Hinrunden-Fazit Holstein Kiel: Die Konstanz fehlt

Platz sechs nach der Hinrunde ist die beste Halbzeit-Platzierung in der Drittliga-Geschichte der KSV Holstein. Dennoch fällt die Bilanz durchwachsen aus. Zu oft blieben die Störche hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. liga3-online.de zieht ein Fazit.

Das lief gut

Mit nur 15 Gegentoren stellt Holstein die drittbeste Defensive der Liga. Vor dem überwiegend sicheren Keeper Kenneth Kronholm agierte eine souveräne Viererkette. In der Innenverteidigung hatten Kapitän Rafael Czichos und Dominik Schmidt die Lage meist im Griff. An Rechtsverteidiger Patrick Hermann bissen sich erneut viele gegnerische Flügelspieler die Zähne aus. Auf der linken Seite musste die KSV den verletzungsbedingten Ausfall von Patrick Kohlmann verkraften. Der 19-jährige Arne Sicker, in der eigenen Jugend ausgebildet, sprang in die Bresche, musste aber auch Lehrgeld zahlen.

In der Offensive bot Holstein oftmals ein sicheres Passspiel mit rassige Kombinationen. Wenn der Kieler Express ins Rollen kam, gab es überzeugende Siege. In der laufenden Saison hat Holstein wieder einen Heimnimbus. Fünf Siege vor heimischer Kulisse, darunter 3:0-Erfolge gegen Mainz und Zwickau, bilden einen erfreulichen Kontrast zur Vorsaison, als die KSV die drittschlechteste Heimstatistik aufwies. Höhepunkt der Vorrunde war das fulminante 4:1 in Rostock.

Das lief nicht gut

Viele Chancen, zu wenige Tore. Die spielerische Überlegenheit münzte Holstein zu selten in Ergebnisse und Punkte um. So gingen gerade enge Spiele verloren. In Magdeburg etwa spielte Holstein streckenweise wie ein Champion – ging aber mit einer 0:1-Niederlage vom Platz. Gegen Erfurt und in Halle reichte es trotz Überzahl nur zu einem 0:0. Insgesamt blieb Holstein acht Mal ohne eigenen Torerfolg. Steven Lewerenz, Kingsley Schindler und Mathias Fetsch trugen im Wechsel den Titel des Chancentods.

Im August, nach nur vier Saisonspielen, setzte der Verein Trainer Karsten Neitzel den Stuhl vor die Tür und holte Markus Anfang an die Förde. Der Zeitpunkt war unglücklich. Eine frühere Trennung, etwa am Ende der missglückten Vorsaison, hätte dem Nachfolger mehr Zeit und mehr Einfluss auf die Neueinkäufe gelassen.

Außerdem: Die Stimmung im Team war offenbar nicht immer die beste. "Disziplinarische Gründe" und interne Strafen, jahrelang kein Thema in Kiel, beschäftigten die Fans mehrfach. Kiebitze berichten zudem von Reibereien auf dem Trainingsplatz.

Bewertung der Neuzugänge

Sieben externe Neuzugänge kamen zum Saisonbeginn ins Storchennest – und die meisten standen regelmäßig auf dem Platz. Der Österreicher Niklas Hoheneder kam aus Paderborn und bewährte sich als Allrounder in Abwehr und defensivem Mittelfeld. Dominic Peitz zeigte nach anfänglicher Verletzungspause sein Potential als Abräumer auf der Sechser-Position. Im zentralen Mittelfeld agierte der Ex-Sandhausener Alexander Bieler als Spielgestalter und Standard-Schütze – auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen Zwangspausen einlegen musste. Dribble-Künstler Dominick Drexler (kam aus Aalen) und der pfeilschnelle Kingsley Schindler (Hoffenheim) sorgten für offensive Glanzlichter.

Weniger gut verlief die Hinrunde für Luca Dürholtz und Tammo Harder. Der aus Dresden gekommene Spielmacher Dürholtz absolvierte nur eine Partie über die vollen 90 Minuten. Und Harder, der für die zweite Mannschaft des BVB regelmäßig ins Schwarze traf, erzielte lediglich einen Treffer und stand in der gesamten Hinrunde nur 77 Minuten auf dem Platz. Bislang keine Rolle spielte der aus der eigenen Jugend in den Profikader aufgerückte Stürmer Miguel Fernandes.

Bester Spieler

Dominick Drexler hat auf dem Flügel oder in der Sturmspitze gespielt und dabei mit seinen Dribblings regelmäßig die Gegenspieler vor unlösbare Probleme gestellt. Fünf Tore, dazu sechs Assists – der Neuzugang aus Aalen war der auffälligste Holsteiner.

Schwächster Spieler

Saliou Sané hatte sich nach mehreren schweren Verletzungen einen Platz in der Startelf erarbeitet, erzielte per Hackentrick das erste Kieler Saisontor gegen den FSV Frankfurt – und manövrierte sich anschließend ins Abseits. Gelb-Rot innerhalb von zehn Minuten in Aalen, schließlich Suspendierung "aus disziplinarischen Gründen".

Fazit

Holstein hat einen hochkarätig besetzten Kader und teilweise äußerst attraktiven Fußball geboten. Aber die Leistungen und die Ergebnisse waren schwankend. Auf ein hart erkämpftes 3:1 gegen Lotte folgte eine blutleere Vorstellung beim 0:1 in Köln. Auf das begeisternde 4:1 in Rostock folgte ein ärgerliches 1:2 gegen Großaspach. Immer, wenn ein Aufstiegsplatz in Reichweite war, verpassten die Störche den Sprung. Der Eindruck vieler Zuschauer: Das Team ruft seine Möglichkeiten oft nicht ab. Entsprechend herrscht in Kiel derzeit keine Fußballbegeisterung. Der Zuschauerschnitt ist leicht gesunken, von 5.193 auf 4.822 Fans pro Spiel – trotz der deutlich verbesserten Form im heimischen Stadion.

Ausblick & Prognose

Platz sechs, vier Punkte hinter den Aufstiegsrängen, ist theoretisch eine gute Ausgangsposition, um in der Rückrunde anzugreifen. Aber nach der wechselhaften ersten Saisonhälfte drängt sich der Eindruck auf: das Team ist noch nicht so weit. Immerhin wurde die Mannschaft in den letzten 18 Monaten komplett umgekrempelt. Aktuell stehen mit Kenneth Kronholm, Patrick Herrmann und Tim Siedschlag nur noch drei Akteure auf dem Platz, die im Juni 2015 beinahe in die 2. Liga aufgestiegen wären. Eine schlagkräftige Einheit, die eine Erfolgsserie starten kann, scheint Holsteins Kader derzeit nicht zu sein. Das von der sportlichen Leitung ausgegebene Ziel, um den Aufstieg mitzuspielen, dürfte um ein Jahr aufgeschoben werden müssen.

   

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