Hansa Rostock und der furiose Auftakt in die neue Saison
Sichtlich zufrieden verließ Trainer Peter Vollmann am Sonntag als einer der letzten des Hansatrosses das Preußenstadion. Zuvor hatte sein Team die Preußen aus Münster zum Saisonauftakt mit 4:3 bezwungen und dabei eine furiose erste Halbzeit gespielt. Münster entpuppte sich für die Kogge wieder mal als ein gutes Pflaster. Gewann man schon im vergangenen November mit 2:1 beim SCP, konnten die Hanseaten auch dieses Aufeinandertreffen siegreich gestalten.
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Abgezockte und effektive erste Hälfte der Kogge
Mit dem neuen Kapitän Christian Stuff in der Innenverteidigung und Christian Bickel und Kai Schwertfeger im Mittelfeld fanden sich gleich drei Neuzugänge in der Startaufstellung der Hanseaten wieder. Von Beginn an präsentierte sich Hansa auf dem Spielfeld in allen Belangen überlegen, abgezockt und torgefährlich. Eine Standardsituation brachte die Rostocker schon in der sechsten Minute in Führung, als Halil Savran nach einer Ecke von Christian Bickel höher als die Preußenverteidiger stieg – 1:0! Der 29-Jährige, der erst kurz vor Spielbeginn von seiner Nominierung erfahren hatte und sich gegen Neuzugang Marcel Ziemer durchsetzen konnte, rechtfertigte mit dem Führungstor das Vertrauen des Trainers. Rieb sich die Rostocker Anhängerschar nach dem 2:0 durch David Blacha in der zwölften Minute noch die Augen, fiel fünfzehn Minuten später gar das 3:0 für die Gäste durch Kai Schwertfeger. Nachdem die konfusen Münsteraner auf 1:3 verkürzen konnten (31.), stellte Hansa kurz darauf wiederum den alten Drei-Tore-Abstand wieder her. Christian Bickel zog aus 25 m einfach mal ab und bescherte der Vollmann-Elf das 4:1. Ein Paukenschlag. Und ein Nackenschlag für die Adlerträger. Hansa nutzte seine Torchancen konsequent effektiv: aus fünf Chancen entstanden vier Tore. Die Münsteraner verloren viele wichtige Zweikämpfe, wirkten völlig von der Rolle und überließen den Rostockern das Spiel.
Zwei Gegentore durch Standards bringen Kogge zum Wanken
Dass sich die Hanseaten nicht auf ihrem Polster ausruhen konnten, davor warnte Peter Vollmann seine Spieler schon in der Halbzeitpause. Und er sollte Recht behalten. Innerhalb von drei Minuten konnten die Preußen Treffer zwei und drei erzielen und machten die Partie nun richtig spannend. Auffällig auch dass alle drei Gegentore durch Standards fielen – hier gibt es sicherlich noch Handlungsbedarf für das Rostocker Trainergespann. Münster agierte fortan spielbestimmend, wurde druckvoller und kam immer wieder zum Torabschluss. Die Partie wurde hitziger und aggressiver, sodass die Adlerträger die letzten sieben Minuten in Unterzahl das Spiel beenden mussten. Jens Truckenbrod sah nach einem Foul an Kai Schwertfeger die Gelb-Rote-Karte. Das letzte Aufbäumen kam für die Preußen aber zu spät. Hansa konnte sich auch aufgrund der spielerisch glanzvollen ersten und der kämpferischen zweiten Hälfte zu Recht über die gewonnenen drei Punkte freuen.
Rostocker Anhängerschar macht Auswärtspartie zum Heimspiel
Dass die Kogge auswärts stets von einer großen weißblauen Anhängerschar begleitet und unterstützt wird, ist unlängst bekannt. Für die etwa 450 km Entfernung von Rostock nach Münster benötigt man ungefähr viereinhalb Stunden. 1600 Fans begleiteten am Sonntag den FCH ins Münsterland – und machten die Auswärtspartie zu einem Heimspiel. Neunzig Minuten lang hörte man nur weißblaue Fangesänge im Preußenstadion. Die Preußenfans waren ruhig. Gespenstisch ruhig. Der geplante Stimmungsboykott der Fanszene des SCP aufgrund des beschlossenen Maßnahmenkataloges war für die Adlerträger ein Fluch und für die Hansakogge ein Segen. In einer Phase, wo das Team um Ralf Loose jede Unterstützung benötigt hätte, dominierten lautstark die Rostocker das Treiben auf den Rängen. Im zweiten Saisonspiel trifft die Kogge nun am Samstag auf Rot-Weiß Erfurt. Sowohl die Fans als auch die Mannschaft können dann im ersten Heimspiel in der DKB-Arena gleich da fortsetzen, wo sie in Münster begonnen haben…
FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de