VfL-Hauptversammlung: 926.000 Minus – Präsidium entlastet

524 Mitglieder des VfL Osnabrück, davon 491 stimmberechtigt, haben am Sonntagvormittag den Weg in die Osnabrücker Stadthalle gefunden, um am ersten Teil der diesjährigen Jahreshauptversammlung teilzunehmen. Wegen der Vielzahl der zu besprechenden Themen wird es am 9. Dezember zu einem zweiten Teil kommen, bei dem über die zukünftige Rechtsform (e.V. oder GmbH & Co KGaA) der Lila-Weißen entschieden werden soll. Am heutigen Sonntag standen als wichtigste Tagesordnungspunkte die Entlastung des Präsidiums sowie die Genehmigung des Haushaltsplanes für die Saison 2012/2013 an. liga3-online.de war vor Ort und berichtet ausführlich von der Versammlung.

Neuer Wahlausschuss gebildet

Zum Anfang der Veranstaltung wurde seitens des Vereins ein Wahlausschuss gebildet, dessen zukünftige Aufgabe es ist, die anstehenden Abstimmungen zu kontrollieren und überprüfen. Nach der Begrüßung von Versammlungsleiter Dr. Christian Kröger legten die verschiedenen Abteilungen des VfL ihre Jahresberichte ab und präsentierten ihre oftmals zufrieden stellenden Ergebnisse. Gegen 12:00 Uhr erschien der Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück, Boris Pistorius, welcher zusammen mit der Stadt Osnabrück, Landkreis, Sparkasse und den Stadtwerken ein Modell zur Rettung des finanziell angeschlagenen VfL Osnabrück konzipierte. Folglich betrat Präsident Gert Lehker das Podium in der "OsnabrückHalle". Er stellte seinen Bericht vor, machte auf die vielen Misserfolge im vergangenen Spieljahr aufmerksam und plädierte nochmals für die von der Vereinsführung anstrebte Ausgliederung.

Ein Minus von 926.000 Euro

Der Steuerberater des VfL musste im Folgenden den Mitgliedern das Jahresminus von 926.000 Euro übermitteln. Die Umsatzverluste des letzten Jahres sind laut Steuerberater Dirk Schütter unter anderem auf die rückläufigen Zuschauerzahlen (280.000), die Steuernachzahlung (250.000), dem Sponsorenbereich (165.000) und Merchandising und Catering (226.000) zurückzuführen. Für Transfers von zwei Spielern gelangen in der Sommerpause Einnahmen von 451.000 Euro. Die Kosten für das Personal bezifferte Schütter auf etwa 4,3 Millionen Euro. Bekannt wurde auch, dass der Geschäftsführer der Lila-Weiß-Marketing GmbH, Dieter Prütz, im abgelaufenen Geschäftsjahr Provisionen in Höhe von 316.000 Euro erhalten habe, was bei einigen Mitgliedern Diskussionen auslöste. Er selbst nahm daraufhin Stellung und erklärte, dass er im Durchschnitt etwa acht Prozent an Provision bekäme und den Umsatz der Lila-Weißen um 1,5 Millionen Euro erhöht habe. Sein Vertrag läuft im Jahr 2013 aus. ,,Wenn man mich nicht mehr haben will, orientiere ich mich um und suche nach neuen Zielen.", so Prütz.

Vorstand entlastet

Der Vorstand des VfL Osnabrück wurde um 15:15 Uhr mit 342 Ja-Stimmen bei 11 Gegenstimmen entlastet, 116 Mitglieder enthielten sich und wollten damit wohl ein Zeichen für eine gewisse Unzufriedenheit setzen, allerdings auch ihre Gesprächsbereitschaft signalisieren. Das Vertrauen vieler Fans gegenüber der Vereinsführung hat in den letzten Jahren spürbar abgenommen, besonders die Mitgliederinitiative ,,NfdV" und die Ultras geben sich mit der aktuellen Lage nicht zufrieden. Auch dem Bericht des Kassenprüfers und Steuerberaters wurde mit einer großen Mehrheit zugestimmt, ebenso dem von Geschäftsführer Ralf Heskamp vorgestellten Haushaltsplan für die kommende Spielzeit, worin der Verein mit einem Überschuss von 477.000 Euro plant. Hauptgrund dafür ist das angestrebte ,,Sale & Lease Back"- Modell, bei dem eine Gesellschaft der Stadt Osnabrück die Immobilien der Osnabrücker osnatelARENA kaufen und der VfL daraufhin als Mieter agieren würde, folglich würde man etwa 150 000 Euro pro Saison einsparen. Am 11. Dezember wird es deshalb zu einer Abstimmung der Ratsmitglieder kommen – die Chance, dass dieses geplante Projekt in Kraft tritt ist bei einer Ausgliederung der Profifußballabteilung in eine Kapitalgesellschaft (GmbH & Co KGaA) deutlich höher als bei der sogenannten ,,Vereinslösung" (e.V.). Dies konnte man aus den bisher getätigten Aussagen der einzelnen Parteivorsitzenden gegenüber der ,,Neuen Osnabrücker Zeitung" klar heraushören.

Ehrenpräsident gekürt

Oberbürgermeister Boris Pistorius bekräftige in einer flammenden Rede nochmals die Bereitschaft der Stadt, dem VfL in dieser schwierigen Situation helfen zu wollen. Er wertete das Signal der Enthaltungen der ,,Opposition" als ein Zeichen für Zusammenhalt und freute sich, dass die Entlastung des Präsidiums herbeigeführt wurde. Auch machte er deutlich, dass er in Zukunft keine Lust auf die fünfte Liga hat und alle Mitglieder dazu aufruft, am 9. Dezember zum zweiten Teil der Jahreshauptversammlung in der Halle Gartlage zu erscheinen, um über die Zukunft des VfL auf der Landkarte im Profifußball zu sichern. Kurz davor will er das ausgearbeitete Konzept in den Medien ausführlich vorstellen, damit sich jedes Mitglied im Klaren ist, worüber abgestimmt wird. Zum Abschluss der Hauptversammlung wurden dann unter kräftigem Beifall der Ehrenratsvorsitzender und ehemalige Schatzmeister Reinhard Coppenrath sowie der im Februar nach 15 Jahren Amtszeit zurückgetretene Präsident Dr. Dirk Rasch zu Ehrenmitgliedern des VfL gekürt. Rasch wurde sogar zum Ehrenpräsidenten des Vereins ernannt. Nach gut fünf Stunden und sichtlich müden Anwesenden beendete Präsident Gert Lehker den ersten Teil der Jahreshauptversammlung und bedankte sich für das große Interesse. Bleibt abzuwarten, ob es im Dezember genauso harmonisch abläuft und die nötige 3/4 Mehrheit für eine Ausgliederung zustande kommt. Dass es viele Gegenstimmen geben kann und sich eine durchaus beachtliche Opposition gebildet hat sollte man nicht unterschätzen. Der heutige Tag hat die Gräben zwischen allen Beteiligten jedenfalls nicht ausgeweitet, eher erst einmal ein wenig zugeschüttet.