Hildmann im Interview: "Benötigen jetzt einen dicken Bohrer"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Großaspach-Coach Sascha Hildmann über seine ersten Wochen als Drittliga-Trainer, die Exotenrolle, die Vorteile bei SGS und blickt auf das harte Programm nach der Länderspielpause.
[box type="info" size="large"]"Dürfen mit dem Saisonstart zufrieden sein"[/box]
liga3-online.de: Nach einem starken Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Spielen gab es zuletzt drei Partien in Folge ohne eigenes Tor. Warum läuft es aktuell vor allem vorne nicht rund, Herr Hildmann?
Sascha Hildmann: Was mir zuletzt auch beim 0:0 in Jena gefehlt hat, war der finale, manchmal auch der vorletzte Pass im Spiel nach vorne. Trotzdem dürfen wir mit unserem Saisonstart zufrieden sein. Inklusive der beiden Pokalspiele stand in sechs von acht Partien hinten die Null – sicherlich kein Zufall.
Legen Sie aufgrund der Tor-Armut in den letzten Spielen bei den Trainingseinheiten den Fokus voll auf die Offensive?
An der angesprochenen Genauigkeit im letzten Drittel werden wir in den kommenden Wochen verstärkt weiter arbeiten. Mit Hau-Ruck-Fußball muss man in dieser Liga wirklich vorsichtig sein. Gerade wie beispielsweise gegen Gegner wie den VfR Aalen (0:0, Anm. d. Red.), die fast ausschließlich vom Umschaltspiel leben.
In der Verbandspokal-Partie beim Oberligisten FSV 08 Bissingen (1:0) am Mittwoch stimmte zumindest das Ergebnis. Wie zufrieden waren Sie mit der Leistung Ihres Teams?
Pokalspiele unter der Woche auf so einem kleinen Platz sind keine leichte Aufgabe. Meine Mannschaft war größtenteils überlegen, aber der Siegtreffer durch Alexander Aschauer fiel etwas spät.
[box type="info" size="large"]"Bleiben ein stolzer Dorfklub"[/box]
Die SG befindet sich in der vierten Saison hintereinander in der 3. Liga, geht aber irgendwie noch als kleiner Exot durch. Täuscht dieser Eindruck?
Wir bleiben ein stolzer Dorfklub zwischen großen Städten wie Magdeburg, Rostock oder Karlsruhe. Dort riecht es überall nur so nach Tradition. Wir sind noch kleiner als Lotte und wollen durch unsere familiäre Atmosphäre, eine einzigartige Philosophie, Menschlichkeit und die kurzen Entscheidungswegen punkten. Entscheidend ist, wie wir diese anderen Vorteile nutzen. Für mich war auch deshalb die Aufgabe in Großaspach reizvoll, weil man hier unter ruhigen und sehr professionellen Bedingungen Spieler ausbilden und ein Team entwickeln kann.
Als Trainer war die 3. Liga für Sie Neuland. Was hat Sie eigentlich am meisten überrascht?
Knifflige Frage. Zu meiner Zeit als Jugendtrainer beim FSV Mainz 05 habe ich viele Drittliga-Spiele der U23 beobachtet. Mir war schon bewusst, wie hoch das Niveau ist – auch im athletischen Bereich. Wenn du dann selbst an der Seitenlinie stehst, wird einem die ganze Wucht erst richtig bewusst. Ich bin sicher nicht der Erste, der die enorme Ausgeglichenheit in der 3. Liga als Qualitätsmerkmal sieht. Matchglück und auch viele kleine Faktoren machen wöchentlich den Unterschied aus.
Am 9. September kommt dann der VfL Osnabrück nach Großaspach. Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Osnabrück hat der Überraschungssieg im DFB-Pokal sichtlich gut getan. Seit dem 3:1 gegen den HSV spielt das Team deutlich befreiter auf. Ich erwarte, dass sich der VfL in den nächsten Wochen in der Tabelle weiter nach oben kämpft.
Und es wird nicht einfacher. Danach folgen innerhalb von acht Tagen Spiele in Unterhaching, gegen Karlsruhe und beim SV Wehen Wiesbaden. Ein straffes und schweres Programm, oder?
Wenn wir noch Fortuna Köln als Überraschungsmannschaft dazuzählen, sind diese vier Spiele schon ein Brett, für welches wir einen dicken Bohrer benötigen. Wir glauben an unseren Weg und die Stärken im Defensivbereich, wo wir flexibel mit einer 3er- oder 4er-Kette agieren wollen.