FCH schreibt doppelt Geschichte: "Jeder hat dran geglaubt"

Was für ein verrücktes Spitzenspiel! Beim 3:2 gegen Verl drehte Hansa Rostock einen 0:2-Pausenrückstand, wobei der Siegtreffer erst in der vierten Minute der Nachspielzeit fiel. Es war ein historischer Erfolg, mit dem die Kogge einmal mehr ihre Ambitionen bestätigt hat.

"Das schweißt die Mannschaft zusammen"

Vier Siege in Folge, das schaffte Hansa in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder. Aber fünf Siege hintereinander? Das gab es noch nie! Dabei sah es zur Pause noch danach aus, als würde die Siegesserie reißen: Erst verursachte Sven Sonnenberg einen Elfmeter, der zum 0:1 führte (4.), dann patzte die komplette Abwehr, sodass es nach 38 Minuten 0:2 stand. "Das waren dumme Gegentore", meinte Trainer Jens Härtel. Doch im zweiten Durchgang drehte die Kogge mächtig auf und kam über John Verhoek (55.) und Nik Omladic (59.) binnen vier Minuten zurück.

Mit dem 2:2 hätte Hansa wohl schon gut leben können, da Verl ein gutes Spiel machte und zu Beginn der Nachspielzeit nur hauchdünn an der erneuten Führung vorbeischrammte. Doch dann kam der Ball zu Philip Türpitz, der in die Mitte zog, gegen die Laufrichtung auf das Tor schoss – und traf. Grenzenloser Jubel war die Folge, selbst Torhüter Markus Kolke rannte quer über den Platz. "So einen emotionalen Moment hatten wir in der letzten Saison nicht", hielt Härtel auf der Pressekonferenz fest. "Das schweißt die Mannschaft zusammen."

Direkt nach Spielende musste der Hansa-Coach aber erstmal kräftig durchatmen: "Das war ein wildes Spiel, in dem wir einige Nerven gelassen haben." Nach dem 0:2 sei die Partie "schon fast weg" gewesen, doch mit gleich vier (!) Wechseln zur Pause – ebenfalls ein Novum in der Hansa-Geschichte – sorgte Härtel mit Beginn der zweiten Halbzeit für einen deutlichen Impuls: "Wir wollten ein Zeichen setzen. Die Jungs waren nicht so gut drin." Gemeint waren Lukas Scherff, Jan Löhmannsröben, Manuel Farrona Pulido und Lion Lauberbach.

Dass Härtel mit Nik Omladic, Björn Rother, Tobias Schwede und Philip Türpitz vier potenzielle Stammspieler bringen konnte, zeigte einmal mehr die hohe Qualität und die Breite des Kaders. Mit einer deutlichen Steigerung im zweiten Abschnitt verdiente sich Hansa den Last-Minute-Sieg anschließend. "Wir sind heute der glückliche, aber nicht unverdiente Sieger", meinte Härtel – und konnte sein Glück nach dem Last-Minute-Treffer kaum fassen: "Ich freue mich wahnsinnig."

Härtel euphorisch, aber auch demütig

Matchwinner Türpitz, der erst am Montag verpflichtet wurde, gab sich am "Telekom"-Mikrofon derweil erstaunlich sachlich: "Das Tor ist durch eine extrem gute Mannschaftsleistung entstanden." Er habe den Ball "ganz ordentlich" getroffen, "zum Glück" sei er dann reingegangen. So freute sich der Last-Minute-Neuzugang über einen "Einstand nach Maß", war aber darum bemüht, die Leistung der Mannschaft in den Vordergrund zu stellen: "Es schafft nicht jede Mannschaft, so zurückzukommen. Jeder hat dran geglaubt."

Was wäre wohl im Ostseestadion los gewesen, wenn die Fans hätten kommen dürfen? Zumal das Siegtor vor der Südtribüne fiel. "Das wäre absolut geil gewesen", sagte Härtel und hatte dabei ein Funkeln in den Augen. Auch sonst gab sich der Hansa-Coach ungewohnt euphorisch: "Das ist schon überragend, besser geht es nicht." Doch Härtel wäre nicht Härtel, wenn er nicht zu Demut mahnen würden: "Wir genießen das für einen Moment, müssen aber weiter hart arbeiten." Auch den historischen Erfolg wollte der 51-Jährige nicht zu hoch hängen: "Das bedeutet nicht so viel. Wichtig sind die 38 Punkte und dass wir weiter oben dran bleiben." Vorerst grüßt die Kogge vom zweiten Platz und hat sich damit ganz oben festgesetzt.

Viel Zeit zum Ausruhen würde nun nicht bleiben, denn bereits am Dienstag ist das Nachholspiel in Lübeck angesetzt. Aufgrund der Witterungsbedingungen wird die Partie allerdings mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit abgesagt. Auch Härtel glaubt nicht daran, dass gespielt wird: "Das kann ich mir nicht vorstellen." Falls der Ball doch rollen sollten, "würde uns das anscheißen", meinte er mit Blick auf die Tatsache, dass Lübeck ausgeruht wäre und auch 1860 München – Hansas Gegner nächsten Samstag – einen Vorteil hätte, weil das direkte Duell beider Klubs an diesem Wochenende abgesagt wurde. "Das wäre eine unschöne Sache." Doch dazu wird es höchstwahrscheinlich nicht kommen, sodass Rostock nun eine Woche Zeit hat, um sich auf das nächste Spitzenspiel vorzubereiten. Setzt die Kogge ihren Höhenflug dann fort und baut den Rekord sogar noch weiter aus? Ein sechster Sieg in Folge, noch dazu bei den Löwen, wäre ein weiteres dickes Ausrufezeichen.

   

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