Heuer Fernandes: "Es ist für mich ein Traum, 2. Liga zu spielen"
In der Weiße Weste-Wertung von liga3-online.de rangiert er momentan auf dem zweiten Platz, im Sommer wechselte er von Bochums Reservemannschaft nach Osnabrück und ist zudem noch Torhüter der U21-Nationalmannschaft Portugals. Daniel Heuer Fernandes ist erst 20 Jahre jung und zählt bereits zu den stärksten Keepern der dritten Liga, das belegen nicht nur die Werte. Im Interview mit liga3-online.de sprach er über das gelungene erste Saisondrittel, die Nationalmannschaft und den Traum 2. Bundesliga.
liga3-online.de: Herr Fernandes, am Saisonanfang sprach man in Osnabrück von einem Übergangsjahr. Nach knapp einem Drittel der aktuellen Spielzeit stehen Sie mit dem VfL auf dem vierten Platz in unmittelbarer Nähe zu den Aufstiegsrängen. Wir gehen davon aus, dass Sie hochzufrieden sind mit dem bisherigen Verlauf?
Heuer Fernandes: Natürlich können wir zufrieden sein mit dem Start. Aber die Saison ist noch lang, nach wie vor schauen wir nur von Spiel zu Spiel.
Nur 13 Gegentore und 5 Zu-Null-Spiele können sich sehen lassen. In unserer Weiße Weste-Wertung belegen Sie zusammen mit Schlussmann Kronholm vom SV Elversberg den zweiten Rang. Wo sehen Sie trotz der guten Statistik noch Verbesserungspotential in der Defensivarbeit?
Unsere Defensivarbeit ist sehr gut, denke ich. Das macht es unter anderem aus, dass wir so gut in die Saison gestartet sind. Manchmal haben wir durch individuelle Fehler Rückschläge hinnehmen müssen.
Sechs Mal durften Sie bereits im Dress der portugiesischen U21-Nationalmannschaft auflaufen. Insgesamt stehen 225 Spielminuten für internationale Einsätze auf dem Konto. Ging dort ein Kindheitstraum in Erfüllung und wie sehr freuen Sie sich über eine Nominierung?
Es ist etwas Großes für sein Land zu spielen und bei internationalen Spielen dabei zu sein. Bei diesen Spielen misst man sich auf hohem Niveau, das ist schon etwas ganz Besonderes.
2010 wechselten Sie in die A-Jugend von Borussia Dortmund, doch nach nur einem Jahr ging es zurück zum VfL Bochum. Wieso kam es nur zu einem Kurzbesuch in der Talentschmiede des Champions-League Teilnehmers?
Verträge für die Amateurmannschaft waren bereits vergeben, ich habe in Dortmund eine gute Saison gespielt, deswegen ist Bochum wieder auf mich aufmerksam geworden. Durch meine Zeit in Bochum konnte ich dort meine Schule beenden und mein Abitur machen. Deswegen war ich damit sehr zufrieden.
Auf dem Platz liefern Sie konstant ansehnliche Leistungen ab, in der ein oder anderen Situation konnte sich Ihr Team schon bei Ihnen für ihre Paraden bedanken. Wo liegen Ihre Stärken als Keeper?
Es ist nicht leicht, über sich selbst dazu etwas zu sagen. Aber ich denke, ich bin auf der Linie und in 1 gegen 1 – Situationen recht gut. Außerdem würde ich mich als mitspielenden Torwart sehen.
Es dringt immer wieder durch, dass das Mannschaftsgefüge beim VfL sehr gut ist. Geschlossenheit, Zusammenhalt und Ehrgeiz sind typische Attribute, die wir Ihrem Team zuschreiben würden. Was unternehmen Sie in der Freizeit mit den Jungs, wenn es die Zeit erlaubt? Mit welchen Teamkameraden kommen Sie besonders gut zurecht?
In der Mittagspause gehen wir meistens mit mehreren Jungs essen. Mit Andreas Spann unternehme ich häufig etwas, zu Beginn der Saison haben wir in einem Haus zusammen gewohnt, da hat sich das so ergeben.
Bei Ihrer Vorstellung im Juni haben Sie von der tollen Atmosphäre und dem engen Stadion geschwärmt. Wurden Ihre Erwartungen nach den ersten Heimspielen und dem brisanten Derby gegen Preußen Münster erfüllt?
Was die Fans in unserem Stadion für eine Stimmung machen, ist schon sensationell. Man spürt die Unterstützung, vor allen Dingen, wenn wir mal zurückliegen wie gegen RB Leipzig oder gegen Münster. Da hat uns das Publikum so gepusht, dass wir noch einmal eine Schippe drauflegen konnten. Und es hat ja gewirkt, gegen Leipzig haben wir das Spiel gedreht und gegen Münster noch einen Punkt geholt.
Ihr Vertrag läuft am 30. Juni 2014 aus, jedoch gibt es eine Option auf ein weiteres Jahr in Lila-Weiß. Können Sie sich einen längerfristigen Verbleib in Osnabrück vorstellen?
Im Moment bin ich sehr zufrieden mit meiner Situation und damit, wie der VfL geführt wird. Die Option liegt beim Club, bisher wurden noch keine Gespräche geführt.
Mit 20 Jahren gehören Sie zu den jüngsten Torhütern der Liga und verfügen noch über Entwicklungspotential und Perspektiven. Haben Sie sich persönlich ein mittelfristiges Ziel gesetzt, vielleicht die 2. Bundesliga?
Natürlich ist es für mich ein Traum, in der 2. Liga zu spielen, am liebsten dann mit dem VfL…;-) Zur Zeit geht es aber nur darum, die bestmögliche Leistung in der 3. Liga abzurufen. Alles andere wird sich finden.
Auf dem Rasen kommt es rüber, als seien Sie eher der ruhige Typ, der dennoch nicht vor klaren Ansagen für die Mitspieler scheut. Können Sie diesen Eindruck bestätigen?
Als Torwart sollte man als sicherer Rückhalt für die Mannschaft gelten, wenn man dann eine gewisse Ruhe ausstrahlt, kann das nicht schaden. Außerhalb des Platzes sehe ich mich nicht als ruhiger Typ, ich bin eher lustig und habe gern Spaß mit den Jungs.
Am Samstag wartet im Auswärtsspiel Aufsteiger Holstein Kiel, die nach einem furiosen Start aus den letzten sechs Begegnungen lediglich zwei Punkte einfahren konnten. Wie schätzen Sie die ,,Störche“ ein und mit welchen Zielen gehen Sie in die Partie?
Holstein Kiel will sein Heimspiel unbedingt gewinnen, nachdem sie sechs Spiele in Folge keinen Dreier einfahren konnten. Aber wir wollen das natürlich verhindern und den Störchen die Punkte abnehmen.
Vielen Dank für das Interview!
FOTOS: Flohre Fotografie