HFC-Torjäger Terrence Boyd im Interview: "Wollen kein Mitleid"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Terence Boyd vom Halleschen FC über das bevorstehende Derby gegen den 1. FC Magdeburg (Freitag, 19 Uhr), die vielen Ausfälle innerhalb der Mannschaft und seine abgesessene Rot-Sperre.
"Stimmung ein wenig gedrückt"
liga3-online.de: Pünktlich zum Derby gegen den 1. FC Magdeburg stehen Sie nach abgesessener Rotsperre wieder zur Verfügung. Sind Sie schon heiß, Herr Boyd?
Terrence Boyd: Ich persönlich bin auf jeden Fall heiß auf das Derby. Allerdings haben die vergangenen Tage mit den schwereren Verletzungen von Jan Löhmannsröben, Aaron Herzog und nun auch noch Sven Müller ein wenig die Stimmung gedrückt. Wir hätten uns gerne mit voller Kapelle gegen die Magdeburger gemessen. Genauso wie wir am liebsten Magdeburg mit voller Montur erwarten würden. Das macht den Reiz eines Derbys aus.
Wie geht das Team mit den vielen Verletzungen um?
Innerhalb der Mannschaft herrscht schon so etwas wie Fassungslosigkeit. Man stellt sich die Frage, woran es liegen kann und welche Gründe dafür ausschlaggebend waren. Am Ende kommen wir aber immer wieder zu dem Punkt, dass bei der Einzelbetrachtung viel Pech dabei gewesen ist. Allerdings ist auch ist die Ansetzung unserer Spiele etwas unglücklich gelaufen. Nach einer Englischen Woche Ende August hatten wir zwei Wochen Pause, weil in Zwickau wegen einer Demonstration nicht genügend Polizisten vor Ort waren, sodass wir danach wieder drei Spiele innerhalb weniger Tage absolvieren mussten. Diese Schwankungen muss ein Körper erst einmal verkraften. Das war sicherlich nicht förderlich bei den Verletzungen.
Inwieweit ändert sich durch vielen Verletzten auch die Vorbereitung auf das Spiel gegen Magdeburg?
Wir haben ein paar Jungs aus den Nachwuchsmannschaften hochgezogen. Wir können ja bei der Anzahl der verbliebenen Spieler nicht nur Fußball-Tennis spielen (lacht). Aber im Ernst: So ein Ausmaß an eher fußballuntypischen Verletzungen habe ich während meiner Laufbahn noch nicht erlebt. Ich muss aber betonen, dass unser Teamspirit trotz der aktuellen Situation hervorragend ist.
Wie sehr haben Sie in den beiden zurückliegenden Spielen, wo Sie Ihre Sperre abgesessen haben, mit der Mannschaft mitgefiebert?
Das war nicht einfach für mich. Trotz meiner manchmal doch sehr rüpelhaften Zweikampfführung war es erst mein zweiter Platzverweis. Aber ich bin stolz, wie die Mannschaft das aufgefangen hat. Obwohl wir gegen 1860 München über eine Stunde in Unterzahl spielten, haben wir einen Punkt geholt.
"Wie das kleine gallische Dorf"
Wie muss Ihre Mannschaft jetzt gegen den Tabellenführer auftreten, um dennoch als Derbysieger vom Platz zu gehen?
In der Partie wird viel zusammen kommen. Unser Plan steht. Wir wissen, wie wir verteidigen und wie wir angreifen wollen. Viel wird aber von der Tagesform beider Mannschaften abhängen. Trotz aller Rivalität muss man aber neidlos anerkennen, dass Magdeburg in dieser Saison sehr ordentlichen Fußball spielt.
Nach einem guten Saisonstart mit drei Siegen aus den ersten fünf Spielen gab es nun seit vier Begegnungen keinen Sieg mehr (drei Unentschieden, eine Niederlage). Kommt das Derby zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht sogar gelegen?
An Motivation wird es auf unserer Seite nicht mangeln. In einem Derby zählt die Tabelle nicht. Und von Magdeburg wird sicherlich auch kein Mitleid zu erwarten sein wegen unserer Verletzten. Das wollen wir aber auch gar nicht, denn von Almosen können wir uns nichts kaufen. Wir sind wie das kleine gallische Dorf, das sich gegen die Römer stemmt. Es ist unser Ziel, dass alle Hallenser freudestrahlend ins Wochenende starten können.
Während Ihrer Laufbahn haben Sie sieben Spiele in der Bundesliga und 42 Partien in der 2. Liga absolviert, waren auch in Österreich und der USA am Ball. Außerdem durften Sie 14 Mal für die Vereinigten Staaten auflaufen. Welcher Moment fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an den bisherigen Verlauf denken?
An mein einziges Bundesliga-Tor für den SV Darmstadt 98 gegen meinen Ex-Klub Borussia Dortmund in der Saison 2016/2017 denke ich schon sehr gerne zurück. Aber auch das Länderspiel mit den USA im Azteken-Stadion gegen Mexiko war etwas Besonderes. Ausgerechnet in diesem Spiel hatte ich etwas ungewollt den Siegtreffer vorbereitet (lacht).