Hansa Rostock trifft auf angeschlagene Offenbacher
Die Verärgerung war Marc Fascher in aller Deutlichkeit anzumerken. Wenige Minuten nach dem ziemlich schmeichelhaften 3:2-Sieg im Landespokalhalbfinale gegen Bentwisch, zeigte sich der Trainer des F.C. Hansa schwer enttäuscht von der laschen Einstellung einiger Spieler bei diesem vor allem finanziell nicht ganz unwichtigen Spiel. Und auch Matthias Holst, nach der Verletzung Sebastian Pelzers Kapitän der Hansa-Kogge versprach, vor dem Spiel gegen Offenbach am kommenden Samstag im Klartext auf Mängel hinzuweisen, die man sich am unteren Tabellenmittelfeld der 3. Liga nicht erlauben dürfe. Die Marschroute gegen Offenbach ist damit klar: Drei Punkte gewinnen und einen Schlussstrich unter diese Seuchensaison setzen. Mit einem Sieg gegen die Kickers würde Hansa mit sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze bei noch zwei ausstehenden Spielen auch rechnerisch gerettet sein.
DFB-Pokal einziger Lichtblick der Offenbacher
Diese Aussicht dürfte für den Charakter des Spiels am Samstag auch bitter nötig sein, denn mit Hansa und Offenbach treffen praktisch Not und Elend aufeinander. Beide Teams erleben eine katastrophale Saison, Offenbach startete indiskutabel in das Spieljahr 12/13 und fristete die ersten vier Spieltage auf dem letzten Platz. Zwar konnte man sich zur Mitte der Saison noch im Tabellenmittelfeld etablieren, mit zunehmender medialer Aufmerksamkeit für die Finanzprobleme der Kickers fielen aber auch die Leistungen wieder rapide ab. Trainer Arie van Lent musste nach dem 24. Spieltag, trotz toller Leistung im DFB-Pokal, wo man bis ins Viertelfinale vordrang, seinen Hut nehmen, Nachfolger wurde Rico Schmitt, unter dem es bisher nur bedingt besser läuft. Allein den April beendeten die Offenbacher mit einer Ausbeute von zwei mickrigen Punkten aus fünf Spielen, bei einem Torverhältnis von 0:5 Toren. Eine Situation, über die die Hanseaten zwar hinweg zu sein scheinen, die man an der Ostsee aber nur zu gut kennt.
Offenbach gefährlich nah an der Insolvenz
Überhaupt scheint Offenbach noch einen Schritt hinter den Hanseaten zurückzuliegen. Während man im vergangenen Jahr nur mit Hilfe der Stadt Rostock und des Landes Mecklenburg-Vorpommern den Spielbetrieb in der Hansestadt sichern konnte und auch heute noch genauestens auf die Finanzen achten muss, droht den Offenbachern dieses Schicksal in dieser Saison. Mehr als 9 Millionen Euro Schulden belasten den Club, dazu kommt ein negatives Eigenkapital von 3,7 Millionen Euro. Zudem erwarte das Finanzamt rund 400.000 Euro Nachzahlungen. Vor allem das 25 Millionen Euro teure Stadion ist in der 3. Liga kaum abzuzahlen. Medienberichten zufolge hängt das Schicksal des OFC nun vor allem von privaten Gläubigern ab, auch, weil die Kickers, anders als der F.C. Hansa am vergangenen Mittwoch, nicht ins Landespokalfinale einziehen konnten und somit ein Antritt im DFB-Pokal 13/14 und die damit verbundenen Einnahmen passé sind.
Philipp Klement erkrankt
Drei Punkte ist der OFC von einem Abstiegsplatz entfernt, nach dem Spiel gegen Hansa kommen mit Heidenheim und Wiesbaden noch ein Aufstiegsanwärter und ein Underperformer zum Duell. Die Kickers werden am Samstag in Rostock wohl alles tun, die Hoffnung auf den Klassenerhalt aus eigener Kraft aufrecht zu halten. Doch Hansa ist Gastgeber, Hansa hat den Matchball bereits in der Hand und die Kogge hat sich zuletzt mit vereinten Kräften aus einem Tief befreien können, eine Leistung und ein Wissen darüber, die in einem solchen Spiel nur beflügeln können. Verzichten müssen die Rostocker dabei allerdings auf Philipp Klement, der von einer Angina heimgesucht wurde und mit Antibiotika therapiert wird. Es werden bis zu 9.000 Zuschauer in der DKB-Arena erwartet.
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