Hansa Rostock: Dotchev und Thiele müssen sofort gehen
Erdbeben beim F.C. Hansa Rostock! Kurz vor dem Trainingsauftakt am Donnerstagvormittag ist Trainer Pavel Dotchev mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Auch Sportvorstand Markus Thiele muss seinen Posten räumen. Beide Entscheidungen bestätigte der Verein am Abend in einer Pressemitteilung. Wer künftig an der Seitenlinie stehen wird, ist noch offen.
Verantwortliche "verstimmt"
"Am Saisonende ist Schluss", hatte Dotchev am Mittwoch Gerüchte bestätigt, wonach sein am 30. Juni auslaufender Vertrag nicht verlängert werden sollte. Nun muss der 53-Jährige überraschend sofort gehen. Offensichtlich war es den Verantwortlichen ein Dorn im Auge, dass Dotchev sein bevorstehendens Aus im Alleingang verkündete. Entsprechend "verstimmt" hatte Vorstandsvorsitzender Robert Marien darauf reagiert, wie er in der "Ostsee-Zeitung" offenbarte: "Wir brauchen einen Trainer, von dem alle – also drei Vorstände und sieben Aufsichtsräte – überzeugt sind, dass man mit ihm den nächsten Schritt machen kann." Das Dotchev dafür der richtige Mann ist, daran glaubten die Verantwortlichen nicht mehr und entschieden sich bei einer Krisensitzung am 27. Dezember einstimmig dafür, seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Hinzukommt die enttäuschende sportliche Situation nach 20 Spieltagen: Mittelmaß statt Aufstiegskampf heißt die Realität bei Hansa im Winter 2019. Bereits zehn Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsrang, zu einem direkten Aufstiegsplatz fehlen der Kogge sogar zwölf Punkte. Seit fünf Spielen ist der FCH sieglos, die 0:2-Pleite gegen Energie Cottbus kurz vor Weihnachten war zudem die dritte Niederlage in diesem Zeitraum. Abgefahren ist der Aufstiegszug zwar noch nicht, doch dass die Kogge am Saisonende einen der drei Spitzenplätze belegen wird, erscheint derzeit nicht sonderlich wahrscheinlich.
Dabei schien Hansa nach einem durchwachsenen Saisonstart mit einer Serie von sechs Partien ohne Niederlage und 14 Punkten im Herbst Fahrt aufzunehmen. Lediglich einen Punkt trennte die Kogge nach dem 15. Spieltag vom zweiten Tabellenplatz, doch seitdem ging es bergab. Das Ziel, aus den letzten fünf Partien vor Weihnachten mindestens zehn Punkte zu holen, wurde krachend verfehlt.
Nachfolger noch offen
Dotchev trat im Mai 2017 die Nachfolge von Christian Brand an, spielte mit Hansa in der vergangenen Saison lange um den Aufstieg mit und wurde am Ende immerhin Sechster. In dieser Spielzeit sollte unter dem Motto "Gemeinsam nach oben" der Sprung in die 2. Bundesliga gelingen, doch nach 20 Spieltagen klaffen Anspruch und Realität deutlich auseinander.
Aus den 57 Drittliga-Spielen unter Dotchevs Leitung holte der FCH 87 Punkte, was einen Schnitt von 1,53 bedeutet – damit war der 53-Jährige einer der erfolgreichsten Trainer der letzten Jahre. 23 Siege und 18 Unentschieden stehen 16 Niederlagen gegenüber, das Torverhältnis ist mit 75:63 positiv. Wer künftig auf der Bank sitzen wird, steht noch nicht fest. Das Training am Donnerstag leitete U19-Coach Vladimir Liutyi – er wird die Mannschaft bis auf Weiteres betreuen.
Härtel und Doll Kandidaten?
Als heißer Kandidat auf die Dotchev-Nachfolge wird in der "Ostsee-Zeitung" derzeit Jens Härtel gehandelt. Der 49-Jährige stand zuletzt von Juni 2014 bis November 2018 beim 1. FC Magdeburg an der Seitenlinie und führte die Elbstädter aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga, ehe er nach einer Serie von vier Niederlagen in Folge im Spätherbst gehen musste.
Auch Thomas Doll, langjähriger Coach des Hamburger SV, ist offenbar ein Thema. Zwischen Dezember 2013 und August 2018 trainierte der in Malchin (84 Kilometer südlich von Rostock) geborene Trainer den ungarischen Erstligisten Ferencváros Budapest und führte den Verein zur Meisterschaft 2016 und zu drei Pokalsiegen (2015, 2016, 2017).
Die "Bild" nennt zudem Mark Zimmermann als Kandidaten. Der 44-Jährige war bis Anfang Dezember über 25 Jahre lang in verschiedenen Positionen für den Carl Zeiss Jena tätig. Klar ist: Gesucht wird der 13. Hansa-Coach seit 2009.
Thiele ebenfalls freigestellt
Darüber hinaus benötigen die Ostseestädter auch einen neuen Sportvorstand, nachdem Markus Thiele ebenfalls freigestellt wurde. Zu den Hintergründen äußerte sich der Verein bisher nicht. Der 37-Jährige kam im Dezember 2017 vom VfR Aalen an die Ostsee, nach nur 13 Monaten ist seine Amtszeit bereits wieder beendet. Laut der "SVZ" soll Stefan Karow, früherer Torwarttrainer und derzeitiger Leiter der Hansa-Nachwuchsakademie, den Posten vorerst übernehmen. Lange es war rund um den F.C. Hansa in den vergangenen Monaten ruhig geblieben, nun ist das Chaos beim früheren Erst- und Zweitligisten zurück.