Hansa Rostock: Mittelmaß statt Vollgas Richtung Aufstieg

Es ist ein Wort, welches spätestens seit der vergangenen 0:1-Heimniederlage gegen die SpVgg Unterhaching wie ein Damoklesschwert über der DKB-Arena schwebt und welches der Mannschaft, dem Trainer und den Fans des FC Hansa dieser Tage Kopfzerbrechen bereitet: Mittelmaß. Nichts wurde in den letzten Tagen so sehr Symbol für die ratlose Rostocker Mannschaft wie das Mittelmaß und auch Trainer Marc Fascher erkannte vor dem Spiel gegen die Stuttgarter Kickers richtig: „Die Tabelle lügt nicht. Das ist Mittelmaß."Zuvor war es den Rostockern nicht gelungen, gegen eine mental geschwächte, spielerisch unterlegene Erfurter Mannschaft den Ball zum Siegtor über die Linie zu bugsieren. Nach Faschers Worten verlor der FCH die Spiele gegen die Kickers und gegen die SpVgg Unterhaching jeweils in der zweiten Halbzeit, nach ordentlichen Leistungen in den ersten 45 Minuten. Das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen sollte den Rostockern allerdings nicht zur Seite stehen, im Gegenteil, Torjäger Ondrej Smetana und Joker Johan Plat vergaben zuletzt immer wieder beste Chancen. Allein der Einsatz bringt Hansa im Moment nicht voran, es fehlen Punkte, elf sind es bereits auf den Relegationsplatz drei.

Mentaltrainer Fascher

Erklärungen für den Negativlauf von nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen finden sich schwerlich und so bleiben viele Fragen in Rostock offen. Fehlt nach wie vor die Abstimmung in der vor der Saison völlig umformierten Rostocker Mannschaft? Fehlt es an Ausdauer? Können die Ausfälle von jungen Spielern wie Jordanov oder Gusche so schwer wiegen? Trainer Marc Fascher bemühte sich den Medienvertretern in den Tagen nach der Niederlage gegen Unterhaching seine Rolle als Mentaltrainer darzustellen. Eine Rolle, die er schon nach dem Abstieg und dem kraftlosen Auftakt in der 3. Liga unter Vorgänger Wolfgang Wolf ausüben musste und erfolgreich meisterte. In den ersten sieben Partien seiner Amtszeit, verlor die Mannschaft nur das Spiel gegen Osnabrück und stellte erfolgreich den ersehnten Kontakt zu den Spitzenplätzen her. Danach folgte allerdings der Einbruch, eingeleitet von einer schwachen 2:1-Niederlage in Offenbach und mit dem vorläufigen Negativhöhepunkt des Spiels gegen Unterhaching.

Niederländer auf der Bank

So muss sich, neben den gescholtenen Spielern, nun auch immer öfter der junge Trainer für die Tatsache verantworten, dass dieselbe Mannschaft, welche noch vor einigen Wochen unter seiner Regie Topfavoriten wie Heidenheim und Bielefeld das Fürchten lehrte, nun einfach nicht mehr gewinnen kann. Marc Fascher zeigt sich hoffnungsvoll: „Irgendwann reißt die Serie, warum soll sie nicht nächste Woche in Babelsberg reißen?“. In Fankreisen werden allerdings Fragen nach Rostocks zwei Niederländern Rick Geenen und Johan Plat laut. Rick Geenen musste nach soliden Auftritten als rechter Verteidiger nach Faschers Amtsantritt auf der Bank Platz nehmen, für ihn funktionierte der Trainer den Flügelstürmer Alexandre Mendy zum Verteidiger um, zusätzlich wurde mit Emil Rilke ein Allrounder für die rechte Seite verpflichtet. Geenen wartet seit Wochen vergebens auf eine Chance. Noch unverständlicher ist für die meisten Fans der Umgang Faschers mit Johan Plat. Plat, unter Wolfgang Wolf noch einziger Lichtblick einer ansonsten eher unscheinbaren Rostocker Mannschaft und anfangs zu Recht als klare Verstärkung gefeiert, kommt unter Fascher nicht über eine Jokerrolle hinaus, was ihn von Spiel zu Spiel mehr zu belasten scheint. Nach kurzen Experimenten mit Plat auf der 10, in denen er sich durchaus in Szene setzen konnte, hat er, anders als sein zurzeit schwächelnder Sturmkollege Ondrej Smetana, nach wie vor keinen Stammplatz.

Aufstieg wohl kein Thema mehr

Die Rostocker Misere nun aber auf Trainer Marc Fascher allein abzuwälzen, wäre schlichtweg falsch. Zu Recht betont er seit Wochen, dass die Winterpause für ihn die langersehnte Chance sei, das Team sich endlich über einen längeren Zeitraum nach seinen taktischen Vorstellungen einspielen zu lassen und gestärkt ins Jahr 2013 gehen zu können. Seine Erfahrungen sprechen dabei für ihn: Auch bei Faschers  zweijährigem Engagement in Münster hatte das Team zuerst Anlaufschwierigkeiten, bevor er die Mannschaft 2011 erfolgreich zum Aufstieg in die 3. Liga führte. Allein ein Aufstiegsjahr wird es für den FCH wohl nicht mehr werden, zu groß erscheint der rechnerische wie mentale Abstand zu den Spitzenclubs aus Osnabrück, Münster oder Karlsruhe. So bleibt für die Rostocker in dieser Saison aller Wahrscheinlichkeit nach nur die undankbare Aufgabe, sich gegen das vielzitierte Mittelmaß zu wehren und im kommenden Jahr, auch in Anbetracht der finanziellen Situation des Clubs, neu anzugreifen.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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