Hansa, will nach Abstieg "alles auf links drehen"- Bleibt Selimbegovic?

Zum dritten Mal nach 2010 und 2012 ist der F.C. Hansa Rostock aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Wieder einmal steht die Kogge vor einem Neuanfang, Interims-Vorstandschef Jürgen Wehlend kündigte an, "alles auf links" drehen zu wollen. Trainer Mersad Selimbegovic könnte aber dennoch im Amt bleiben.

Ausgerechnet Kolke patzt

Als Nils Fröhling den F.C. Hansa im Heimspiel gegen den SC Paderborn am Sonntagnachmittag kurz nach der Pause im Anschluss an einen Torwartfehler von SCP-Keeper Boevnik in Führung brachte und Erzrivale St. Pauli nahezu zeitgleich beim SV Wehen Wiesbaden zum Ausgleich kam, war die Tür zur Rettung über die Relegation weit geöffnet. Doch dann patzte ausgerechnet der sonst so sichere Markus Kolke im Tor der Kogge und verursachte nach 72 Minuten nach einem eigentlich harmlosen Schuss das 1:1, ehe Paderborn kurz vor Schluss sogar in Führung ging (87.) und Hansa damit endgültig aus allen Träumen riss. Da half es auch nichts mehr, dass St. Pauli in Wiesbaden sogar gewann. Mit einem Sieg am letzten Spieltag hätten sich die Rostocker in zwei Entscheidungsspiele gegen Jahn Regensburg retten können, durch die Niederlage geht es nun jedoch auf direktem Wege runter.

Interims-Vorstandschef Jürgen Wehlend trug den Abstieg im "Sky"-Interview mit Fassung: "Das hat sich über die Saison angekündigt, es kommt nicht überraschend." In der Tat steckte die Kogge bis auf die Anfangsphase der Saison und der Tabellenführung nach dem 2. Spieltag fast durchgehend im Abstiegskampf. "Wir hatten jetzt nochmal eine Riesenchance, am Ende hat es aber nicht gereicht", sagte der 58-Jährige und sprach angesichts von sechs Niederlagen zum Saisonende von einem "Abbild der Saison". Immer wieder habe Hansa in den letzten Wochen Spiele durch einzelne Aktionen verloren. Das sei dann keine Frage von Qualität, sondern von Mentalität, fand Wehlend deutliche Worte. Schon in den letzten Jahren habe die Entwicklung bei Hansa auf "extrem niedrigen Niveau" stagniert, daraus gelte es nun die Lehren zu ziehen.

"Kompletter Neuaufbau" angekündigt

Rostocks Interimsboss kündigte an, "alle Bereiche auf links drehen" zu wollen. Es werde kein Stein auf dem anderen bleiben, stattdessen soll es einen "kompletten Neuaufbau" im sportlichen Bereich geben, wie er im "NDR" betonte. Auch in Form von personellen Konsequenzen. "Künftig muss der Verein cleverer agieren", forderte Wehlend und brachte die Installation eines technischen Direktors ins Spiel. Zudem soll vor allem das Scouting verbessert werden, im medizinischen Bereich sollen ebenfalls "Prozesse angepasst" werden. Welche genau, das ließ der 58-Jährige offen.

Etwas konkreter äußerte er sich zur Zukunft von Trainer Mersad Selimbegovic, der Hansa im vergangenen Dezember von Alois Schwartz übernommen hatte. "Er ist ein guter Trainer", ist Wehlend trotz des Abstiegs und eines Punkteschnitts von lediglich 0,82 (nur vier Siege aus 17 Spielen) vom 42-Jährigen überzeugt und entschuldigte sich bei ihm gar für die Bedingungen bei Hansa. Der bis 2025 laufende Vertrag des gebürtigen Jugoslawen besitzt für die 3. Liga zwar keine Gültigkeit, dennoch sei es "eine Option" mit Selimbegovic weiterzumachen, so Wehlend. "Wir werden uns zusammensetzen. Die Frage ist dann, was er möchte und zu was der Verein bereit ist. Er muss bleiben wollen, aber es spricht nichts dagegen." Das letzte Wort dürfte Neu-Sportchef Amir Shapourzadeh haben, der in der kommenden Woche offiziell seinen Dienst antreten wird.

"Brutale Leere" bei Selimbegovic

Selimbegovic selbst wollte sich unmittelbar nach dem Abstieg noch nicht zu seiner Zukunft äußern. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Es sei "schwer, die richtigen Worte zu finden", betonte der 42-Jährige und verspürte eine "brutale Leere und Enttäuschung. Es ist ein trauriger Tag für uns alle". Nach Wiederanpfiff im Anschluss an eine 25-minütige Unterbrechung wegen Krawallen in den Hansa-Fanblöcken sei er mit der Mannschaft "all in" gegangen, doch am Ende reichte es nicht mehr. Kolke machte er aufgrund dessen Patzer derweil keinen Vorwurf: "Es tut mir leid für ihn. Er hat uns oft im Spiel gehalten, auch heute wieder." Ob der Keeper mit Hansa nochmal in die 3. Liga geht, ist noch offen – wie so vieles nach dem Abstieg. Für Rostock steht nun das elfte Jahr in der 3. Liga seit 2010 an. Nach dem ersten Abstieg gelang die sofortige Rückkehr, beim letzten Mal hingegen dauerte es lange zehn Jahre, bis Rostock wieder Zweitligist war.

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button