Hinrunden-Fazit 1. FCM: Vom Abstiegskampf zum Höhenflug
Der 1. FC Magdeburg hat eine turbulente, aber letztendlich höchst erfolgreiche Hinrunde in der 3. Liga auf dem zweiten Platz beendet. Vom Abstiegskampf zum Höhenflug in Aufstiegssphären binnen nur weniger Wochen – worin ergründet sich die plötzliche Leistungsexplosion beim FCM? liga3-online.de analysiert die ersten 19 Spiele der Saison 2016/2017.
Das lief gut
Alles ab dem sechsten Spieltag! Der erkämpfte 3:2-Auswärtssieg bei Preußen Münster markierte den großen Wendepunkt in der Hinserie des 1. FC Magdeburg. Eine 2:0-Führung wurde verspielt, dann aber markierte Christopher Handke den entscheidenden Treffer. Zur Erinnerung: Damals standen beide Teams mit vier Zählern aus sechs Spielen mächtig unter Druck – und zwar im Tabellenkeller. Dann aber folgten 29 Punkte aus den folgenden 13 Partien, ein absolut aufstiegsreifer Schnitt. Maßgeblich an dieser Bilanz beteiligt waren zwei Siegesserien von vier respektive fünf Erfolgen in Serie. Die letzte Kette kann in der Rückrunde gar noch ausgeweitet werden. Und warum steht Magdeburg oben? Weil nicht nur Christian Beck regelmäßig trifft, sondern der gesamte Kader an Torgefahr zugelegt hat. Die Defensive hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zeitgleich gefangen, strahlt mehr Sicherheit aus. Und natürlich hat auch Trainer Jens Härtel einen nicht unbedeutenden Anteil an der großen Magdeburger Erfolgsstory.
Das lief nicht gut
In dieser Rubrik kann der FCM mit einigen Monaten Abstand guten Gewissens auf die ersten Spiele der Saison schauen, die zumeist einer Enttäuschung glichen: Ein Sieg, ein Remis, vier Niederlagen – das klang doch mehr nach Krise als nach einem fröhlichen Start in die neue Spielzeit. Aber, und das sollte sich als wichtiger Baustein auf dem Weg zur raschen Magdeburger Wiederbelebung herausstellen: Das mächtige Umfeld des 1. FC Magdeburg entschied sich, ruhig zu bleiben. Keine miese Stimmung, keine Forderungen nach Konsequenzen wurden laut. Sie ließen Spieler, Trainer und Verantwortliche in Ruhe arbeiten und wurden rasch mit Ergebnissen belohnt. Während der FCM auf fremdem Platz der beste Klub der ganzen Liga ist, zeigte er zuhause nicht immer die nötige Konstanz: Angesichts von 16 Punkten aus neun Spielen die Heimpartien als Schwäche zu werten, wäre gleichzeitig aber vermessen.
Die Bewertung der Transfers
Im Sommer nahm der 1. FC Magdeburg auch aufgrund der Tatsache, dass nahezu das komplette Grundgerüst der Vorsaison mit Verträgen für die aktuelle Spielzeit ausgestattet war, keine großen Veränderungen vor. Insgesamt tätigte die Härtel-Elf sieben Transfers, von denen mit Tobias Schwede ein Spieler voll einschlug und mit einem Tor sowie sechs Vorlagen maßgeblichen Anteil am Höhenflug besitzt. Julius Düker brauchte dagegen eine lange Anlaufzeit, um in den letzten Wochen vor der Winterpause mit wichtigen Treffern zu überzeugen und sich als zweite Spitze neben Christian Beck zu etablieren. Florian Kath und Gerrit Müller erhielten hin und wieder ihre Einsätze, besonders Müller hatte zuletzt mit Verletzungspech zu kämpfen. Auch Wolfsburg-Leihgabe Moritz Sprenger war zu Saisonbeginn gesetzt, musste aber in den letzten Partien sogar seinen Kaderplatz abgeben. Maurice Exslager ist noch überhaupt nicht angekommen, Ersatzkeeper Leopold Zingerle deutete seine Klasse in drei Pflichtspiel-Einsätzen aber an.
Der beste Spieler: Christian Beck
Kein großes Wunder: Wieder einmal ist Lebensversicherung Christian Beck der Spieler der Hinrunde beim 1. FC Magdeburg. Aber: Dieser Titel geht längst nicht so deutlich wie noch im letzten Jahr an den Torjäger, denn auch Neuzugang Tobias Schwede und Abwehrchef Christopher Handke zeigten starke Hinrunden. Mit zehn Toren und drei Vorlagen untermalte Beck, der jüngst erst seine Treue zum FCM bestätigte, seine Wichtigkeit für den 1. FC Magdeburg. Auch in 2016/2017 steuert „Beckus“ wieder auf 20 oder mehr Treffer zu…
Die größte Enttäuschung: Maurice Exslager
Mit der Erfahrung von 95 Zweitliga-Spielen stieß Maurice Exslager im Sommer zu den Elbstädtern, überzeugte aber nicht: Neun Einsätze, davon die meisten als Joker. Und kein einziger erzielter Treffer. Diese Zahlen lesen sich reichlich ernüchternd. Auch Neuzugang Gerrit Müller, der immerhin mit der Empfehlung von 171 Drittliga-Spielen nach Magdeburg kam, überzeugte nur selten. Für einen Platz in der Startelf reichte es lediglich fünf Mal, zuletzt gehörte er sieben Mal in Folge nicht zum Kader.
Fazit
Der 1. FC Magdeburg hat eine völlig verrückte Hinrunde mit anfänglichen Tiefen und schlussendlichen Höhenflügen hinter sich. Nachdem in den ersten Wochen sogar der Abstiegskampf einkalkuliert werden musste, drehte der FCM im September erstmalig auf und platzierte sich nach einer neuerlichen Serie im November und Dezember zur Winterpause gar auf dem Aufstiegsrang 2. Dabei profitierte allerdings Magdeburg ebenso von der Konkurrenz, die im oberen Tabellendrittel noch nicht wirklich in Fahrt gekommen ist: Holstein Kiel, der Chemnitzer FC oder der VfL Osnabrück – keiner der drei Klubs spielte einen konstant hochklassigen Herbst, und selbst der MSV Duisburg ist für Magdeburg nicht außer Reichweite. Wohin kann dieser Weg führen?
Prognose & Ausblick
Die Grundzutaten für ein schmackhaftes, vielleicht sogar zweitligataugliches Menü hat Magdeburg bereits zusammen: Die Mannschaft ist intakt und kennt sich. Ist aber nicht so ausrechenbar wie noch im letzten Jahr. Jens Härtel bleibt als Trainer stets auf dem Boden, weiß um die Qualitäten seines Teams. Ist der FCM aufstiegsreif? Die Gegenfrage: Wer ist Aufstiegskandidat, wenn nicht der Fußballclub? Drei deutlich bessere Vereine lassen sich in der 3. Liga auf Anhieb nicht ausmachen. Und eben aus diesem Grund kann dem Fußballclub der große Wurf gelingen. Wichtig ist, dass weiterhin Fans und Truppe an einem Strang ziehen – daran dürfte es kaum scheitern. Finden im Winter zusätzlich noch ein bis zwei hochkarätige Transfers den Weg an die Elbe, dann kann der 1. FC Magdeburg zu einem ernsthaften Anwärter auf die 2. Bundesliga heranwachsen.