Hinrunden-Fazit MSV: Herbstmeister mit kleinen Schwächen
Relativ zeitnah zu Beginn der Saison gab Trainer Ilia Gruev vom MSV Duisburg einen Zwei-Punkte-Durchschnitt für die laufende Spielzeit als Zielvorgabe aus. Mit rund 1,84 Punkten sind die Meidericher dieser Zielvorgabe sehr nahe gekommen – die Hinrunde verlief vielversprechend.
Das lief gut
Mit nur elf Gegentoren in 19 Spielen stellen die Zebras mit Abstand die beste Defensive der Liga. Ohne Neuzugänge in der Startelf-Viererkette gelang es Kapitän Branimir Bajic seine Abwehrreihe wieder zu stabilisieren, was die Grundlage für das Ballbesitz-Spiel der Duisburger bildet. Im Vergleich zur letzten Saison spielt der MSV wesentlich ballsicherer und geordneter. Wohl auch deswegen verloren die Meidericher nur zwei ihrer Partien, dem gegenüber stehen ganze neun Siege. Sowohl zuhause (18 Punkte), als auch in der Fremde (17 Punkte) holten die Blau-Weißen eine ansehnliche Punktzahl und zeigten damit, dass sie fast überall ihrem Favoritenstatus gerecht werden können. Mit Ahmet Engin zog Ilia Gruev zudem nach langer Zeit mal wieder ein Talent aus der eigenen Jugend erfolgreich in den Kader.
Das lief nicht so gut
Zuerst war es die Chancenerarbeitung, dann der Torabschluss. Beim MSV kristallisiert sich kein richtiger Knipser heraus, was zwischenzeitlich auch für eine Durststrecke von 400 Minuten ohne eigenen Treffer sorgte. Daraus resultierte auch schnell eine unangenehme Unruhe seitens der Fans, die den attraktiven Fußball der ersten Partien vermissten. Generell hat das Publikum – wie gewohnt – hohe Erwartungen an das gesamte Duisburger Team. In schwierigen Situationen kommt es dann sogar dazu, dass vereinzelte "Gruev raus"-Rufe trotz Tabellenführung erklingen. Natürlich haben die Fans das Recht, ihren Unmut zu bekunden und dennoch sollte sich jeder im Klaren sein, dass auch die Spieler mit den Unruhen des Publikums zu kämpfen haben. Dagegen gilt es für die Kicker auf dem Platz, auch wirklich in jeder Partie für die Herzen der Zuschauer zu fighten und Leidenschaft für den Verein zu zeigen – das ließen die Zebras ab und zu auch mal vermissen.
Bewertung der Neuzugänge
Mark Flekken, elf weiße Westen, ein Tor. Allein dieser Transfer hat sich für Duisburg so bezahlt gemacht, wie schon lange keiner mehr. Der 23-jährige Niederländer hat Ex-Stammkeeper Michael Ratajczak schon längst vergessen lassen und ist der absolute Rückhalt in der Mannschaft. Die restlichen Neuzugänge sind dagegen etwas abgefallen. Nach einem soliden Start und zwei wichtigen Toren in Magdeburg und gegen Bremen ist es sehr ruhig um Tugrul Erat geworden, in den letzten zehn Partien stand er nur 153 Minuten auf dem Platz. Rechtsverteidiger Fabio Leutenecker kam mit reichlich Drittliga-Erfahrung, wirkte bei seinen letzten Startelf-Einsätzen aber eher als Unsicherheitsfaktor. Thomas Blomeyer, Mael Corboz und Keeper Daniel Zeaiter erhielten kaum bzw. keine Einsatzzeit, Fabian Schnellhardt gilt nicht als "echter" Neuzugang. Fazit: bei nur sechs externen Zugängen war es klar, dass die Neuen das Ruder nicht rumreißen sollten. Trotzdem hätte es neben Flekken noch ein bisschen mehr sein dürfen.
Bester Spieler
Auch wenn Mark Flekken für diese Auszeichnung prädestiniert ist, so darf man die Leistung von Dustin Bomheuer keinesfalls unterschätzen. Der 25-jährige Innenverteidiger galt nach dem Abstieg als aussortiert, sein Abgang wurde seitens des Vereins bereits offiziell verkündet. Dann aber kam der Kehrtwende, Bomheuer verlängerte um ein Jahr und spielte seit dem dritten Spieltag durchweg eine starke Hinrunde.
Schwächster Spieler
Neuzugang Fabio Leutenecker hat sich in Duisburg noch nicht ganz eingelebt. Mit einer Erfahrung von 138 Drittliga-Partien sahen ihn viele Fans schon als Rechtsverteidiger gesetzt, am Ende machte aber Nico Klotz das Rennen. Gerade in seinen letzten Partien wirkte Leutenecker unruhig und bedacht darauf, bloß keine Fehler zu machen.
Fazit
Mit 35 Punkten und der Herbstmeisterschaft im Rücken können die Zebras euphorisch auf die Rückrunde schauen. Wenn es ihnen gelingt, wieder zurück zu ihrer attraktiven Spielweise zu Beginn der Saison zu finden, dann gewinnen sie auch schnell die Anerkennung der zeitweilen unzufriedenen Fans zurück. Ein echter Knipser würde dem Kader gut tun – ohne Abgänge wird eine Neuverpflichtung in der Winterpause auch aus finanziellen Gründen aber eher schwierig. Das Wichtigste ist wirklich, dass Fans und Mannschaft uneingeschränkt an einem Strang ziehen und das wird nur über eine leidenschaftliche Leistung der Meidericher funktionieren. Dazu muss Ilia Gruev die Statik im Spiel seines Teams ablegen, die sich zwar nicht immer, aber immer mal wieder einschleicht. Denn eigentlich ist in Duisburg doch ansonsten alles in Ordnung.
Ausblick & Prognose
Die Zeichen für den MSV Duisburg stehen gut. Zugegebenermaßen haben in der Hinrunde auch die Ergebnisse der Konkurrenten für die Duisburger gesprochen, dennoch hielten sich die Blau-Weißen dank eigener konstanter Leistung immer dort, wo sie jetzt stehen. Wenn dem Team von Ilia Gruev ein guter Rückrundenstart gelingt und sie ihre bisherige Leistung nochmal steigern können, dann führt an den Zebras kein Weg vorbei – ein direkter Aufstiegsplatz ist zweifelsfrei zu holen.