Drittligist den hochkarätig besetzten und ambitionierten Bundesligisten in die Knie und zeigte einmal mehr, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Rostock nutzte die – laut Hansa-Trainer Pavel Dotchev – Minichance von 20 Prozent auf einen Sieg, weil an diesem Abend einfach alles stimmte. Mit einer unsagbaren Leidenschaft und großem Einsatz, waren die Gastgeber in den entscheidenden Phasen nahezu immer präsent – und Stuttgart eben nicht. Statistik-Fans wurden an diesem Abend eines Besseren belehrt. Der VfB in den wichtigen Punkten wie Torschüsse, Passquote, Ballbesitz einfach nur drückend überlegen, stand unterm Strich mit leeren Händen da. Auch Statistiken können sich mal täuschen…
Gnadenlose Effektivität
Hansas Erfolgsrezept? Sie agierten mit einer gnadenlosen Effektivität und hatten die persönlichen Fehler, die ihnen in Unterhaching noch zum Verhängnis wurden, abgestellt. Die umgebaute Abwehr mit Kai Bülow in der Innenverteidigung stand sattelfest und verbarrikadierte den Strafraum. Auch Ioannis Gelios im Tor der Rostocker scheint endlich an der Küste angekommen zu sein. Mit seiner Strafraumbeherrschung gerade bei hohen Bällen und Flanken strahlte er gegen Stuttgart viel Ruhe aus. Im Mittelfeld machte erstmals in dieser Saison Mirnes Pepic auf sich aufmerksam. Der laufstarke 22-Jährige war die zentrale Schnittstelle im Mittelfeld. Mit seinen Mannschaftskollegen schaltete er die Gäste aus und erzielte als Krönung selbst das entscheidende 2:0. Die Neuverpflichtung von Cebio Soukou in der Sommerpause ist jetzt schon Gold wert. Rostocks Goalgetter (drei Ligatore) ließ Holger Badstuber einfach nur alt aussehen und netzte mit dem Außenrist zur Führung ein. Und auch beim 2:0 glänzte er mit einer sehenswerten Vorbereitung.
Der Star? Die Mannschaft!
Wenn man nach dem Schlusspfiff jemand gesondert hervorheben müsste, dann wäre es die Mannschaft. 90 Minuten Leidenschaft und Kampf bis ans Limit und darüber hinaus machten den Unterschied. Angetrieben von den unglaublich und permanent anpeitschenden Fans entwickelte das Team von Pavel Dotchev eine Eigendynamik, die jeden vor dem Fernseher, im Stadionrund, auf der Ersatzbank und auf dem Rasen begeisterte und den Gästen das Fußballspielen schwer machte. Dies war ein wichtiger Sieg! Ein Sieg für das Selbstvertrauen in der Liga, wo Hansa nach zwei Siegen und zwei Niederlagen recht mittelmäßig in die Saison startete. Ein lukrativer Erfolg zudem, weil es weiterhin Geld in die klamme Kasse der Hanseaten spült. 332.000 Euro gibt es für den Einzug in die zweite Runde, hinzu kommen die zu erwartenden Zuschauereinnahmen. Und ganz nebenbei hat die unglaubliche Erfolgsserie des FCH im DFB-Pokal gegen die Schwaben (vier Partien, vier Siege) weiterhin Bestand…
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