HFC in Saarbrücken: Drei Gründe für drei Gegentore
Auf den Rausch folgt der Kater. Nachdem der HFC vor einer Woche mit dem fulminanten 4:3-Heimsieg den ERDGAS-Sportpark zum Jubeln brachte, brachte die Auswärtspartie gegen den 1. FC Saarbrücken nun die deutliche Ernüchterung. Mit 3:0 musste sich die Mannschaft von Sven Köhler gegen den Abstiegskandidaten geschlagen geben und bewies damit ein weiteres Mal in dieser Saison, dass der HFC ein gravierendes Konstanzproblem hat. Aber was lief konkret schief? liga3-online.de hat nachgehakt:
Die wackelige Abwehr
An erster Stelle musste sich einmal mehr die HFC-Abwehr die Gegentore auf die Fahnen schreiben. Während die beiden Außenverteidiger Florian Brügmann und Daniel Ziebig sicherlich in ihrer Leistung etwas weniger kritisch beäugt werden mussten, wirkten die Innenverteidiger Franke und Mouaya vereinzelt völlig unabgestimmt. Bei Saarbrückens 1:0 war von Marcel Franke weit und breit nichts zu sehen, Patrick Mouaya bewegte sich von Torschütze Marcel Ziemer weg, der daraufhin unbedrängt einschießen konnte. Das 2:0 resultierte aus Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Franke und Keeper Pierre Kleinheider, der auf der Linie blieb, während Tim Knipping dem zu zaghaften Franke entwischte, beim 3:0 bewegte sich Patrick Mouaya viel zu langsam nach hinten, während erneut Marcel Franke, statt mit ganzer Kraft ins Laufduell zu gehen, erst darauf plädierte, dass der Ball im Seitenaus gewesen sei und dann im entscheidenden Zweikampf die notwendige Robustheit vermissen ließ. Während sein Gegenspieler also mit energischstem Tatendrang die Entscheidung herbeiführen wollte, verließ sich Franke stattdessen in derselben Situation gleich zweimal hintereinander auf gestenreiches Protestieren, was am Ende sinnbildlich für die miserable Defensivleistung der Hallenser war.
Die geraubte Kreativität
Der HFC bekam es am Sonnabend mit einer der schwersten Mannschaften der Liga zu tun. Sicher, die Saarbrücker rangieren seit Monaten auf den Abstiegsplätzen, besitzen aber kurioserweise eine Mannschaft mit hohem spielerischem Potenzial. So kann niemand, manchmal nicht einmal die Mannschaft selbst, genau sagen, ob der FCS die Partie über den Abstiegskampf-typischen Kampf oder über die spielerische Komponente annimmt, zu der der Kader theoretisch durchaus in der Lage wäre. Saarbrücken hat die Möglichkeit, die Spielphilosophie gar während des Spiels zu variieren und damit hatte der HFC wiederum gravierende Schwierigkeiten. Das Spiel der Mannschaft von Sven Köhler war zuletzt vor allem von zwei Faktoren gekennzeichnet: Entweder man nahm die Partie selber in die Hand und feuerte ein massives Angriffsfeuerwerk ab oder man ließ den Gegner bestimmen und verlagerte sich auf die zerstörerische Demoralisierung. Der 1. FC Saarbrücken glänzte nun seinerseits am Sonnabend damit, die Hallenser in ihrer eigenen Kreativität an der Nase herumzuführen, indem man die eigene Spielweise oft veränderte und den HFC zum Reagieren zwang, worunter der Spielaufbau massiv zu leiden hatte. Spieler wie Akaki Gogia oder Francky Sembolo hatten beileibe nicht so viele Spielanteile wie zuletzt, Chancen für die Hallenser resultierten vor allem aus Fehlern der Saarbrücker. Trotzdem fand der HFC kein Mittel, um die Defensive der Saarländer entscheidend zu knacken, was auch an der Abwesenheit eines Mannes lag.
Die Abwesenheit von Tim Kruse
Stabilisator Tim Kruse musste an seiner alten Wirkungsstätte in Saarbrücken verletzungsbedingt passen und sein Fehlen beeinflusste die gesamte Mentalität der Hallenser. Aufgrund dessen, dass Ersatzmann Nicklas Brandt im Spielaufbau merklich limitierter als Kruse ist, mussten Spieler wie Ziegenbein oder Gogia in einem deutlich strikteren Rahmen walten, als sie es dürfen, wenn Kruse als stiller Regisseur das Spiel lenkt. Wie sehr solch eine fehlende Freiheit einen Edeltechniker wie Akaki Gogia hemmt, konnte man am Sonnabend beobachten. Sein Auftritt erinnerte an Partien in der Hinrunde, in der Kruse noch nicht beim HFC spielte und Gogia ähnlich fest eingeschnürt war, wie gegen Saarbrücken. Auch Björn Ziegenbein konnte nicht wie gewohnt als dynamischer Mittelfeldspieler den Angriff entscheidend bereichern, sondern übernahm eher strategische Aufgaben, die sonst ebenfalls Kruses Metier sind. Damit ging den Hallensern auch ein Stück Torgefahr verloren, das sich am Ende sichtbar auf der Ergebnistafel widerspiegelte.
FOTO: Dieter Schmoll