Hansa Rostock: Die Luft für Karsten Baumann wird dünner
Unmittelbar nach dem Schlusspfiff wurde das Spiel des F.C. Hansa Rostock gegen die Aufsteiger aus Würzburg von einem Pfeifkonzert der 9.050 Zuschauer quittiert. Währenddessen formierte sich auf dem Rasen des Ostseestadions ein Kreis aus Spielern und Trainerteam, in dem Matthias Henn und Marcel Schuhen vermutlich deutliche Worte fanden. Was war geschehen?
Der F.C. Hansa Rostock hatte es auch im zwölften Anlauf nicht geschafft, einen Dreier einzufahren. Dabei hatte man im Vorfeld an der Ostsee doch alles versucht, um endlich das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Das Training sowie das Spielsystem wurde umgestellt (3-5-2), Mittelfeldspieler José-Alex Ikeng wurde aus disziplinarischen Gründen in die Oberliga-Mannschaft verbannt und sogar die Nacht vor dem Ligaspiel verbrachten die Rostocker im Hotel. Grund: die Kogge punktete in dieser Saison auswärts mehr als zu Hause (sechs Heimpunkte vs. neun Auswärtspunkte). Trainer Karsten Baumann erhoffte sich dadurch einen positiven Effekt.
Hansa stellt um: Dreierkette und ein Sechser
Hansa – mit Jänicke und Perstaller von Beginn an – startete zunächst auch gut ins Spiel und erspielte sich einige Möglichkeiten. Die beiden besten Torchancen vereitelte zum einen ein Würzburger Abwehrspieler, als er den Kopfball von Henn auf der Linie klärte. Zum anderen verhinderte kurz vor dem Pausenpfiff die Unterkante der Latte ein Tor von Marco Kofler. Zu wenig für das Team um Karsten Baumann, das mit einem 0:0 in die Katakomben verschwand. "Wir wollten den Jungs mit einem neuen Spielsystem (Dreierkette und nur ein Sechser) neue Reize geben und von Beginn an etwas mehr Risiko gehen. Das ging zu Beginn gut, aber in der zweiten Halbzeit hatten sich die Gäste dann darauf eingestellt“, kommentierte Baumann die erste Hälfte.
Baumann: Haben in erster Halbzeit zu viele Körner verbrannt!
Und wer von den 9.050 Fans (Negativkulisse) auf die zweite Halbzeit gehofft hatte, sah sich schnell getäuscht. Der Aufsteiger aus Würzburg stand tief und machte seinem Ruf als beste Defensive der 3. Liga alle Ehre. Von einem engagierten Hansaspiel war nicht mehr viel zu sehen. Vielmehr ging den Rostockern laut Baumann die Puste aus: "Nach der Pause machte es Würzburg besser. Man merkte, dass es eine abgezockte Truppe ist. Uns fehlte der Zugriff, weil wir schon eine Menge Körner verbrannt hatten.“ So war es auch bezeichnend, dass Rostocks Schlussmann Schuhen in der 77. Minute mit einem starken Reflex gegen Schoppenhauer parierte – die einzig nennenswerte Chance hüben wie drüben. Enttäuscht ob der Leistung ihres Teams gellte schließlich nach dem Schlusspfiff ein Pfeifkonzert durchs Stadionrund. Enttäuschung überwog trotz der passablen ersten halben Stunde in der ersten Hälfte. "Ich verstehe die vereinzelten Pfiffe der Fans, keine Frage. Aber wir hatten bis dato auch zweimal mit 1:3 verloren. Da mussten wir schauen, dass wir uns defensiv stabilisieren. Wir haben heute hinten die Null gehalten“, kommentierte ein frustrierter Henn. "Wenn du so weit unten stehst, dann hast du die Scheiße am Fuß. Nichts desto trotz hat das Team alles gegeben. Wir haben gekämpft und gefightet.“ Und trotzdem blieb auch noch einen Tag danach bei vielen Fans das Gefühl, dass ein etwas kritischerer Umgang mit der eigenen Leistung an diesem Nachmittag fehlte…
Hat die Kogge ein Kopfproblem?
Mit 15 Punkten von 48 möglichen Punkten dümpelt die Kogge nun auf Platz 19 der 3. Liga. Punktgleich mit dem Tabellenletzten Werder Bremen II, die nur ein schlechteres Torverhältnis haben. "Wir können alle auf die Tabelle gucken und sehen, dass es eine ernste Situation ist. Aber die anderen Mannschaften sind nicht meilenweit von uns entfernt. Wenn wir in drei Monaten immer noch da stehen, dann müssen wir von richtigem Abstiegskampf sprechen. Im Moment ist es einfach eine Scheißsituation, denn der 19. Platz ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, kommentierte Maximilian Ahlschwede die aktuelle Platzierung.
In Rostock hilft augenblicklich nur noch das Hoffen auf den weiß-blauen Fußballgott… Auf die Frage, was noch passieren muss, um endlich wieder einen Sieg einzufahren, antwortete der Baumann nach Spielende: "Mittlerweile glaube ich, dass es bei den Spielern ein reines Kopfproblem ist. Es fehlt der hundertprozentige Glaube, dass man ein Spiel auch mal drehen kann. Es liegt nun am Trainerteam, dass wir ihnen den Glauben zurückgeben.“ Für Karsten Baumann wird es langsam aber sicher ungemütlicher an der Ostsee: "Klar ist, dass die Punkte irgendwann kommen müssen. Aber die Verantwortlichen wissen ganz genau, welche Arbeit abgeliefert wird und bewerten sie auch – nicht nur die nackten Ergebnisse. Wir werden weiter hart an uns arbeiten und hoffen, dass wir da zusammen rauskommen.“