Hansa-Pokalspiel gegen Hertha von Pyro-Eklat überschattet
Das Pokalspiel des F.C. Hansa Rostock gegen Hertha BSC ist am Montagabend von einem Pyro-Eklat überschattet worden. So musste die Partie in der zweiten Halbzeit gleich zwei Mal für insgesamt 18 Minuten unterbrochen werden, zwischenzeitlich stand sogar ein Spielabbruch im Raum. Dem F.C. Hansa, der ohnehin unter Bewährung steht, droht (genau wie Hertha) erneut eine empfindliche Strafe. Die Polizei erhebt unterdessen schwere Vorwürfe gegen den FCH.
Hansa-Fans provozieren mit geklauter Zaunfahne
Was war passiert? Als die Partie nach der Halbzeitpause gerade wieder angepfiffen worden war, zündeten mitgereiste Hertha-Chaoten mehrere Bengalos und schossen Feuerwerkskörper in den angrenzenden und vollbesetzten Hansa-Block – mindestens eine Rakete schlug voll ein. Schiedsrichter Robert Hartmann unterbrach die Partie, setzte sie nach knapp zwei Minuten aber fort. Danach blieb es zunächst ruhig, ehe im Block der Rostocker Anhänger in der 76. Minute ein Banner mit der Aufschrift "Kein Angriff auf Hansafans bleibt ungesühnt" entrollt wurde. Kurz danach präsentierten die Chaoten eine im September 2014 geklaute Hertha-Fahne ("Ostkurve Hertha BSC") und steckten sie in Brand. Die Reaktion aus dem Gästeblock folgte prompt: Erneut wurden mehrere Leuchtraketen auf die angrenzende Tribüne und das Spielfeld geschossen, aber auch aus der Hansa-Kurve flogen nun zwei Raketen in den Hertha-Block und schlugen dort ein. Die Polizei brachte sich zwischen beiden Blöcken in Stellung, Schiedsrichter Robert Hartmann unterbrach die Partie erneut und schickte beide Mannschaften in die Kabinen.
Derweil wurden weitere Feuerwerkskörper gezündet, zudem explodierten mehrere Böller. Während die Hansa-Chaoten damit beschäftigt waren, die geklaute Zaunfahne (30 x 2 m) im Pufferbereich zwischen beiden Fanblöcken zu verbrennen, reagierte das übrige Stadion mit Gesängen wie "Und ihr wollt Hansa Rostock sein!?" Auf der Südtribüne beruhigte sich die Lage nur langsam, sodass zwischenzeitlich ein Spielabbruch im Raum stand. Knapp 15 Minuten nach der Unterbrechung kamen beide Mannschaften aber zurück auf das Feld, kurz danach gab Hartmann die Partie wieder frei, währenddessen explodierten weitere Böller, außerdem wurden im Hertha-Block erneut Feuerwerkskörper gezündet. Letztlich konnte die Partie aber regulär zu Ende gebracht werden.
Wohl zwei weitere Auswärtsspiele ohne Fans
Bereits unmittelbar nach dem Spiel hat beim F.C. Hansa die Aufarbeitung der Vorfälle begonnen. Klar ist: Die Kogge muss mit einer empfindlichen Strafe rechnen – mal wieder. Erst am vergangenen Mittwoch belegte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den F.C. Hansa nach diversen Vorfällen in der Rückrunde mit einem Gästefan-Verbot bei den Spielen in Magdeburg und Jena – zwei weitere Partien wurden zur Bewährung ausgesetzt. Diese dürfte sich nun bereits verwirkt sein, sodass Hansa Rostock bei zwei weiteren Auswärtsspielen ohne die Unterstützung seiner Fans auskommen werden muss.
Darüber hinaus muss der FCH mit weiteren Strafen rechnen, selbst ein Geisterspiel vor eigenem Publikum scheint nicht ausgeschlossen zu sein – es wäre bereits das zweite in diesem Jahr. Ohnehin liest sich die Strafenbilanz der Norddeutschen erschreckend: So musste Hansa seit 2013 insgesamt 123.000 Euro (!) an den DFB zahlen – so viel wie kein anderer Drittligist in diesem Zeitraum. Skurril: Noch vor Anpfiff protestierten die Hansa-Fans zusammen mit den Hertha-Anhängern in Wechselgesängen gegen den DFB, wenig später lieferten sie dem Verband eine Steilvorlage.
Was die Hansa-Verantwortlichen zusätzlich ärgern wird: Im Rahmen eines offenen Briefes an die eigenen Anhänger hatte Vorstandsvorsitzender Robert Marien im Vorfeld der Partie gegen Hertha noch appelliert: "Unterlasst alles, was den F.C. Hansa und auch euch schadet!" Worte, die letztlich wirkungslos verpufften. Wieder einmal warfen einige wenige Personen in beiden Fanlagern ein schlechtes Licht auf ihren Verein – und mehrere Millionen Zuschauer sahen in der ARD live dabei zu. "Das hinterlässt für die neue Saison einen mehr als faden Beigeschmack. Das wird uns alle in den nächsten Tagen und Wochen beschäftigen", äußerte sich Hertha-Manager Michael Preetz nach Abpfiff gegenüber "Sky". Hansa-Trainer Pavel Dotchev distanzierte sich indes im Namen der Mannschaft von den Vorfällen: "Solche Sachen gehören nicht zum Sport. Wir distanzieren uns davon. Das schadet uns allen. Leider gibt es so schwarze Schafe, die alles kaputt machen."
Polizei macht Hansa schwere Vorwürfe
Die Polizei machte den F.C. Hansa unterdessen für die Vorfälle mitverantwortlich. "Bereits während unserer heutigen Einsatzbesprechung informierte mich der Verein F.C. Hansa Rostock, dass laut Informationen der Vereinsführung sich das gestohlene Banner bereits im Stadion befinde und auch zu Beginn der zweiten Halbzeit ausgerollt werden solle", so Michael Ebert, Leiter der Polizeiinspektion Rostock. Daher sei die Südtribüne vor Spielbeginn gründlich durch auswärtige Ordnungskräfte und Polizeikräfte durchsucht worden, jedoch sei die Zaunfahne nicht gefunden worden, heißt es. Da die durchsuchenden Ordnungskräfte nach Polizeiangaben keinerlei Bezug zum F.C. Hansa Rostock hatten, könne nahezu ausgeschlossen werden, dass das Banner durch sie ins Stadion gelangte oder bei Kontrollen unentdeckt blieb, teilte die Polizei mit. "Somit liegt die Vermutung nahe, dass das Banner über vereinseigene Strukturen und mit Wissen von Vereinsoffiziellen ins Stadion gelangen konnte", erhebt Ebert schwere Vorwürfe gegen den FCH.
Hansa-Boss Robert Marien betonte unterdessen: "Wenn man sieht, dass hier 1.700 Polizisten und über 300 Ordner unterwegs waren, dass Spürhunde und HD-Kameras im Einsatz sind. Da wird im Bereich der Kontrolle alles getan, was getan werden kann. So etwas kann man sicher nur gesamtgesellschaftlich lösen, nicht allein als Drittligist." Welche Konsequenzen die Ausschreitungen am Montagabend nach sich ziehen werden, ist unterdessen noch offen.
Die Vorfälle im Video: