Havelse-Kapitän Fölster: "Warum sollten wir die 3. Liga nicht wuppen?"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Tobias Fölster von Drittliga-Aufsteiger TSV Havelse über prominente Gratulanten, reizvolle Nordduelle gegen Braunschweig sowie Osnabrück und er erzählt, was hinter dem Motto "Schlawiner on Tour" steckt.
"Handy war voll mit Nachrichten"
liga3-online.de: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 3. Liga! Zählen Sie schon die Tage bis zum Saisonstart, Herr Fölster?
Tobias Fölster: "Ehrlich gesagt sind wir alle froh, mal ein paar Tage durchzuatmen. Vom 4. Januar bis zur Aufstiegsrelegation waren wir durchgehend im Training und wurden vom Verband auch lange auf heißen Kohlen sitzen gelassen. Ich bin stolz, wie wir als Mannschaft mit dieser verrückten Saison umgegangen sind."
Wer waren die prominentesten Gratulanten nach der gewonnen Aufstiegsrelegation gegen den Regionalliga Bayern-Meister 1. FC Schweinfurt (1:0/1:0)?
Martin Kind und Ex-Kanzler Gerhard Schröder von Hannover 96 saßen beim Rückspiel auf der Tribüne und gehörten zu den ersten Gratulanten. Mein Handy war natürlich auch voll mit Nachrichten. Besonders gefreut habe ich mich über die Nachrichten von Sascha Mockenhaupt vom SV Wehen Wiesbaden und Niko Gießelmann vom 1. FC Union Berlin, mit dem ich früher in der U 23 von Hannover 96 gespielt habe.
Die Kehrseite der Medaille: Der Urlaub bis zum ersten Training fällt extrem kurz aus!
Genau, in wenigen Tagen geht es für uns schon wieder in die Vollen. Bis dahin muss noch die Trainerfrage geklärt werden, nachdem uns Jan Zimmermann in Richtung Hannover 96 verlässt. Mit den Leuten auf der Geschäftsstelle möchte ich also auch nicht so gerne tauschen. (lacht)
Studenten und Berufstätige im Kader
Der Spruch "Schlawiner on Tour" zierte die Aufstiegsshirts des TSV. Was steckt dahinter?
Das ist ein besonderes Brötchen, das sich ein Bäckerei-Sponsor für den TSV Havelse ausgedacht hat. Aber es passt teilweise auch gut zu den Charakteren, die wir in der Mannschaft haben, und wird nun unser Motto.
Mit den Zweitliga-Absteigern Eintracht Braunschweig und VfL Osnabrück sowie dem SV Meppen mischen einige Nord-Klubs in der 3. Liga mit. Auf welchen Gegner bzw. welche Auswärtsfahrt freuen Sie sich am meisten?
Da gibt es einige Gegner. Am Betzenberg gegen den 1. FC Kaiserslautern zu spielen oder die Duelle gegen 1860 München und den MSV Duisburg stehen den Nordduellen eigentlich in Nichts nach – wobei die Bremer Brücke in Osnabrück schon sehr speziellen Flair hat.
Werden Sie und Ihre Mitspieler durch den Aufstieg jetzt zu Vollprofis?
Unser Team besteht aus vielen Studenten und Spielern, die einem anderen Beruf nachgehen – inklusive mir! Mehr als eine Reduzierung der Stunden wird nicht möglich sein. Hier steht in den nächsten Tagen das Gespräch mit meinem Chef an.
Trainer braucht "taktischen Plan"
Dementsprechend geht Havelse die Saison 2021/22 mit lediglich zwei drittliga-erfahrenen Spielern im Kader – Neuzugänge nicht eingerechnet – und ohne Erfolgscoach Jan Zimmermann an. Kurzum: Ein Himmelfahrtskommando?
Da muss ich etwas ausholen. Unsere Reise mit Jan Zimmermann begann, als wir in der Regionalliga Nord sechs Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz hatten. Zweieinhalb Jahre später sind wir jetzt in der 3. Liga. Das zeigt einerseits, was er für ein außergewöhnlicher Coach ist und auch wie sehr wir uns taktisch und spielerisch gesteigert haben. Warum sollten wir diese Euphorie nicht mitnehmen können und mit dem ein oder anderen Neuzugang diese Liga wuppen?
Welche Eigenschaften muss der Zimmermann-Nachfolger in Havelse mitbringen?
In den letzten Wochen sind hier kleinere aber auch bekanntere Namen gefallen. Für mich wäre das Wichtigste, dass der neue Trainer den TSV Havelse als besonderen Verein mit Halb-Profitum begreift und uns einen taktischen Plan gibt, der über eine stabile Defensive hinausgeht.