HFC-Keeper Pierre Kleinheider: "Ich wusste, dass ich es kann"
Seit dem 1. Juli 2013 steht Pierre Kleinheider beim Halleschen FC unter Vertrag. War er zu Beginn hinter Dominik Kisiel die Nummer zwei bei den Saalestädtern, steht der 24-Jährige seit dem vierten Spieltag ununterbrochen zwischen den Pfosten, kassierte 30 Gegentore und blieb bereits acht Mal ohne Gegentreffer. Im Interview mit liga3-online.de sprach der gebürtige Offenbacher am Donnerstag unter anderem über seine schwere Saison 2012/2013, den kommenden Gegner Chemnitzer FC, die Dritte Liga und das schwere Erbe, das er von seinem Vorgängers Darko Horvat übernahm.
liga3-online.de: Guten Tag, Herr Kleinheider, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wie geht es Ihnen?
Pierre Kleinheider: Hallo, mir geht es ganz gut. Ich habe noch etwas Probleme mit dem rechten Ellenbogen nach dem Spiel gegen Regensburg, aber ich glaube, dass es am Sonntag schon gehen wird.
Hatten Sie denn bisher einen schönen „Tag des Glücks"?
Ich habe gar nicht mitbekommen, dass der heute ist. Glück – dann hätte ich heute bestimmt frei bekommen (lacht). Wir müssen ja auch arbeiten, damit wir etwas schaffen und in Chemnitz gut spielen.
Wie fällt Ihr Fazit nach knapp neun Monaten beim Halleschen FC aus?
Man lebt sich ja relativ schnell ein, und die Mannschaft hat einen damals auch gut aufgenommen. Es waren ja auch viele neue Spieler dabei, wir waren also zu Beginn ein zusammengewürfelter Haufen. Aber in den letzten Monaten haben wir uns richtig zusammengefunden und haben auch gesehen, dass wir es drauf haben und die Liga sozusagen aufmischen können.
Es ist Ihre erste Saison in der Dritten Liga? Was zeichnet diese Liga aus?
Wir haben eine sehr ausgeglichene Liga, in der jeder einen guten Tag braucht, um zu gewinnen. Man muss jedes Spiel hochkonzentriert angehen – das haben wir auch schon oft genug gemerkt. Man nehme das Spiel gegen Heidenheim, wo wir gegen den Tabellenführer 0:0 spielen. Da waren wir sehr diszipliniert. Gegen Burghausen waren wir zum Beispiel nicht zu 100 Prozent da und verlieren eben auch. Das macht die Liga aus – jeder kann jeden schlagen, und im Mittelfeld ist es sehr eng. Die ersten drei Mannschaften sind schon etwas weiter weg, aber direkt danach beginnt ja schon das Mittelfeld und alle sind nur ein paar Punkte auseinander. Und mit einer kurzen Siegesserie kommt man ganz schnell nach oben.
Was war bislang das Highlight der bisherigen Saison?
Das Hinspiel gegen Osnabrück war schön. Es war ein Flutlichtspiel, und wir haben 2:0 gewonnen. Auch das Spiel in Unterhaching war etwas Besonderes. Es war auch unter Flutlicht, und ich habe einen Elfmeter gehalten.
Was war Ihrer Meinung nach die bisher beste Leistung des Teams?
Ich glaube, dass wir im Hinspiel gegen Chemnitz eine sehr starke Leistung gezeigt haben. Da waren wir effektiv und sehr konzentriert und konnten durch Kampf und mannschaftliche Geschlossenheit sogar mit zwei Mann in Unterzahl gewinnen.
Also kann man gerade deshalb mit viel Selbstvertrauen am Sonntag in Chemnitz antreten?
Ja klar. Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir gegen sie bestehen können, obwohl sie vor der Saison auch andere Ziele hatten und zwischenzeitlich nicht gut dastanden. Aber jetzt haben sich die Chemnitzer ja auch wieder gefangen.
Was erwarten Sie am Sonntag für ein Spiel? Dem CFC fehlt mit Ronny Garbuschewski auch ein Leistungsträger. Ist das für die Mannschaft eine Schwächung?
Ich glaube nicht, dass es eine richtige Schwächung ist. Natürlich fehlt mit Garbuschewski ein wichtiger Spieler, aber die haben genug gute Spieler auf der Bank und hatten vor der Saison auch das Ziel, aufsteigen zu wollen und haben auch gut eingekauft. Sie werden deshalb nicht leichter zu bespielen sein und ich denke, dass es ein heißes Derby vor einer guten Kulisse wird. Auch wenn das Stadion halb abgerissen ist (lacht).
Gibt es schon eine Zahl, wie viele HFC-Fans die Mannschaft vor Ort unterstützen werden?
Der Auswärtsblock ist ausverkauft, aber es gibt wohl auch nur 600 Karten für unsere Fans, und die kommen ja meistens so schon mit.
Weil sie es bereits ansprachen: Die Saison des HFC ist bisher ein stetiges Auf und Ab. Einem schwachen Start folgte eine gute Phase, vor dem Jahreswechsel gingen drei Partien verloren, nun verlor die Mannschaft nur eins von acht Spielen. Wie erklären Sie sich diese Schwankungen in den Leistungen?
Ja, wir sind mit vier Niederalgen denkbar schlecht gestartet, haben es dann mit drei Siegen rumgerissen und uns wieder reingekämpft in die Liga, obwohl uns viele schon wieder abgeschrieben hatten. Am Ende des Jahres hatten wir dann einen Durchhänger, aber man muss auch sagen, dass wir in Leipzig und gegen Erfurt gespielt haben und durch ein Eigentor unglücklich in Burghausen verloren haben. In Leipzig verlieren viele andere Mannschaften auch und gegen Erfurt haben wir auch unglücklich das Nachsehen gehabt. Es war dann natürlich denkbar schlecht, dass wir zum Jahreswechsel auf einem Abstiegsplatz standen. Aber vielleicht hat das manchen auch die Augen geöffnet.
Manche Spieler brauchten also das Negativerlebnis, um zu realisieren, dass es in der Saison bis zum Ende gegen den Abstieg gehen könnte?
Ich glaube, der ganze Verein ist dann zur Winterpause näher zusammengerückt. Jeder wusste, was jetzt gebraucht wird, um die Liga zu halten. Wir hatten dann einen super Start und zwei super Neuzugänge mit Tim Kruse und Francky Sembolo, die sich sofort in die Mannschaft integriert haben und jede Woche ihre Leistung abrufen.
Wie erleben Sie Ihren Trainer Sven Köhler in diesen Phasen, wenn es nicht so gut läuft? Ist er auch der Mannschaft gegenüber eher ruhig, so wie es oftmals nach außen wirkt? Kann er auch laut werden?
Ja, jeder Trainer kann mal laut werden. Aber man hat gesehen, dass er vor dem Spiel gegen Wiesbaden sehr angespannt war. Es geht auch ihm sehr nahe, wenn wir keine Leistung bringen und der Trainer ist immer der erste, der in die Kritik gerät. Und deshalb war es gut, dass das Präsidium ihm den Rücken gestärkt hat und gesagt hat, dass man weiter mit ihm durch die Saison gehen wird – und im Endeffekt war es die richtige Entscheidung.
Was zeichnet ihn in diesen Momenten aus? Es wirkt oft so, dass die Leistungen gerade dann stimmen, wenn der mediale Druck am größten ist. Wie schafft er es, die Mannschaft dann immer wieder zu erreichen?
Er stellt uns gut ein und er kann es gut herüberbringen, dass man weiß, um was es jetzt geht. Und bis jetzt hat es gut geklappt, dass wir in den entscheidenden Momenten die Ärmel hochgekrempelt haben und dann den Fußball gezeigt haben, den wir eigentlich jede Woche zeigen wollen.
Teil 2: Die Zeit ohne Spiele und das Erbe von Darko Horvat
FOTOS: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi und Flohre Fotografie