"Hat ordentlich gescheppert": Aue zieht die Daumenschrauben an

Die Krise bei Erzgebirge Aue und ihre Folgen: Personelle Konsequenzen gibt es – anders, als es ein Statement des Vorstands vermuten ließ – zwar nicht, dennoch sind intern die Daumenschrauben angezogen worden. Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich berichtete am Donnerstag von einem "reinigenden Gewitter" – und davon, dass es ordentlich gescheppert habe.

Knallharte Gespräche

Etwas kryptisch waren sie, die Äußerungen von Präsident Roland Frötschner in einem am Mittwochnachmittag veröffentlichen Video des Vereins. So hatte er für die Spieltags-Pressekonferenz die Bekanntgabe von Konsequenzen angekündigt, dabei aber offen gelassen, in welche Richtung diese gehen. Schnell keimten Spekulationen, wie etwa die Beurlaubung von Trainer Pavel Dotchev oder die Suspendierung von Spielern, auf. Doch wie sich am Donnerstag herausstellte, war der Begriff "Konsequenzen" etwas zu hoch gegriffen.

Laut Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich sei der Mannschaft unter der Woche in verschiedenen Gesprächen – mal im Beisein des Vorstands, mal ohne – deutlich gemacht worden, was die Stunde geschlagen habe. Dabei habe es "ordentlich gescheppert". Heidrich sprach von einem "reinigenden Gewitter" und berichtete: "Es sind Sachen auf den Tisch gekommen, die so in der Form noch nicht ausgesprochen wurden. Vielleicht hätte es das vor zwei Monaten schon gebraucht."

"Ins Training muss ein anderer Zug rein"

Der zentrale Punkt: "Ins Training muss ein anderer Zug rein. Wenn das noch nicht jedem klar war, ist das jetzt hoffentlich bei allen angekommen", so der 45-Jährige. "Wir haben die Schrauben angezogen. Es geht um Haltung, Zweikampfführung und Einstellung zum Spiel – das wurde der Mannschaft nochmal deutlich verklickert." Attribute, die Aue in den letzten Wochen und vor allem beim 2:3 gegen Verl am vergangenen Samstag vermissen ließ. "So können wir uns einfach nicht präsentieren." Oder wie es Frötschner formuliert hatte: "Alles, was wir in den letzte Monaten erreicht haben, verspielen wir derzeit." Worte, die es laut Heidrich "auf den Kopf" treffen würden.

Zwar befinde sich der FCE auf der rationalen Ebene mit 39 Punkten in einer durchaus "komfortablen Situation", so Aues Sportchef, doch auf der emotionalen Ebene sei der Abstiegstrend unverkennbar. "Den müssen wir durch Geschlossenheit brechen. Es geht nur um den Klassenerhalt, dem ist alles unterzuordnen. Persönliche Schicksale dürfen keine Rolle spielen", so Heidrichs deutliche Botschaft. Es zähle jetzt "jeder beschissene Punkt", um Planungssicherheit und Ruhe in den Verein zu bekommen. Entsprechend wurden auch sämtliche Vertragsgespräche vorerst auf Eis gelegt.

Dotchev: "Können nur gewinnen"

Drei Punkte am kommenden Wochenende würden schon deutlich zu Beruhigung im Umfeld beitragen, allerdings gastiert Aue bei niemand geringerem als Tabellenführer SV Elversberg. Dennoch geht Trainer Pavel Dotchev positiv an die Partie heran: "Wir haben jetzt nicht den Druck wie in Heimspielen und können nur gewinnen." Dafür müsse sich das Team allerdings "teuer verkaufen" und an die Leistung aus früheren Spielen anknüpfen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Top-Leistung bringen können. Dann sind wir auch in der Lage, dort zu gewinnen."

Die Mannschaft sei über den letzten Auftritt selbst geschockt gewesen, so der Deutsch-Bulgare. "Viele Sachen sind nicht so gelaufen, wie wir sie uns gewünscht haben. Aber wir wissen, dass wir es besser können." Die Partie beim Ersten sei eine "Riesenchance", um ein Zeichen zu setzen. Nicht dabei sein wird Antonio Jonjic (Bänderverletzung), während die Einsätze von Marvin Stefaniak (Nackenverletzung) und Erik Majetschak (Trainingsrückstand) noch fraglich sind. "Wir wollen das aber nicht als Alibi nutzen", ließ Dotchev wissen. Ob das Anziehen der Daumenschrauben Wirkung gezeigt hat, wird dann am Samstag zu sehen sein.

   

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