"Hat nichts mehr mit Normalität zu tun": Frust beim KFC Uerdingen
Der Frust beim KFC Uerdingen war nach der Last-Minute-Pleite gegen den Halleschen FC enorm. Während Trainer Stefan Krämer vor allem seine Mannschaft in die Pflicht nahm, redete sich Torschütze Mike Feigenspan in Rage und prangerte die Bedingungen der Krefelder deutlich an. Beide waren sich jedoch einig, dass die Pleite ins derzeitige Bild passe.
"Lethargisch" und "schlafmützig"
Es lief die 88. Minute. Mit einer 1:0-Führung im Rücken bekam Mike Feigenspan, der schon das erste Krefelder Tor des Abends erzielte, die Kugel vor dem HFC-Tor, doch scheiterte am gut reagierenden Keeper Sven Müller und verpasste damit die Vorentscheidung. Wäre alles nicht so schlimm gewesen, wäre dem KFC das Spiel in den nächsten fünf Minuten nicht noch vollständig entglitten. Denn erst erzielte Stipe Vucur den Ausgleich (89.), ehe Terrence Boyd in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer für den HFC erzielte (90.+2). Diese Umstände betrachtend, "ist das natürlich bitter", gestand Trainer Krämer nach Abpfiff am Mikrofon von "MagentaSport". Mit einem Sieg hätte Uerdingen die Abstiegsplätze verlassen, nun bleiben die Krefelder unter dem Strich – und könnten bei einem Sieg von Kaiserslautern in Lübeck sogar noch weiter abrutschen.
Generell hatte Uerdingen größere Probleme in das Auswärtsspiel hineinzukommen und konnte beim Pausenpfiff glücklich sein, "dass wir zur Halbzeit nicht 0:3 zurückliegen", empfand KFC-Ersatzstürmer Feigenspan, der statt der nicht zur Verfügung stehenden Muhammed Kiprit und Adriano Grimaldi im Zentrum startete. Auch Krämer war mit den ersten 30 Minuten "extrem unzufrieden", Co-Trainer Stefan Reisinger sprach von einem "lethargischen" und "schlafmützigen" Auftritt und davon, dass man sich so im Abstiegskampf nicht präsentieren dürfe. Entsprechend sei es in der Kabine lauter geworden. Feigenspan: "Nach der Halbzeit kommen wir gut raus und machen das Tor", welches jedoch nicht mehr reichen sollte. Drückend angedeutet hatte sich dies jedoch nicht. "Die zweite Halbzeit war okay und ich hatte draußen nicht das Gefühl, dass das noch kippen kann, aber das ist Fußball", resümierte Krämer ernüchtert und sprach von einem "Wirkungstreffer", den die Krefelder im Abstiegskampf einstecken mussten.
"40 Minuten zum Trainingsplatz"
Was Feigenspan jedoch mindestens genauso sehr störte wie die späte Niederlage, sind die Umstände, mit denen sich die Spieler und Trainer beim KFC zufriedengeben müssen. "Ganz Fußball-Deutschland weiß, was wir Spieler hier für eine Scheiße durchmachen müssen", polterte der 25-Jährige, der vor der Saison von Eintracht Braunschweig kam. So sei es "nicht gut für die Köpfe, wenn wir nicht wissen, wo wir am nächsten Tag trainieren können". Er selber müsse mittlerweile "40 Minuten bis zum Trainingsplatz fahren", was für ihn keinen zufriedenstellenden Umstand darstellt. "Das hat nichts mehr mit Normalität zu tun", empfand er und schlussfolgerte, dass dies womöglich der Grund sein könnte, dass "am Ende die drei bis vier Prozent fehlen".
Trainer Krämer wollte dies nicht als Ausrede gelten lassen. "Die Bedingungen jetzt sind okay. Das wäre mir zu wenig, das so heranzuziehen", widersprach er seinem Schützling. Viel mehr störte ihn noch immer das Zustandekommen der Pleite. Wenn sein Team so spät noch führe und die Entscheidung in der Hand habe, "dann kannst du auch unter unseren Bedingungen das Spiel gewinnen", hielt er fest. "Es passt bei uns so ins Bild herein", waren sich Trainer und Spieler final dann doch einig. Dennoch war Krämer sich sicher, dass die Mannschaft wieder aufstehen werde und nächste Woche von Neuem angreift. Zwar fühle sich die Heimfahrt nach so einem Spiel wie "gefühlte 20 Stunden" an, doch der Optimismus, dass alles besser wird, scheint zumindest beim Trainer noch nicht gänzlich verflogen: "Morgen trainieren wir und dann versuchen wir nächste Woche zu gewinnen." Am nächsten Samstag gastiert der KFC beim SC Verl und hat dort die Chance, den Wirkungstreffer vergessen zu machen.