Hansa vertraut auf Sturmduo: Nachvollziehbares Risiko

Kurz vor dem Ende der Transferphase kam beim F.C. Hansa Rostock nochmal Unruhe auf: Durch die schwere Verletzung des in eine wichtige Rolle geschlüpften Fan-Lieblings Marcel Ziemer (Kreuzbandriss) wollten die Hanseaten mit einer Neuverpflichtung nochmal nachlegen, entschieden sich aber letztlich doch dagegen. Damit vertauen die Rostocker einem Sturmduo, wohlwissend, dass diese dünne Besetzung ein Risiko ist. Ein Kommentar.

Kein passender Kandidat

Nach der Verletzung von Marcel Ziemer ließ Hansa-Chefcoach Pavel Dotchev verlauten: "Wir wollen noch einen Stürmer holen." Die Begründung: "Wir haben mit Soufian Benyamina und Tim Väyrynen nur zwei Stürmer. Was ist, wenn die sich mal verletzten?" Die dünne Personaldecke bereitete dem Fußballlehrer Sorgen, dennoch entschied sich der Verein gegen eine Neuverpflichtung und vertraut damit seinem Sturmduo. Letztlich ein Zeichen dafür, dass die Verantwortlichen den Markt sondierten, aber keinen passenden Kandidaten fanden. Schon im Sommer hatte der klamme Verein immer wieder betont, nur Spieler holen zu wollen, die der Mannschaft sofort weiterhelfen. Diese sind auf dem überhitzten Transfermarkt vor allem kurz vor Schluss, wenn die Preise nochmal in die Höhe schnellen, ohnehin Mangelware.

Schneider scheut nicht vor plötzlichen Transfers

Zudem hat Manager René Schneider unter Beweis gestellt, dass, sofern es der Mannschaft an Qualität mangelt, er nicht davor scheut, plötzliche Transfers zu tätigen. Die spontane Verpflichtung von Torhüter Janis Blaswich kurz vor Saisonstart, die die Degradierung von dem erst im Sommer verpflichteten Luis Zwick (inzwischen Hertha BSC II) zur Folge hatte, hat sich bereits ausgezahlt: Blaswich ist Leistungsträger der Rostocker, ebenso wie Ziemer einer war. Der 32-Jährige bullige Angreifer ist im Rostocker Offensivspiel ein echter Kämpfer, der Bälle festmacht, gegnerische Verteidiger mit harten Zweikämpfen und guten Laufwegen beschäftigt. Zuletzt war im aber auch seine mangelnde Fitness anzumerken. Dennoch: Die Robustheit macht sein Spiel aus, eine Eigenschaft, die sonst keinen Hansa-Stürmer explizit auszeichnet. Wird davon ausgegangen, dass dieses Kriterium auch bei der Suche nach einem möglichen Ersatz eine Rolle spielte, so war der Markt angesichts der heutzutage zumeist quirligen und technisch versierten Offensivspieler noch kleiner.

Zweite Chance für Väyrynen

Und so dürften die Verantwortlichen froh darüber sein, dass Väyrynen in Rostock geblieben ist. Der Finne stand im Sommer auf dem Abstellgleis und erhält nun eine zweite Chance. Bisher wurde der Angreifer in allen sechs Ligaspielen eingewechselt, demnächst könnte er mehr Spielzeit erhalten. Da die Rostocker in der Regel in einem 4-2-3-1-System (teils mit hängender Spitze) agieren, ist die vorderste Position weiterhin doppelt und somit ausreichend besetzt. Auf der Position des Zehners, der häufig etwas vorgezogen ist, haben die Hanseaten ebenfalls zahlreiche Spieler zur Verfügung. Neben Mike Owusu können auch Selcuk Alibaz, Willi Evseev, Mounir Bouizane sowie der bald genesene Christopher Quiring diese Position bekleiden.

Nachvollziehbares Risiko

Sollte sich aber tatsächlich einer der beiden Stürmer längerfristig verletzten, gehen Dotchev die Optionen aus. Das im Sommer verpflichtete Talent Menelik Chaka Ngu’Ewodo scheint noch nicht reif genug für die 3. Liga, Dotchev müsste den 22-Jährigen ins kalte Wasser werfen oder sich andere Optionen einfallen lassen. Die Entscheidung gegen eine kurzfristige Neuverpflichtung, bei denen Spieler Zeit brauchen, sich persönlich und spielerisch sowie vom Fitnesszustand her an die neue Umgebung zu gewöhnen, ist letztlich zwar nachvollziehbar, aber dennoch ein Risiko, dem sich die breit aufgestellten Rostocker aber bewusst sind. 

   

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